Nach Mord von 1983 im Namen der Staatsführung Jugoslawische Ex-Geheimdienstchefs in München vor Gericht

München · Mehr als drei Jahrzehnte nach dem Mord an einem jugoslawischen Oppositionellen in Bayern müssen sich zwei frühere Top-Agenten als mutmaßliche Drahtzieher vor Gericht verantworten.

 Josip Perkovic war früher Geheimdienstchef in Jugoslawien. Nun sitzt er auf der Anklagebank.

Josip Perkovic war früher Geheimdienstchef in Jugoslawien. Nun sitzt er auf der Anklagebank.

Foto: dpa, ab bjw sja axs

Am heutigen Freitag beginnt vor dem Oberlandesgericht München der Prozess gegen zwei pensionierte Geheimdienstchefs aus Kroatien, deren Auslieferung eine europäische Staatsaffäre auslöste. Beide sollen für den Tod ihres Landsmanns Stjepan Durekovic im oberbayerischen Wolfratshausen 1983 mitverantwortlich sein.

Bewegung kam in das Verfahren erst im vergangenen Jahr mit Kroatiens EU-Beitritt. Nach Einschätzung der deutschen Justiz war Durekovic das Opfer einer Mordserie, die die jugoslawische Staatsführung in den 70er und 80er Jahren an kroatischen Dissidenten in der Bundesrepublik verüben ließ.

Auf Betreiben der Bundesanwaltschaft, die politische Straftaten verfolgt, wurde bisher ein Hintermann des Attentats von Wolfratshausen verurteilt. Er verbüßt eine lebenslange Freiheitsstrafe. Europaweites Aufsehen erregte der Fall Durekovic im vergangenen Jahr.

Die Bundesanwaltschaft hatte von Kroatien die Auslieferung der früheren Geheimdienstmänner Zdravko Mustac und Josip Perkovic gefordert. Doch die Regierung in Zagreb lehnte das Ansinnen ab und ließ ein Gesetz ändern, sodass der internationale Haftbefehl zunächst ins Leere lief.

Erst nach Druck der EU-Kommission, die dem Land mit dem Entzug finanzieller Hilfen drohte, übergab Kroatien Mustac und Perkovic in diesem Frühjahr an die deutschen Behörden. Beide sitzen in Untersuchungshaft. Sie haben bestritten, den Mord in Auftrag gegeben zu haben. Wer Durekovic in einer Garage mit Schüssen und Schlägen tötete, ist nicht geklärt.

(REU)
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