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Urteil in den USA Bruder von erschossenem Opfer trifft vor Gericht auf Täterin - Video sorgt für Gänsehaut

Washington · Weil sie sich in der Wohnung irrte und einen unbewaffneten Schwarzen erschoss, ist eine frühere US-Polizistin zu zehn Jahren Haft verurteilt worden. Besonders emotional wurde es, als sie im Gerichtssaal auf den Bruder des Opfers traf.

Die Angeklagte Amber Guyger umarmt im Gerichtssaal den Bruder des Opfers, Brandt Jean.

Die Angeklagte Amber Guyger umarmt im Gerichtssaal den Bruder des Opfers, Brandt Jean.

Foto: AP/Tom Fox

Eine weiße US-Polizistin, die einen unbewaffneten Schwarzen in seiner Wohnung erschossen hatte, ist zu zehn Jahren Haft verurteilt worden. Das Strafmaß für die 31-jährige Amber Guyger verkündete am Mittwoch eine Jury in Dallas im Bundesstaat Texas. Bereits am Vortag hatten die Geschworenen die Ex-Polizistin des Mordes für schuldig befunden.

Guyger hatte ausgesagt, sich am 6. September 2018 bei der Heimkehr von der Arbeit in der Tür geirrt und die einen Stock höher gelegene Wohnung des Mannes mit ihrer eigenen verwechselt zu haben. Den im Halbdunkel auf dem Sofa sitzenden Bewohner habe sie versehentlich für einen Eindringling gehalten. Die noch in ihre Uniform gekleidete Beamtin zog nach eigener Darstellung daraufhin ihre Dienstwaffe und schoss auf den 26-jährigen Botham Jean.

Der Nachbar, ein von der Karibikinsel St. Lucia stammender Buchhalter, wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Dort erlag er seinen Verletzungen. Wenige Tage nach der Tat wurde die Polizistin festgenommen. Eine interne Untersuchung führte dann zu ihrer Entlassung aus dem Polizeidienst.

Nach der Urteilsverkündung kam es zu einem emotionalem Moment zwischen Guyger und dem Bruder des erschossenen Opfers. Auf einem Video, das im Kurznachrichtendienst Twitter tausendfach kommentiert und verbreitet wurde, ist der Bruder des Opfers im Gerichtssaal zu sehen. Brand Jean hatte zuvor seine Zeugenaussage gemacht und stellte dem Richter folgende Frage: „Ist es möglich, dass ich sie umarme? Bitte.“ Der Richter bejahte und so stand Jean auf, Guyger auch, die beiden näherten sich und umarmten sich innig.

Guyger bezeichnete ihr Verhalten während des Prozesses als "tragischen Fehler". Sie habe Angst gehabt zu sterben und deswegen das Feuer eröffnet. "Ich bitte Gott um Vergebung, und ich hasse mich jeden einzelnen Tag", sagte sie. Sie habe "nie das Leben eines unschuldigen Menschen nehmen wollen".

Mit dem Hafturteil blieb die Jury deutlich unter der Forderung der Staatsanwaltschaft zurück, die 28 Jahre Gefängnis gefordert hatte. Möglich gewesen wäre eine Haftstrafe von bis zu 99 Jahren. Der Anwalt der Hinterbliebenen, Lee Merritt, bezeichnete die Strafe für Guyger als "unzureichend". Das gesamte US-Justizsystem sei "unzureichend", fügte er hinzu.

Die Tat hatte in den USA die Debatte über die häufige Polizei-Gewalt gegen Afroamerikaner sowie Rassismus innerhalb der Polizei angeheizt. Die Haftstrafe für Guyger ist eine Seltenheit. Häufig bleiben weiße Polizisten, die ohne zwingenden Grund auf Afroamerikaner schießen, auf freiem Fuß.

(mja/AFP)
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