Fußball Der Krimi im Abstiegskampf

Fußball · Für den PSV Wesel II, den SV Bislich, die TuS Drevenack und BW Wesel geht's morgen in der Fußball-Bezirksliga noch um den Klassenerhalt. Wie haben sie sich auf das Herzschlag-Finale vorbereitet? Warum glauben die Trainer, dass sie mit ihren Teams in der Liga bleiben?

 Frank Saborowski hat in seiner langen Karriere als Trainer schon viel gesehen. Ein Finale wie dieses hat aber auch er noch nicht erlebt.

Frank Saborowski hat in seiner langen Karriere als Trainer schon viel gesehen. Ein Finale wie dieses hat aber auch er noch nicht erlebt.

Foto: Bosmann

Die Fußball-Bezirksliga erlebt ihr spannendstes und verrücktestes Saison-Finale seit Jahrzehnten. Acht Mannschaften kommen am letzten Spieltag noch für den dritten Abstiegsplatz infrage — die halbe Liga zittert. Der Drittletzte PSV Wesel II (36 Punkte) kann sich mit einem Sieg im Heimspiel gegen TuB Mussum (39) retten. Der SV Bislich (Rang zwölf, 37), der beim VfB Rheingold antritt, die TuS Drevenack (Platz 11, 37), die den SC 26 Bocholt empfängt, und BW Wesel (Rang neun, 38), das beim Hamminkelner SV spielt, müssen ebenfalls Siege schaffen, um auf Nummer sicher zu gehen. RP-Mitarbeiter Daniel Brodhuhn sprach mit den Trainern Aycin Özbek (PSV Wesel II), Frank Potthoff (SV Bislich), Frank Saborowski (TuS Drevenack) und Rocco Steinert (BW Wesel).

 Rocco Steinert hat viel mit seinen Spielern gesprochen.

Rocco Steinert hat viel mit seinen Spielern gesprochen.

Foto: Bosmann

Was machen Sie, um Ihre Nerven am Sonntag im Griff zu haben — Baldrian nehmen?

 Frank Potthoff ärgert sich noch immer über die verpassten Chancen seines SV Bislich. "Wir hätten den Sack viel früher zumachen müssen", meint er.

Frank Potthoff ärgert sich noch immer über die verpassten Chancen seines SV Bislich. "Wir hätten den Sack viel früher zumachen müssen", meint er.

Foto: Bosmann, Jürgen

Özbek Ich habe ganz spezielle Trainingsübungen, die mir helfen, mich physisch und mental zu stärken. Das mache ich aber eigentlich vor jedem Spiel. Die Energie, die ich dadurch tanke, werde ich am Sonntag versuchen, noch ein letztes Mal an meine Jungs weiterzugeben.

 Aycin Özbek macht spezielle Übungen, um seine Nerven zu beruhigen. "Das tue ich allerdings vor jedem Spiel."

Aycin Özbek macht spezielle Übungen, um seine Nerven zu beruhigen. "Das tue ich allerdings vor jedem Spiel."

Foto: Bosmann

Potthoff Ich habe mir da nichts zurechtgelegt, da ich ohnehin vor jedem Spiel angespannt bin. Nervösität gehört zu unserem Geschäft einfach dazu.

Saborowski Natürlich ist man vor solch einem Finale angespannt. Ich denke aber nicht, dass ich am Sonntag nervöser als bei irgendeinem anderen Spiel sein werde. Ich bin jetzt schon so lange Trainer, da ist man es gewohnt mit diesen Situationen umzugehen.

Steinert Ich habe es am Sonntag eigentlich am einfachsten, da ich ja selbst noch als Spieler auf dem Platz stehe. Die Anspannung wird aber dennoch sicherlich größer als sonst sein. Ich habe vor dem Anpfiff sowieso immer viele Sachen im Kopf.

Haben Sie sich mit Ihrer Mannschaft besonders auf das Spiel vorbereitet?

Özbek Nicht wirklich. Wir sprechen in der Trainingswoche immer viel miteinander. Das haben wir auch dieses Mal getan. Aber großartig etwas ändern, kannst du als Trainer jetzt nicht mehr. Wir müssen einfach nur so auftreten wie am vergangenen Wochenende. Dann werden wir die letzten drei Punkte einfahren.

Potthoff Wir haben unseren letzten Trainingstag in dieser Woche von Freitag auf heute früh verlegt. Wir wollen zusammen frühstücken und uns noch einmal gemeinsam auf die letzte Partie einstimmen.

Saborowski Unsere Teambesprechung fand am Dienstag statt. Jeder kann die Tabelle lesen und weiß vor dem Saison-Finale, worum es geht. Da muss jetzt nicht mehr viel gesprochen werden.

Steinert Ich habe in dieser Woche sehr viel mit den Spielern geredet. Am Sonntag vor dem Anpfiff werden wir auch noch einmal entsprechende Maßnahmen ergreifen, um die Jungs optimal vorzubereiten. Ein gemeinsames Frühstück und ein Spaziergang sind geplant.

Warum schaffen Sie mit Ihrem Team den Klassenerhalt?

Özbek Weil wir eine tolle Rückrunde gespielt haben und die Mannschaft sich das absolut verdient hat. Wir haben genug Potenzial für diese Klasse. Das haben unsere Jungs immer wieder bewiesen. Immerhin haben sie in dieser Saison die ersten fünf Mannschaften der Tabelle geschlagen.

Potthoff Weil in all unseren Mannschaftsteilen genug individuelle Klasse vorhanden ist. Wir stehen hinten kompakt und machen vorne eigentlich immer unser Tor.

Saborowski Weil wir am Sonntag zu Hause spielen und insgesamt eine sehr ordentliche Rückrunde gespielt haben. Als Aufsteiger hat die Mannschaft bewiesen, dass sie genug Qualität besitzt, um auch in der kommenden Saison in der Bezirksliga kicken zu dürfen.

Steinert Weil wir immer dann zur Stelle waren, wenn es drauf ankam. In der Rückrunde haben wir zwar viele Punkte liegengelassen. In den wichtigen Spielen konnte ich mich aber immer auf meine Jungs verlassen.

Wir müssen bis zum Schluss um den Klassenerhalt zittern, weil . . .

Özbek ...uns einfach die Konstanz gefehlt hat. Wir haben Qualität in der Mannschaft — ohne Zweifel. Aber man darf diese nicht nur mit sich herumschleppen. Man muss sie auch sonntags auf dem Platz zeigen. Das ist uns in dieser Saison aber leider zu selten gelungen.

Potthoff ...wir zwar eine ordentliche Rückrunde gespielt haben, dabei aber trotzdem einige Punkte verschenkt haben. Es waren einfach ein paar Unentschieden zu viel. Wir hätten den Sack viel früher zumachen müssen.

Saborowski ...die Liga völlig ausgeglichen ist. Wir hatten in einigen Spielen Glück, in anderen Spielen Pech. Ich bin der Meinung, dass sich das im Laufe einer Saison immer ausgleicht. Wir haben gut gepunktet. Das haben die anderen Teams aber auch. Deshalb ist es so spannend geblieben.

Steinert ...wir die Sache zu lange auf die leichte Schulter genommen haben. Klar hatten wir auch viele Verletzte. Aber ich habe schon vor einigen Monaten davor gewarnt, dass wir noch in den Abstiegskampf verwickelt werden könnten. Am Anfang bin ich dafür von einigen Spielern noch belächelt worden.

Können Sie sich an ein ähnlich verrücktes und spannendes Saisonfinale erinnern?

Özbek Nein, so etwas habe ich noch nie erlebt. Selbst als wir im vergangenen Jahr aufgestiegen sind, hatten wir nicht so eine Dramatik. Wir sind die ganze Woche schon heiß darauf.

Potthoff Bei mir ging's letztes Jahr in die andere Richtung, als wir mit dem TuS Haffen-Mehr am letzten Spieltag den Aufstieg in die Kreisliga A perfekt gemacht haben. Ein Abstiegsfinale in dieser Komplexität, wo bis zum Schluss noch acht Mannschaften zittern müssen, habe aber auch ich noch nicht mitgemacht. Das ist der absolute Wahnsinn.

Saborowski Wir sind mal mit Rot-Weiß Ahlen am letzten Spieltag in die Zweite Bundesliga aufgestiegen. Das war auch richtig spannend damals, ein Drama mit positivem Ende. Das Schöne am Fußball ist eben, dass er immer wieder neue Geschichten schreibt und es nie langweilig wird.

Steinert Als wir mit den Zebras vor einigen Jahren mal mit sieben Punkten nach der Hinrunde abgeschlagener Letzter waren und am Ende doch noch den Klassenerhalt geschafft haben war das schon eine tolle Sache. Aber selbst in dieser Situation gab es vor dem letzten Spieltag keine Dramatik mehr. Also nein. So etwas habe auch ich noch nicht erlebt.

Lassen Sie sich während des Spiels über die Ergebnisse der Konkurrenz informieren?

Özbek Nein. Uns reicht ein Sieg gegen die TuB Mussum zum Klassenerhalt. Wir werden uns daher ganz und gar auf uns selbst konzentrieren.

Potthoff Wir haben alle Plätze mit Leuten besetzt. Aber eigentlich muss man das nicht machen. Deshalb wird an diesem Tag nirgendwo anders Fußball gespielt. Ich muss als Trainer im Spiel aber natürlich Bescheid wissen, was die Konkurrenz macht.

Saborowski Nein. Wir wollen unser eigenes Spiel vernünftig gestalten. Es kann am Ende so viel passieren. Das würde nichts bringen. Wenn in der Nachspielzeit auf irgendeinem anderen Platz noch ein Tor fällt, kann ich darauf auch nicht mehr reagieren.

Steinert Aber klar, dass müssen wir doch machen. Es kann ja schließlich sein, dass uns auch ein Unentschieden zum Klassenerhalt reicht.

Wenn man mit wenigstens 36 Punkten absteigt, dann ist das wie bitter?

Özbek Da denke ich nicht dran. Ich möchte auch von meinen Spielern kein Wort vom Verlieren hören.

Potthoff Denjenigen, den es am Ende erwischt, hat es übel getroffen. Normalerweise ist man damit locker gerettet. Ich würde aber trotzdem kein Mitleid haben wollen.

Saborowski Davon würde die Welt auch nicht unter gehen. Wir haben im kommenden Jahr eine gute Truppe, wovon die meisten auch mit in die Kreisliga A gehen würden.

Steinert Wir haben ja sogar 38 Punkte. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn es uns am Ende erwischen würde.

(RP)
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