Wermelskirchen Politiker entsetzt über die Online-Schmähungen gegen Bleek

Wermelskirchen · "Das ist doch eine Verrohung der Gesellschaft. So etwas geht gar nicht." Entsetzt reagierte Jürgen Manderla, FDP-Fraktionschef im Stadtrat, auf die Online-Schmähungen gegen Bürgermeister Rainer Bleek. "Ich stehe sicher dem Bürgermeister kritisch gegenüber. Das geht aber hier zu weit. Wir Politiker müssen Schulterschluss zeigen"

Er, wie auch andere Fraktionsvorsitzende, bekommen Wut-Mails, aber bislang ohne Schmähungen und Drohungen. Manderla: "Ich drücke sie einfach weg. Die verstecken sich hinter Spitznamen und sind nicht identifizierbar. Ich verlange ein offenes Visier - alles andere ist nicht akzeptabel."

Für Stefan Janosi (Grüne) sind diese Angriffe nichts Neues. Auch er hat schon indirekte Drohungen und Beschimpfungen per Mail bekommen. Alles anonym. Die Server lagen im Ausland. Politiker - hauptberuflich wie ehrenamtlich - würden verbal bedroht in den sozialen Netzwerken. Niemand würde dagegen angehen, und so würden solche Menschen betätigt. "Die politische Kultur geht den Bach hinunter. Das ist schlimm. Sachlich wird nicht mehr diskutiert", sagt Janosi.

Der Angriff gegen den Bürgermeister habe eine Dimension erreicht, die geht überhaupt nicht", sagt Henning Rehse (WNKUWG) auf Anfrage. Sicher bekomme auch er solche Mails, reagiere aber auch entsprechend in den sozialen Netzwerken darauf.

Seit gut einem Jahr hat Oliver Platt (Büfo) "nervige" Mails mit immer wieder neuen Absendern in seinem Postfach. "Ich gehe aber davon aus, dass es ein und derselbe Schreiber ist. Er muss mich wohl kennen, gibt sich aber nicht zu erkennen." Persönlich angegriffen wurde er nicht, werde aber mit Verschwörungstheorien bombardiert. "Die Argumentation ist schwach. Sie beziehen ihre Infos aus dem Netz von Ihresgleichen. Sie schieben sich die Wahrheit zurecht." Die Art und Weise, wie Bleek angegangen sei, bezeichnete er als feige. "Solche Menschen müssen raus aus ihrer Anonymität."

Was da seinem Parteikollegen passiert sei, spiegele leider den "Mainstream" wider, sagt Jochen Bilstein (SPD). Er mache sich große Sorgen um das Gemeinwesen - "sämtliche Hemmungen sind offensichtlich gefallen". Er vermeide es, darauf zu reagieren und übe sich in Zurückhaltung - "so werden diese Worte nicht wiederholt".

Als "abscheulich und widerlich" bezeichnete Christian Klicki (CDU) die Schmähungen. "Da setzen sich Menschen wie Rainer Bleek aus idealistischen Gründen für das Allgemeinwohl ein, und diese Leute würden aus ihrer Anonymität heraus im Netz wüste Bechimpfungen veröffentlichen - "hier muss die Politik jetzt zusammenstehen".

Er selbst sei noch nicht denunziert worden - gelegentlich hart formulierte Briefe habe er schon erhalten. Gerade auf Facebook erlebe er aber immer häufiger, dass Menschen keinen Respekt mehr voreinander hätten. "Ich glaube nicht, dass Menschen mir dies in Angesicht zu Angesicht so auch sagen würden", meinte der christdemokratische Fraktionsvorsitzende.

(RP)
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