Neues Domizil in alten Mauern Wenn ein altes Haus zum Zuhause wird

Wermelskirchen · Vor zwölf Jahren sind Renate und Manfred Schmitz-Mohr in ein Baudenkmal gezogen. Vorher haben sie fast zwei Jahre lang geschuftet.

Es riecht nach Rosen, alte Sorten, die einen feinen Duft verströmen. Und wer die wenigen Stufen zur Haustür von Renate und Manfred Schmitz-Mohr hinaufsteigt, der taucht schon mit dem Duft in eine andere Welt ein. Besucher möchten auf der Bank verweilen, die auf dem kleinen Podest vor der Tür steht und sich staunend ein bisschen Zeit nehmen für die Geschichte, die dieses Haus erzählen will. Als Renate und Manfred Schmitz-Mohr damals zum ersten Mal diese Stufen hochkletterten, da begann vor ihrem Auge ein Film zu laufen. „Ich sah, wie dieses Haus einmal aussehen könnte“, sagt sie. Ihr Mann sah vor allem Barrieren und Arbeit. „Ich war damals 65“, sagt er, „und ich war mir nicht sicher, ob wir es wagen sollten.“ Aber sie wagten es. Gemeinsam.

Und so führt die grüne Holztür heute in ein altes Haus, das zum Zuhause wurde. In Räume, die viel von ihren Bewohnern erzählen und ihrem Gespür für Geschichten und Geschichte. Farben und Licht erwarten den Besucher – fast ein bisschen unerwartet. „Am Anfang war dieses Haus sehr dunkel“, erzählte Renate Schmitz-Mohr. Drei Familie hätten ursprünglich auf den rund 180 Quadratmetern gelebt – eine auf jeder Etage. Es sei eines dieser typischen Häuser aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts gewesen, als Arbeiterfamilien die Nähe der Kattwinkelschen Fabrik suchten. Der Raum, der heute durch bodenhohe Fenster den Blick in den Garten bis zu den Eipringhauser Feldern erlaubt, war damals in drei Räume unterteilt. Und Schmitz-Mohrs ahnten damals schon, dass der Denkmalschutz ein Auge auf ihre Sanierung haben würde. „Also klärten wir entscheidende Fragen vor dem Kauf“, sagt Manfred Schmitz-Mohr. Ohne die Möglichkeit der bodenhohen Fenster im Wohnzimmer und des hellen Balkons davor, wären sie das Wagnis nicht eingegangen. Da waren sich beide einig. Aber der Denkmalschutz gab seine Zustimmung, forderte im Gegenzug, die alte Treppe im Haus zu erhalten.

Die führt bis heute in den ersten Stock – entlang einer Ahnengalerie, die nicht nur die bewegte Familiengeschichte der Bewohner erahnen lässt, sondern auch ihre Lust an Tradition. Das eigentliche Schmuckkästchen des Hauses entdecken Besucher, wenn sie an Schlaf-, Ankleide- und Damenzimmer vorbei über die knarzenden Holzstufen ins Dachgeschoss klettern. Dann schweift der Blick aus dem freigelegten Bogenfenster, das sich auf Fußhöhe befindet, auf die Berufsschulstraße – und zurück. „Bergische Gemütlichkeit“, sagt Renate Schmitz-Mohr und blickt sich um, als könne sie es selbst noch nicht glauben, dass jener Film Realität wurde. Und Manfred Schmitz-Mohr beginnt sich zu erinnern: an die schweißtreibenden zwei Jahre, an 1169 Arbeitsstunden, die er in dem alten Haus verbrachte, an 945 weitere Stunden, die seine Frau hier arbeitete. „Als erstes haben wir uns den Keller vorgenommen, um Abstellfläche zu bekommen“, erzählt er. Dann arbeiteten sie sich durch das komplette Haus. „Wir wollten erhalten und bewahren, alte Materialien wieder hervorholen und sehen, was sich versteckt“, sagt seine Frau. Sie rissen Wände ein, freuten sich über das Licht, zogen unzählige Nägel aus Wänden und produzierten Massen an Bauschutt. Sie entfernte acht Schichten Tapete und fand darunter eine alte Bemalung, die bleiben durfte. Das Dach wurde neu gedeckt und aufwendig isoliert, Fenster erneuert, die Seiten des Hauses neu verschiefert. Die Wände tapezierten sie mit Vlies und Gewebe. Heizung, Wasser, Strom: Jetzt traf moderne Technik auf uraltes Gebälk. Im Erdgeschoss zogen die neuen Hauseigentümer eine neue, schräge Wand ein, tapezierten sie bunt und versteckten eine Gästetoilette dahinter. Zum Schluss kam der Garten an die Reihe – und er krönte das neue Zuhause. Aus einer Baustelle wurde eine Oase. Und wer sich heute spätestens hier einen Augenblick Zeit nimmt zum Verweilen und noch mal den Duft der Rosen einatmet, der kann gar nicht anders, als leise und beschwingt zu summen.

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