Reitsport Konkurrenz enteilt Werth

Reitsport · Die erfolgreichste Dressurreiterin der Welt hat nur noch minimale Chancen auf einen Start in London. Fallen nicht mehrere Paare aus, ist die Rheinbergerin bei den Olympischen Spielen wohl nur Zuschauerin.

Der letzte Auftritt von Isabell Werth auf Satchmo
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Foto: dpa, Franziska Kraufmann

Rein theoretisch ist noch alles möglich. Doch Isabell Werth ist nicht nur die erfolgreichste Dressurreiterin der Welt, sie ist auch eine der schlausten und hat daher die Olympischen Spiele in London für sich selber abgehakt. "So bitter das ist, ein Start in London ist für mich nicht mehr realistisch", sagte die Rheinbergerin in Warendorf und meinte weiter: "Ich bin doch keine Träumerin." Der Weltklasse-Reiterin fehlt derzeit ein Weltklasse-Pferd.

"Warte nicht auf Ausfälle"

Don Johnson hat nach der Verletzung bei der ersten internen Olympia-Qualifikation in Balve gerade erst wieder mit dem Training begonnen, ein Start bei der zweiten Sichtung beim CHIO in Aachen ist ungewiss und käme ohnehin zu spät: "Ich muss abwarten und will nichts übers Bein brechen." Und ihre Nummer zwei El Santo hatte bei der ersten Qualifikation bekannte Schwächen in den Piaffen gezeigt und die 42-Jährige im Grand Prix Special nur zu Platz neun getragen. "Schlimmer hätte es kaum kommen können. Ich bin klar hintendran", erklärte Werth zur Rangfolge für die drei Plätze in der deutschen Olympia-Mannschaft.

"Ich warte aber nicht auf die Ausfälle der anderen", betonte die fünfmalige Olympiasiegerin. Helen Langehanenberg aus Havixbeck mit Damon Hill, Matthias Rath (Kronberg) mit Totilas und Kristina Sprehe (Dinklage) mit Desperados werden die Olympia-Equipe bilden, wenn sie in zwei Wochen in Aachen keine groben Fehler machen. Um den vierten Einzel-Startplatz reiten Anabel Balkenhol (Rosendahl) mit Dablino und Dorothee Schneider (Framersheim) mit Diva Royal.

Der Bundestrainer hat Werth aber noch nicht ganz abgeschrieben. "Isabell ist immer für eine Überraschung gut", sagte Jonny Hilberath und wollte sich lieber noch nicht endgültig festlegen: "Man muss Aachen abwarten." Der Coach hätte die erfahrene Reiterin gerne dabei gehabt, denn die drei derzeit besten Pferde werden allesamt von Olympia-Neulingen geritten. Auch als Einzelstarterin könnte Werth "wertvoll für die Mannschaft sein," sagte der Coach, der im Gegensatz zur Rheinbergerin noch eine "kleine Hoffnung" hat.

Wer den Ehrgeiz von Isabell Werth kennt, der kann erahnen, wie schwer ihr die Zuschauerrolle fällt. Wer ihren Kampfgeist kennt, der weiß aber auch, dass sie wieder angreifen wird. "Es gibt ein Leben nach London", sagte Werth, die seit zwei Jahrzehnten die deutsche Dressur-Queen ist. Mit Gigolo gewann sie 1992 in Barcelona die ersten beiden von insgesamt acht olympischen Medaillen. Dazu kamen unter anderem sechs WM- und 14 EM-Titel — das ist eine einmalige Bilanz. "Ich arbeite an der Zukunft", so Werth. Neben dem elfjährigen Don Johnson setzt sie vor allem auf Bella Rose und Laurenti.

Zuversicht kann die Reiterin aus den Erfahrungen der Vergangenheit schöpfen. Bereits 2004 musste Werth bei Olympia passen — doch nur zwei Jahre später feierte sie mit zwei WM-Titeln ein beeindruckendes Comeback.

(RP/rl)
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