Xanten Vom Überfluss abgeben

Xanten · Xantens neuer Beigeordneter Thomas Görtz half eine Stunde lange bei der Tafel am Maulbeerkamp aus. Ein wichtige Erfahrung, zog er Bilanz. Die Lebensmittelausgabe sei eine gesellschaftliche Verpflichtung.

 „Eine neue, wichtige Erfahrung“: Xantens neuer Beigeordneter Thomas Görtz packte bei der Tafel in Xanten mit an und gab mit Gudrun Auling (Mitte) sowie Uschi Janßen Lebensmittel aus.

„Eine neue, wichtige Erfahrung“: Xantens neuer Beigeordneter Thomas Görtz packte bei der Tafel in Xanten mit an und gab mit Gudrun Auling (Mitte) sowie Uschi Janßen Lebensmittel aus.

Foto: Hohl, Ralf

Die Tafel in Xanten, vor fünfeinhalb Jahren als Abteilung der Rheinberger Tafel ins Leben gerufen, erlebt Woche für Woche einen enormen Zuspruch. Seit ihrer Gründung hat Koordinator Ulrich Bartsch schon — wie mit dem Umzug aus den Räumlichkeiten der Jugendkulturwerkstatt in die der Kunstpalette — viele kleine Fortschritte erreicht. Ab und zu jedoch drohten Engpässe bei den ehrenamtlichen Helfern. Vom sanften Hilferuf ("Die Tafel schwächelt") in der Rheinischen Post im Juli angesprochen, hat Xantens neuer Beigeordneter Thomas Görtz selbst zur Schürze gegriffen und die Lebensmittelausgabe tatkräftig unterstützt.

"Es kommt mir besonders darauf an, selbst zu erfahren, worum es hierbei geht", sagte Görtz, der sichtlich Spaß an der Aktion hatte. "Das war einmal eine völlig neue, schöne Erfahrung." Hier finde genauso Xantener Leben statt wie anderswo auch. Und: "Wenn man sich einmal an die neue Atmosphäre gewöhnt hat, stellt man fest: alles normale Menschen."

Und tatsächlich bekommen Besucher schnell einen Eindruck von Normalität. Im Vergleich zu einem Supermarkt sind die Räume zwar kleiner, es gibt keine Werbetafeln und ein Vorhang trennt die Ausgabezone ab. Dafür gibt es wie im Supermarkt ein kleines Café unter dem Dach der Ausgabe. Nur dass Kaffee und Kuchen hier bereits im Preis enthalten sind. "Es werden hier kein Almosen verteilt" erfährt Görtz. Zunächst werden die Lebensmittel begutachtet, Unverkäufliches wird aussortiert. Was dann bleibt, das wird für einen Obolus an Berechtigte weitergegeben. Görtz: "Ich finde, wir haben eine gesellschaftliche Pflicht, den Überfluss vor dem Container zu retten und denjenigen zur Verfügung zu stellen, die gut etwas damit anfangen können."

Nach einstündiger Hilfe kehrt der auch für den Sozialbereich zuständige Kämmerer wieder in seinen Alltag als Beigeordneter der Stadt zurück. Er hat einen Termin im Rathaus — mit Henric Peeters, dem Geschäftsführer des Caritasverbandes Moers-Xanten. Die beiden unterhalten sich auch über den Besuch der Tafel, deren Dachverband die Caritas ist. Auch da bestätigt sich, was Görtz erfahren hat: Den jeweiligen Verbänden mangelt es nicht unbedingt an Geld. Sachspenden oder Helfer zu bekommen, die sich auch mal — wie der Stadtkämmerer — an einen Sack Kartoffeln die Hände dreckig machen, ist die größere Herausforderung. Görtz sieht das entspannt. "Wenn Not am Mann ist, soll Ulrich Bartsch mich anrufen, das habe ich ihm versprochen", wie er mit frisch gewaschenen Händen erklärt. Ulrich Bartsch war von diesem Engagement begeistert. Und vielleicht kommt er wirklich auf das Angebot zurück...

(dado)
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