Leichtathletik Rekordfestival bei der Premiere

Leichtathletik · Neue Bahn im Auestadion besteht ersten Härtetest mit Bravour. Beim Springermeeting des WTV hagelt es Bestmarken. Dreispringerin Katja Demut steigert den deutschen Rekord auf 14,57 Meter. Europameister Christian Reif (8,26 Meter) und Bianca Kappler (6,81 Meter) erzielen Stadionrekorde.

Der Gesichtsausdruck von Manfred Frach wechselte gestern fast minütlich zwischen grenzenloser Freude und ungläubigem Staunen. Passend dazu fiel am Ende das Fazit des Leichtathletik-Abteilungsleiters nach dem Springermeeting des Weseler TV aus. "Das ist absolut gigantisch", stellte Frach fest. Die neue Kunststoffbahn im Auestadion bestand ihren ersten Härtetest mit Bravour. Die 17. Auflage der Veranstaltung wurde zum Rekordfestival, bei der es Bestmarken nur so hagelte.

Dreispringerin Katja Demut aus Jena steigerte zunächst den 17 Jahre alten deutschen Rekord um elf Zentimeter auf 14,57 Meter. Dann stellte Weitspringerin Bianca Kappler (Rehlingen) bei ihrem Sieg mit 6,81 Metern den von ihr gehaltenen Stadionrekord ein. Schließlich sprang Europameister Christian Reif (Ludwigshafen) bei seinem Erfolg mit 8,26 Metern so weit wie nie zuvor ein Athlet in Wesels Vorzeigesportstätte. Das Trio erfüllte damit die Norm für die Weltmeisterschaft in Daegu (Südkorea). Dass zudem mit 750 Zuschauern ein Besucherrekord aufgestellt wurde, passte ins Bild der Veranstaltung, bei der zahlreiche Teilnehmer persönliche Bestleistungen erzielten. Wesel hat wegen seiner ausgezeichneten Anlagen im Auestadion seit Jahren einen guten Ruf in der Springerszene. Jetzt wird er noch besser sein.

Neue Option auf blauer Anlage

Schließlich wurden die Klasse-Leistungen in Serie nicht auf der bisherigen Anlage am hinteren Fußball-Tor erzielt. Sie wurden auf der Anlaufbahn im markanten Blau direkt vor der Tribüne aufgestellt. Frach hatte sich nach Absprache mit den Bundestrainern für den Standortwechsel entschieden, weil dort ein konstanter Rückenwind herrschte. "In den letzten Jahren hätten wir dort nicht springen können. Doch die Anlage wurde beim Stadionausbau überarbeitet. Jetzt haben wir eine Option mehr. Das ist fantastisch", sagte er.

Das sehen auch die Athleten so. "Ein gutes Meeting zeichnet aus, dass man, abhängig von den Windverhältnissen, in jede Richtung springen kann", sagte die neue Dreisprung-Rekordlerin Katja Demut. Die 27-jährige Jenaerin hatte sich nach Platz vier (14,17 Metern) beim Diamond League-Meeting in Oslo kurzfristig zu einem Start in Wesel entschlossen. "Ich habe bislang hier zwar keine guten Erfahrungen gemacht. Doch ich weiß, dass man in Wesel weit springen kann. Deshalb wollte ich unbedingt im Auestadion starten, zumal mir die Veranstaltung wegen der guten Stimmung immer gefallen hat."

Christian Reif hatte Wesel in bester Erinnerung. "Ich war 2008 schon einmal hier und habe damals in desolater Form 7,80 Meter erreicht. Deshalb weiß ich, was in Wesel möglich ist", sagte der 26-Jährige. Er war vier Tage zuvor in Oslo mit 7,71 Metern schon im Vorkampf gescheitert. Anschließend entschied er spontan, nach Wesel zu kommen. Er landete erst bei 8,20 Metern und dann bei 8,26 Metern. "Das Sprungefühl ist wieder da, nachdem ich in Oslo ein wenig an mir gezweifelt habe", freute sich Reif nach seinem besten Ergebnis seit dem EM-Sieg und den ersten Acht-Meter-Sprüngen der Saison.

"Wesel ist immer eine Reise wert"

Für Bianca Kappler war ihr Klasseresultat eine Bestätigung. "Wesel ist halt immer eine Reise wert", sagte die 33-Jährige, die ein Dauergast beim WTV-Meeting ist. Sie hatte nach ihrem Siegsprung von 6,81 Metern gehofft, ihre Bestleistung (6,90) übertreffen zu können. "Doch ich habe am Ende leichte Wadenkrämpfe gehabt und deshalb nicht mehr so viel riskiert, um mich nicht zu verletzen", meinte sie nach ihrem Erfolg vor der WM-Dritten Karin Mey Melis (Türkei, 6,66).

(RP)
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