Laden in Schermbeck Wieso die Arbeit mit Ton alle Sinne anspricht

Schermbeck · Nicole Fasselt und Gunnar Praße haben in Schermbeck ihr Geschäft „Sinneskeramik“ eröffnet, obwohl sie erst seit zwei Jahren töpfern. Wie sie das Fieber gepackt hat und was das Konzept ihres Ladens ist.

 Sabrina Greiwe von der Wirtschaftsförderung, Nicole Fasselt und ihr Lebensgefährte Gunnar Praße (v.r.) .

Sabrina Greiwe von der Wirtschaftsförderung, Nicole Fasselt und ihr Lebensgefährte Gunnar Praße (v.r.) .

Foto: Helmut Scheffler

Bereits am Tag vor der öffentlichen Präsentation des neuen Geschäftes „Sinneskeramik“ besuchten Sabrina Greiwe und Jan Zajdel von der gemeindlichen Wirtschaftsförderung die Dammerin Nicole Fasselt und ihren Lebensgefährten Gunnar Praße in der Mittelstraße 15, um ihnen zur Geschäftseröffnung Orchideen zu überreichen.

Die im sauerländischen Werdohl geborene Nicole Fasselt wohnt seit 2003 in Damm. „Ich war schon immer kreativ in den Bereichen Stricken und Handarbeiten“, erzählte sie am vergangenen Donnerstag, 17. November, während der Präsentation ihres Keramik-Geschäftes. Doch der Ton hat die heute 48-Jährige erst vor zwei Jahren so richtig interessiert. Ihr Lebensgefährte Gunnar Praße brauchte eine Butterdose. Die wollte er aber selbst herstellen. Deshalb schenkte ihm Nicole Fasselt einen Töpferkurs und begleitete ihn.

Am Ende des zweitägigen Kurses, der ihnen sehr viel Spaß bereitet hatte, stand für beide fest, die Arbeit an der Töpferscheibe zu Hause fortzusetzen. „Das Arbeiten mit dem Ton hat mich sofort angesteckt“, erinnert Nicole Fasselt an die Auswirkungen des Kursbesuches. Die Konstrukteurin in der Automobilindustrie und der IT-Techniker kauften sich Ton und arbeiteten im Gartenschuppen daran. Dort entstanden die ersten Gebrauchsgegenstände und Kunstwerke. Die Begeisterung fürs Töpfern wuchs von Monat zu Monat. Weil im Umfeld von Damm kein Brennservice gefunden werden konnte, beschlossen Nicole Fasselt und Gunnar Praße, einen eigenen Brennofen im Gartenhaus aufzustellen.

Das Hobby machte sich auch im Wohnzimmer breit. So begann die Suche nach geeigneten Räumen in Damm und in den Nachbarorten. Ein Raum in Drevenack erwies sich als nicht so gut geeignet wie die Räume des ehemaligen Textilien-Geschäftes „einfach anders“ in der Mittelstraße 15, die Sabrina Greiwe den beiden Dammern empfohlen hatte. Mitte Oktober begannen sie mit Renovierungsarbeiten.

Mehrere Räume können in der angemieteten Wohnung genutzt werden. Es ist im Geschäft „Sinneskeramik“ genügend Platz vorhanden für einen Modelliertisch mit sechs Plätzen und für Drehscheiben und einen Brennofen. Den Namen für das Geschäft haben die beiden gewählt, weil sie festgestellt haben, dass die Arbeit mit Ton gleich mehrere Sinne anspricht. „Das Drehen an der Töpferscheibe ist für mich Entspannung pur“, sagt Nicole Fasselt. Der Begeisterungsfunke ist sofort auf Gunnar Praße übergesprungen. „Jedes einzelne Stück erzählt eine eigene Geschichte“, beschreibt er das Besondere beim Töpfern. Jeder Ton, jede Tonsorte und jeder Tonklumpen reagiere anders. Das Einlassen auf die Seele des Tons fasziniere ihn.

Damit die Beschäftigung mit dem Hobby nicht zur Belastung neben dem Beruf werden kann, ist das Geschäft „Sinneskeramik“ nur montags und donnerstags zwischen 17 und 21 Uhr geöffnet sowie samstags in jeder zweiten Woche zwischen 10 und 17 Uhr. In der Vorweihnachtszeit ist das Geschäft an jedem Samstag geöffnet.

Ihre Begeisterung für die Arbeit mit Ton möchten Nicole Fasselt und Gunnar Praße gerne auf andere Menschen übertragen. Deshalb bieten sie Töpferkurse und einen Brennservice an. Der Töpferkurs besteht aus zwei Terminen und läuft über drei Stunden. Es entstehen bis zu vier Keramiken, die beim zweiten Termin glasiert werden.

Der Töpferkurs Drehscheibe besteht aus drei Terminen und beinhaltet drei Stunden Töpfern an der Drehscheibe in einer Gruppe von maximal zwei Personen. Hier werden die Handgriffe des Zentrierens und die Grundtechnik des Töpferns an der Drehscheibe gezeigt. Es entstehen bis zu vier Keramiken pro Teilnehmer. An dem zweiten Termin werden die Keramiken abgedreht. Der Boden und eventuell die Form werden ausgearbeitet. Beim dritten Termin werden die Keramiken glasiert. Auf der Internetseite www.sinneskeramik.de kann man die Termine für die Kurse feststellen und sich für die Kurse anmelden.

Wer zu Hause töpfern möchte, aber keinen Brennofen besitzt, kann den Brennservice im Geschäft Sinneskeramik buchen. Dort findet man einen runden Toploader-Ofen mit einem Innendurchmesser von 41 Zentimetern. Die Höhe beträgt 46 Zentimeter, was ein Brennvolumen von maximal 60 Litern darstellt. Der Ofen kann Temperaturen von bis zu 1320 Grad erreichen. Der Preis richtet sich nach dem Gewicht der Keramik und der Brenntemperatur. Wer viel getöpfert hat, kann einen kompletten Ofen buchen. Für einen Glasurbrand bei der höchsten Temperatur muss man für die Ofenbenutzung 46 Euro bezahlen.

2020 begann Nicole Faselt ein Fernstudium zur Meditationsleiterin. Dazu gehörten Fortbildungen zur Meditationslehrerin und Achtsamskeitstrainerin. Während des Studiums zur Meditationsleiterin entstand immer mehr der Gedanke, die Achtsamkeit und das Töpfern zu verbinden. Seit April 2021 ist Nicole Fasselt zertifizierte Meditationsleiterin. In dieser Funktion bietet sie regelmäßig den Workshop „Achtsame Auszeit – kreativ entspannen – mit Achtsamkeit töpfern“ an. Dieser Kurs richtet sich an alle, die über die Sinne im Hier und Jetzt ankommen möchten. Das Üben der Achtsamkeit steht in diesem Workshop im Vordergrund. Für diesen Kurs benötigt man keine Vorkenntnisse. Alle Termine findet man auf der Internetseite www.sinnesmomente.de.

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