Neue Grenzwerte: Schützen müssen Belüftungsanlage erneuern Frische Luft für 30.000 Euro

Wermelskirchen · Die Sportschützen des Wermelskirchener Turnvereins tauschen mit viel ehrenamtlichem Einsatz die Belüftungsanlage auf ihrem Schießstand aus. Die Anlage von 1998 erfüllt die neuen, gesetzlichen Vorgaben nicht mehr.

 Die Ehenamtliche des WTV  sanieren die Schießanlage (v.l.) Albert Stieglbauer, Holger Scheidhauer, Jörg Beck, Dirk Fletgen, Billy Justice, Bert-Ulrich Weber.

Die Ehenamtliche des WTV sanieren die Schießanlage (v.l.) Albert Stieglbauer, Holger Scheidhauer, Jörg Beck, Dirk Fletgen, Billy Justice, Bert-Ulrich Weber.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Der typische Geruch von Metallstaub liegt in der Luft. Beim Zerschneiden der alten Belüftungsrohre zum Abtransport auf den Schrott entsteht er. Die Schützen die Schießabteilung des Wermelskirchener Turnvereins (WTV) bauen eine neue Belüftungsanlage an den Schießstand im Schuberthallen-Komplex. Der „Spaß“ ist kein „Pappenstiel“, der Sportverein muss dafür gut 30.000 Euro in die Hand nehmen. Damit ist der Materialwert abgedeckt – die Arbeitsstunden werden ehrenamtlich geleistet: Gut 500 Stunden haben die fleißigen Helfer seit April bis Samstag bereits „auf dem Buckel“ - 250 weitere Stunden werden bis Oktober bestimmt noch notwendig sein, schätzt Albert Stieglbauer von den WTV-Sportschützen ein.

„Wir hoffen, dass wir nicht länger als bis im Oktober benötigen, weil dann die Vereinsmannschaften in die Saison starten“, sieht Stieglbauer durchaus einen gewissen Zeitdruck.

Die Baumaßnahme erfordert einen gewaltigen Aufwand. Alleine um die neue Belüftungsanlage in das Gebäude zu bekommen, musste eine Wand durchbrochen und anschließend wieder zugemauert werden. Neue gesetzliche Vorgaben erfordern den Austausch der Belüftungsanlage auf dem 25-Meter-Schießstand mit fünf Bahnen, die zum Schießen mit neun Millimeter bis Kaliber .22 sowie Bogenschießen gebaut sind. „Die Grenzwerte sind erneuert worden. So muss beispielsweise nun eine Belüftung in der Lage sein, 15.000 Kubikmeter Luft in der Stunden in den Raum zu blasen“, beschreibt Albert Stieglbauer. Darauf sei die alte Anlage von 1998 nicht ausgelegt gewesen. Hintergrund ist der Austausch der Luft auf der Schießanlage, auch um den entstehenden Pulverdampf abzusaugen. „Das betrifft nicht nur uns, sondern alle Schießsportvereine – viele bauen gerade ihre Anlagen um“, berichtet Stieglbauer.

Der 84-Jährige war bereits am Bau der Schießanlage 1998 beteiligt, kennt die 25-Meter-Bahnen und die benachbarten Zehn-Meter-Bahnen (für Luftgewehr und -pistole) wie seine Westentasche. Für schweres Gerät ist der „Grand Seigneur“ des WTV-Schießsports inzwischen zu alt, er lächelt: „Aber den Überblick kann ich behalten und organisieren. Ich habe eine tolle Truppe mit guten Jungs, die hier kräftig anpacken.“ Bei den Arbeitseinsätzen vor allem am Wochenende und teilweise innerhalb der Woche sind stets sechs bis sieben Personen vor Ort. Mit Jörg Beck (Leiter der WTV-Schießsportabteilung) und Norbert John gehören auch Experten zum Helferteam, die sich von beruflich mit solchen Anlagen auskennen. „Das hilft uns sehr. Wir kriegen schließlich nur gesetzliche Werte vorgeschrieben. Wie eine Anlage auszusehen hat, um auf einem Schießstand diese Werte zu erfüllen, muss jeder selbst ausrechnen“, erläutert Stieglbauer. Weniger kompliziert ist dabei, dass die Frischluft von außen in einer Höhe von 3,50 Metern angesaugt werden muss. Der Motor der neuen Belüftungsanlage schafft maximal 17.000 Kubikmeter Luft pro Stunde.

„Wir halten zueinander, es arbeiten vom Kinderarzt bis zum Ingenieur alle zusammen“, freut sich Stieglbauer, dem es trotz seines Alters ein Herzensanliegen ist, den Umbau zu begleiten: „Glücklicherweise zeigen alle Verständnis.“ Austritte aus dem Verein wegen der über Monate nicht zu benutzenden Schießanlage habe es nicht gegeben. „Natürlich fehlt uns Trainingszeit, das wirft die einzelnen Sportler zurück“, bemerkt Schützin Silke Kuske.

Ist die neue Belüftungsanlage fertig gestellt, wird sie von Polizei, Feuerwehr und einem Gutachter überprüft bevor die endgültige Freigabe der Schießbahnen erfolgt.

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