Augenzeuge spricht über George Floyds Festnahme „Er hat um Hilfe geschrien, weil er am Sterben war“

Washington · Der bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis getötete Afroamerikaner George Floyd hat nach Angaben eines anwesenden Freundes bei seiner Festnahme keinerlei Widerstand geleistet.

 Demonstranten bei einem Protest gegen Polizeigewalt und Rassismus, auf einem Plakat ist eine Zeichnung des getöteten George Floyd.

Demonstranten bei einem Protest gegen Polizeigewalt und Rassismus, auf einem Plakat ist eine Zeichnung des getöteten George Floyd.

Foto: AFP/PHILIP PACHECO

"Er hat von Anfang an auf demütigste Weise versucht zu zeigen, dass er in keiner Form Widerstand leistet", sagte Maurice Lester Hall am Mittwochabend der "New York Times". "Ich habe gehört, wie er flehte: 'Bitte, warum das alles?'"

Hall saß nach Angaben der "New York Times" im Beifahrersitz des Autos, aus dem die Polizei Floyd bei seiner Festnahme zerrte. Später drückte ein weißer Polizist dem auf dem Boden liegenden Floyd fast neun Minuten lang das Knie in den Nacken, obwohl der Afroamerikaner wiederholt klagte, er bekomme keine Luft mehr.

"Er hat um Hilfe geschrien, weil er am Sterben war", sagte Hall der "New York Times". "Ich werde mich immer an die Angst in Floyds Gesicht erinnern, weil er so ein König ist. Das lässt mich nicht mehr los: Einen erwachsenen Mann weinen zu sehen, und einen erwachsenen Mann dann sterben zu sehen."

Hall verließ nach Angaben der "New York Times" nach Floyds Tod Minneapolis. Der 42-Jährige wurde zu Wochenbeginn im texanischen Houston von der Polizei aufgespürt und zu Floyds Tod befragt. Gegen Hall lagen demnach wegen früherer Vergehen mehrere Haftbefehle vor.

Floyds auf einem Handyvideo festgehaltener Tod hat in den USA Entsetzen und Empörung ausgelöst und zu landesweiten Protesten gegen Polizeigewalt und Rassismus geführt. Der 46-Jährige war am Montag vergangener Woche in Minneapolis im Bundesstaat Minnesota festgenommen worden, nachdem er mutmaßlich mit Falschgeld Zigaretten gekauft hatte. Er wurde dann minutenlang von Polizisten auf dem Boden fixiert und starb.

Die vier an der Festnahme beteiligten Polizisten wurden entlassen und inzwischen festgenommen. Dem Hauptbeschuldigten Derek Chauvin wird ein "Mord zweiten Grades" zur Last gelegt, was einem Totschlag in einem besonders schweren Fall entspricht und mit bis zu 40 Jahren Gefängnis bestraft werden kann. Die drei anderen Ex-Polizisten werden der Beihilfe beschuldigt.

In Minneapolis wird am Donnerstag bei einem Gedenkgottesdienst an Floyd erinnert. In den kommenden Tagen sind weitere Trauerfeiern geplant. Am kommenden Dienstag soll Floyd dann in Houston beigesetzt werden.

(anst/AFP)
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