Wesel Die Zukunft liegt am Rhein

Wesel · Kiesindustrie und CDU-Parlamentarier von Europa- bis Kommunalpolitik gingen am Montag an Bord, um sich die Häfen vom Rhein aus anzusehen. Es ging um Logistik, Perspektiven der Häfen und die neuen Grenzen für Auskieser.

Es ist Wahlkampf, da greifen sich die Parteien Themen, die sie im Mittelpunkt sehen wollen, und lassen sich öffentlichkeitswirksame Aktionen einfallen. Der Termin gestern aber war ungewöhnlich — im doppelten Sinn. Erstens: Stadthafen und Häfen im Kreis haben enorme Logistik-Perspektiven, was öffentlich kaum eine Rolle spielt.

Zweitens: Kiesindustrie (Baggerei Hülskens aus Wesel), Europa- und Landesparlamentariern der CDU sowie Kommunalpolitiker kamen an Bord zu einem bemerkenswert offenen Wort zusammen und schipperten gestern durch Stadthafen, Rhein-Lippe-Hafen, Hafen Emmelsum und Niag-Hafen Orsoy. Neben parteipolitischen Statements wurden in der bisher einmaligen Konstellation klare Worte gesprochen — eben zur Logistik, aber auch zu Kiesabgabe, Projekten, Betuwelinie und verpassten Chancen.

"A 59 und B8n ausbauen"

Thema Häfen: Wie können nach dem Wirtschaftseinbruch erwartete Zuwachsraten im Transport organisiert werden? CDU-Bürgermeisterkandidat Ralf Hörsken will ein "abgestimmtes Verkehrskonzept" von Schiene, Wasser und Straße entwickeln. Zielrichtung: A 59 bis Wesel vorantreiben, die B 8n ausbauen — in "nachbarschaftlicher "Aktion von Kommunen und Kreise".

Stadtwerke-Chef Franz Michelbrink präsentierte seine Idee, wie de Stadthafen Wesel im Konzert mit den anderen Masterplan-Häfen (Emmerich, Emmelsum, Orsoy, Duisburg) seinen Platz als Containerhafen finden kann. Vorteil: Stadtwerke und Hülskens, das ein weiteres Standbein bekäme, sind im Besitz der wichtigsten Flächen. Seine Hand möchte Michelbrink auf das Flachglas-Gelände als Logistik-Standort legen. Hintergrund auch: die Sanierung der maroden Kaimauer (10 Mio. Euro) ist fällig. Den Hafen hochwasserfrei zu machen, kostet sogar 20 Mio. Allein:

Thema Förderung: Europaparlamentarier Karlheinz Florenz (CDU) aus Neukirchen-Vluyn brachte abgestufte Logistik in Zusammenhang mit der verlangten CO2-Minderung ins Spiel. Mobilität sei für ein Drittel der C02-Belastung verantwortlich, Europa gibt eine Menge Fördergeld für Gegenmaßnahmen. Sein Tipp: "Der Kreis Wesel braucht ein Gesicht in Brüssel. Nicht Briefe schreiben, sondern ein Konzept vorlegen — ich verhelfe zuden richtigen Gesprächspartnern."

Thema Betuwelinie: Ein Stadthafen für Container braucht Schienenanschluss. Doch die Betuwelinie lässt nur ein Zeitfenster von zweimal 15 Minuten als Zeitfenster, um sich einzufädeln. Hier wurde Druck auf die Bahn angekündigt.

Thema Kies: Hülskens sieht sich von Regionalplanung und Kiesabgabe "stark eingeschränkt". Bei der CDU im Kreis Kleve, so Bevollmächtigter Dr. Michael Schulz, beklagt er gar, "nicht gewollt zu sein". Wesels Politik ist da anders. Die Stadt will die Projekte der Baggerei auch auf anderen Feldern stützen.

(RP)
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