Xanten Der Umsatz schmilzt im Schnee

Xanten · Der Winter hat uns im Griff: Die Bauhöfe kämpfen gegen die weißen Massen an, die NIAG kämpft gegen Verspätungen im Fahrplan. Und Speditionen wie die Sonsbecker Hegmann Transit beklagen Verdienstausfälle.

xanten/sonsbeck Beim Stichwort Schnee gerät Joachim Tietz in Rage. "Ich entwickle gerade einen gesunden Hass", sagt er. Weniger auf die Schneemassen als vielmehr auf die seiner Ansicht nach untätigen Räumdienste. "Wir sind in ganz Europa unterwegs, vom Nordkap bis Spanien, aber nur bei uns in Nordrhein-Westfalen gibt es solche Probleme. Man lacht schon über uns", sagt der Prokurist des Sonsbecker Transportunternehmens Hegmann Transit. Weil Strecken für Lkw gesperrt sind, konnten gestern 30 Wagen das Firmengelände an der Raiffeisenstraße nicht verlassen. Insgesamt seien in den vergangenen Wochen rund 100 Aufträge verloren gegangen. Dass bei ihm zu Hause seit sechs Wochen der Müll nicht abgeholt wurde, sei im Vergleich damit eine Lappalie. "Wir wohnen außerhalb auf dem Sonsbecker Berg. Die Müllfahrzeuge kommen die verschneiten Wege nicht hoch."

Besonders ärgert sich Tietz darüber, dass Lastwagenfahrer oft als die Stauverursacher gelten. "Schuld sind diejenigen, die den Schnee nicht räumen." Und die Verkehrsplaner, die geräumte Strecken zu spät freigeben. "Dass der Kölner Ring immer noch für Lkw gesperrt ist, ist ein Witz", ärgerte sich Tietz gestern Mittag. Auch auf den Sonsbecker Bauhof ist er sauer. "Am Sonntag war die Weseler Straße freigeräumt, am Montag, pünktlich zum Berufsverkehr, lag wieder Schnee drauf." Und die Raiffeisenstraße, eine wichtige Zufahrt ins Gewerbegebiet, sei seit Wochen von dickem Eis überzogen.

Keine Ausnahmen

Bauhofleiter Johannes Hanßen kennt solche Beschwerden. Er kann nur darauf hinweisen, dass die Raiffeisenstraße nicht zu den Hauptverkehrsstraßen zählt, die der Bauhof räumt. Außerdem konzentriere sich der Bauhof auf Wege zu Schulen, Altenheimen etc. In Wohngebieten werde grundsätzlich nicht geräumt. Ausnahmen werden nicht gemacht: "Wenn wir irgendwo anfangen, müssen wir überall schieben." Ohnehin haben die Bauhof-Mitarbeiter alle Hände voll zu tun. Wochen- und sonntags sind sie ab 4.30 Uhr in der Frühe auf Achse. Wie viele Überstunden angefallen sind, weiß Hanßen noch nicht. Ein Haufen muss es sein. Und die anstehende kurze Tauperiode vermag den Bauhofleiter nicht zu beruhigen, im Gegenteil. "In zwei Tagen schmilzt der Schnee nicht weg. Dann friert's wieder, und dann geht's erst richtig rund!"

Zeitplan gerät durcheinander

Die Niag meldet aus dem Bereich Xanten/Sonsbeck zum Glück nur vergleichsweise kleine Probleme. Klar, der Bus-Fahrplan sei bei diesen Verhältnissen kaum einzuhalten, sagte gestern Betriebsleiter Andreas Meuskens. Aber kein einziger Bus sei bisher ausgefallen, auch auf den Stadtbuslinien und der Linie 36 Richtung Geldern nicht. Selbst den Sonsbecker Berg packen die Busse bestens. "Dort war gut geräumt und gestreut." Allerdings kann Meuskens nicht ausschließen, dass es doch noch zu Ausfällen kommt. "Oberste Priorität hat die sichere Beförderung." Die Busfahrer entscheiden im Zweifelsfall selbst, ob eine Straße befahrbar ist oder nicht. "Das sind versierte Leute, die 50 000 Kilometer pro Jahr fahren." Übrigens beurteilen viele Fahrgäste die Lage wohl anders als die Niag selbst. "Beschwerden gibt es reichlich", berichtet Meuskens. Er versteht das sogar. "Die Leute müssen schließlich zur Arbeit kommen."

Auch den Zeitplan von Förster Georg Cuppenbender bringt der Schnee durcheinander. Dezember bis Februar, das sei eigentlich die Zeit für neue Pflanzungen, sagt der für den Hochwald und den Tüschenwald zuständige Marienbaumer. Elf Hektar im Hochwald sollten aufgeforstet werden – alte "Kyrill-Schäden". "Aber seit Anfang Dezember ist der Boden gefroren." Auch an das Schlagen von Bäumen sei derzeit nicht zu denken. Stattdessen beschränke man sich auf das Freischneiden zugewachsener Wege.

Und wie steht es mit dem Füttern von Wildtieren? Das ist streng reglementiert. Was das Schwarzwild (Wildschweine) betrifft, müsse in Zusammenarbeit mit dem Kreisveterinäramt eine "Notzeit" ausgerufen werden, und selbstverständlich sind nur bestimmte Futtersorten erlaubt. Im Hoch- und Tüschenwald gibt es jedoch lediglich Rehe. Die dürfe der "Jagdausübungsberechtigte" mit Heu und Grassilage füttern. Das Forstamt sehe dazu allerdings noch keinen Anlass. "Die Rehe finden noch genug Brombeeren, Himbeeren, Eicheln und Buchäckern unterm Schnee."

(RP)
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