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Xanten Mehr Unfälle im Wasser

Xanten · Aus einer Großübung in Vynen wurde plötzlich Ernst: Die DRK-Wasserwacht musste zwei Menschen von einem gekenterten Segelboot retten. 150 Retter waren sofort zur Stelle.

Die DRK-Wasserwacht probt den Ernstfall
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Die DRK-Wasserwacht probt den Ernstfall

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Der erste Einsatz ist keineswegs vorgespielt, er ist Realität. An einem auf der Nordsee kieloben dahintreibenden Boot, von einer starken Bö zum Kentern gebracht, klammern sich zwei Segler. Glücklicherweise ist gerade die DRK-Wasserwacht in der Nähe und holt die Beiden aus dem Wasser: eine nicht eingeplante Generalprobe für eine Rettungsübung, die gerade auf der MS Seestern ihren Anfang genommen hatte.

Zum ersten Mal kamen in Vynen rund 50 hauptberufliche Fachleute und 100 ehrenamtlich Tätige der DRK-Wasserwacht aus der Rheinschiene bis Bonn und aus dem Aachener Raum zur Fortbildung mit anschließender Schiffshavarie und Bergung eines Segelboots zusammen. "Wenn der Mime stopp sagt, dann heißt das auch Stopp", bremst Hillebrand vorsorglich seine Kollegen in den rot-gelben Retterwesten und den Neopren-Schwimmanzügen.

Übungsleiter Andreas Hillebrand hat den Teilnehmern das bevorstehende Schreckensszenario genau erläutert. Die Szenerie: Das bei den Touristen beliebte Ausflugsschiff ist mit einem anderen Segelboot kollidiert; die Party der ausgelassen feiernden jungen Leute an Bord hat ein abruptes Ende genommen. Im Wasser kämpfen drei Menschen ums Überleben, an Bord der Seestern selbst liegen knapp 20 Schwerverletzte und Bewusstlose. Eine Herausforderung für die Ärzte und die vielen anderen Retter.

Anschließend tuckert die Seestern raus auf die leicht gewellte Nordsee. Mit an Bord einige Beobachter und eine Handvoll Touristen, die sich plötzlich inmitten einer Rettungsübung wiederfinden. Bis zur letzten Minute, also bis zum Eintreffen des ersten DRK-Schiffes, wird auf dem Unterdeck an den dreidimensional-realistischen Wunden aus einem wasserfesten Gelatine-Latex-Gemisch gefeilt. Dann geht das DRK-Boot längsseits; als erstes entert ein Arzt das manövrierunfähige Ausflugsschiff.

Er muss sich schnellstmöglich einen Überblick über die Lage verschaffen, die Lage managen und, wenn erforderlich, weitere Kräfte und Geräte anfordern. Im Ernstfall darf er in diesen Momenten inmitten der wild durcheinander schreienden "Verletzten" nicht helfen. "Das ist natürlich eine äußerst schwierige Situation", räumt Prof. Dr. Andreas Schröder, Landesarzt der DRK-Wasserwacht, später an Land ein. Aber Zeit ist wertvoll, die Rettung eines Einzelnen könnte das Leben anderer kosten. Für die Erstversorgung sind die anderen Rettungskräfte da.

Das Schreien der Passagiere nimmt kein Ende, kommt aus allen Ecken, von beiden Decks. Jeder möchte der erste sein, doch die Retter dürfen sich davon nicht aus der Ruhe bringen lassen. Sie müssen zielstrebig arbeiten und sich zuerst um die Schwerverletzten kümmern. Auf Tragen werden sie an Bord der DRK-Boote und im Hafen in ein Versorgungszelt gebracht.

Nach rund einer halben Stunde ist der Spuk vorüber. Nur einige rote "Blutspuren" auf dem Unterdeck und umgefallene Stühle bleiben zurück. Die beiden zwei Menschen, die sich durch das Kentern ihres Segelboots plötzlich selbst inmitten einer DRK-Großübung sahen, sind längst in Sicherheit. Mit Einsätzen werde man künftig öfter rechnen müssen, befürchtet der ehemalige Hamburger Dr. Schröder. Nur noch jeder dritte Elfjährige könne schwimmen. "Die Unfälle im Wasser werden zunehmen."

Mehr unter RP-online.de/Xanten

(RP)
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