"Er fehlt mir" Dalai Lama vermisst Papst Johannes Paul II.

Vatikanstadt (RPO). Der Dalai Lama vermisst Papst Johannes Paul II. In einem Zeitungsinterview erinnerte sich das tibetische Oberhaupt mit viel Wehmut an die Zeiten mit Wojtyla. Aber auch an Papst Benedikt hat er bereits nach eigenem Bekunden "bewundernswerte" Eigenschaften entdeckt.

Laut italienischer Tageszeitung "Corriere della Sera" würdigte das geistliche Oberhaupt des tibetischen Buddhismus bei seinem Besuch in Mailand den Wojtyla-Papst als außergewöhnlichen Mann, der auch im Alter nichts von seiner Entschlossenheit verloren habe. "Er hat die spirituellen Werte und den interreligiösen Dialog vorangebracht. Er fehlt mir", zitierte die Zeitung den Dalai Lama.

Am amtierenden Papst Benedikt XVI. bewundere er dessen Insistieren, dass Glaube und Vernunft zusammengehen müssten, so der Dalai Lama weiter. Zugleich bedauerte er laut Bericht, dass es bei seinem Italien-Besuch nicht zu einer Audienz bei Benedikt XVI. komme. Bei jedem Italien-Besuch verspüre er die "moralische Pflicht", dem Papst Respekt und brüderliche Verbundenheit zu bekunden. "Diesmal hat seine Heiligkeit irgendwelche Schwierigkeiten, aufgrund von Zeitmangel oder anderen Faktoren. Das tut mir Leid, aber es ist kein Problem", sagte der Dalai Lama laut "Corriere".

Kein Treffen im Vatikan

Entgegen ersten anderslautenden Berichten kommt es am Donnerstag nicht zu einer persönlichen Begegnung der beiden religiösen Führer im Vatikan. Als Grund hatte ein Vatikan-Sprecher angegeben, der Dalai Lama und Benedikt XVI. seien sich bereits am 13. Oktober 2006 zu einem privaten Austausch begegnet. Der Papst sei in diesen Wochen sehr beschäftigt; es gebe "keinen ausreichend starken Grund" für einen Gesprächstermin.

Der Dalai Lama lebt seit der chinesischen Besetzung Tibets 1959 im Exil und wird von China nicht als geistliches Oberhaupt anerkannt. Peking begreift Treffen mit dem Religionsführer als Einmischung in innere Angelegenheiten. Zuletzt kam es unter anderem zu diplomatischen Spannungen mit Deutschland und den USA, nachdem sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und US-Präsident George W. Bush mit dem Dalai Lama getroffen hatten.

(afp)
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