Wuppertal Bergische Studenten forschen: Was kann ein Gully?

Wuppertal · Der Gully am Rand der Wittekindstraße ist überfordert, Wasser läuft an ihm vorbei, an seinen quer laufenden Streben spritzt es hoch und rinnt weiter Richtung Gabelsberger Straße. "Das sind jetzt 13 Liter pro Sekunde", ruft die Crew am oben aufgedrehten Hydranten, aus dem per Feuerwehrlöschschlauch die Massen strömen. Vergleichbar ist das mit sehr starkem Regen.

Rund 1000 Laborversuche hat das Team von Professor Andreas Schlenkhoff zur Leistungsfähigkeit von Gullys durchgeführt. An der Bergischen Universität Wuppertal forschen sie in Sachen Wasserwirtschaft und Wasserbau.

Jetzt sind sie nach Solingen an einen steilen Abschnitt der Wittekindstraße am Böckerhof gekommen, um dort an einem Projekt mit den Technischen Betrieben zu arbeiten. Dazu gehört der Feldversuch vor Ort. Schlenkhoff erklärt: "Es geht um starken, sehr starken und extrem starken Regen." Letzterer sei vergleichbar mit etwa 18 Litern pro Sekunde aus dem Feuerwehrschlauch. Das trete statistisch nur alle 50 Jahre ein. Die vorhandene Kanalisation sei in der Regel viel zu klein für solche Wassermassen, mehr als 80 Prozent schaffe sie nicht.

Diplom-Ingenieur Tycho Kopperschmidt erklärt: "Für ein Jahrhundertereignis ist es finanziell nicht sinnvoll, größere Kanalkapazitäten zu bauen." Daher prüfe man zurzeit, wo und wie das Wasser, das nicht in die Kanäle läuft, natürlich abfließen kann - etwa in Bachläufe und über Rückhaltevorrichtungen. Am Ende soll es in die Wupper fließen. Dazu muss man aber wissen, wie viel Wasser in die Kanäle läuft und wie viel nicht. "Das ist ein hochspannendes Thema der wasserzentrierten Stadtentwicklung", so Kopperschmidt. "Im Oktober erwarten wir erste Ergebnisse aus dem Feldversuch", erklärt Wissenschaftler Andreas Schlenkhoff das weitere Vorgehen.

Die gewonnenen Daten könnten dann in die Planungen bei den Technischen Betrieben einfließen. Deren Mitarbeiter würden getsützt auf die Erkenntnisse etwa überlegen, wo man Gullys verändern oder die Neigung der Straßen anpassen muss, damit möglichst viel Wasser aufgenommen wird. Außerdem werden sie Lösungen für den natürlichen Ablauf von Regenwasser suchen.

(RP)
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