Rolle ihres Vaters im Dritten Reich Neue Vorwürfe gegen Königin Silvia

Stockholm · Königin Silvia ist in Schweden wegen Aussagen über die Nazi-Vergangenheit ihres Vaters, erneut in die Kritik geraten. Ein von ihr in Auftrag gegebener Bericht soll die Rolle von Walther Sommerlath beschönigt haben.

Kronprinzessin Victoria zeigt stolz ihren Babybauch
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Der schwedische Fernsehsender TV4 hat in einer Reportage schweres Geschütz gegen Königin Silvia (68) aufgefahren. Die Königin soll demnach die Unwahrheit über die Verstrickungen ihres Vaters Walther Sommerlath im Dritten Reich gesagt haben.

Der Sender hatte 2011 aufgedeckt, dass Königin Silvias Vater Walther Sommerlath, der 1920 nach Brasilien ausgewandert war, bereits 1934 und damit weitaus früher als andere Deutsch-Brasilianer in die Auslandsorganisation der NSDAP eingetreten war.

Dadurch hatte der Königinnenvater 1939, im Rahmen der sogenannten Arisierung, die zwangsenteignete Berliner Fabrik eines jüdischen Besitzers zugeschlagen bekommen. Er sei also ein aktiver Nazi gewesen, der direkt vom Dritten Reich profitierte, so das Fazit des Senders.

Rolle bei einer Enteignung

Königin Silvia hatte dagegen beteuert, dass ihr Vater lediglich Geschäftsmann gewesen sei. Ohne Parteimitgliedschaft habe man aber keine Geschäfte machen können. Eine Untersuchung, die Königin Silvia in Auftrag gab und die im August 2011 veröffentlicht wurde, schien diese Version zu bestätigen.

Dabei ging es insbesondere über die Rolle Sommerlaths bei der Enteignung der Fabrik des jüdischen Eigentümers Efim Wechsler. Sommerlath, so der Bericht, habe seinerseits zwar die Firma des jüdischen Geschäftsmanns aus Berlin-Kreuzberg übernommen, diesem aber auch die Flucht nach Brasilien ermöglicht und ihn so vor dem Holocaust-Tod bewahrt.

Walther Sommerlath soll demnach für die Berliner Fabrik mit Land in Brasilien bezahlt haben. Das Land habe Wechsler erhalten und deshalb auch in Brasilien einreisen dürfen.

Gleich nach Erscheinen hatte die US-Vereinigung der Holocaust-Überlebenden die Arbeit des schwedischen Historikers Erik Norberg als "nicht unabhängig" und "unglaubwürdig" kritisiert, da er von der Königin selbst in Auftrag gegeben wurde, hieß es.

"Es fehlen jegliche Beweise"

Die neue TV-Reportage, die am Mittwoch im schwedischen Fernsehen ausgestrahlt wurde, zielt in die gleiche Richtung. Programmchef Johan Åsard: "Wir zeigen Punkt für Punkt auf, dass der zentrale Schlusssatz der Königin bei ihrer persönlichen Präsentation des Berichtes, ihr Vater habe einem Juden bei der Flucht aus Nazi-Deutschland geholfen, stark in Frage gestellt werden muss. Es fehlen jegliche Beweise."

Auch Hilde Schramm, Tochter des NS-Kriegsverbrechers Albert Speer, kritisiert die Königin: "Es spielt keine Rolle, ob man eine Königin ist oder nicht. Man muss erwarten können, das alle Nachkommen die innere Stärke haben, ihre Eltern kritisch zu betrachten, es wagen, kritische Fragen zu stellen, auch um mit der Geschichte der Familie für sich selbst ins Reine zu kommen", sagt sie.

Für Königin Silvia scheint sich somit die Hoffnung nicht zu erfüllen, die sie noch im vergangenen Monat geäußert hätte: dass dieses Jahr ein besseres werden möge, als es das letzte gewesen war.

2010 hatten Enthüllungen über Ausflüge von König Carl Gustaf (65) ins Rotlicht-Milieu für Schlagzeilen gesorgt. Ende Dezember sagte Königin Silvia: "Ja, ich bin enttäuscht, und ja, es tut mir leid. Aber was soll ich sagen? Es hat mich wohl stärker gemacht."

(RP/csr/das)
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