Wermelskirchen Fassade: weitere Untersuchung

Wermelskirchen · Ein Göttinger Geologe, weltweit als Fachmann anerkannt, hat sich am Montag die Wermelskirchener Rathausfassade angeschaut. Regen und Kälte sorgen für Strukturveränderung des Marmors, so dass sich die Platten verformen.

Im Rathaus scheint man ratlos, wie die marode Rathausfassade saniert werden soll. Von der Schrauben-Lösung, Anfang des Monats noch als eine Option gesehen, nimmt man inzwischen Abstand. Dafür sorgt ein Fachmann aus Göttingen für einen Hoffnungsschimmer: Prof. Dr. Siegfried Siegesmund vom Geowissenschaftlichen Zentrum der Georg-August-Universität Göttingen gilt als Koryphäe auf dem Gebiet der Verwitterung von Marmor und ihren Folgen.

Seine Einschätzung: In der Stadtverwaltung ist bislang alles richtig gemacht worden, gab Bürgermeister Eric Weik im Stadtrat gestern Abend die Eindrücke des gestrigen Gespräches mit dem Fachmann im Stadtrat wieder.

Im Juli 2005 ließ Weik den Bereich ums Rathaus sperren, weil sich Platten verformt hatten und drohten abzustürzen. Über etliche Lösungen wurde debattiert. 2,5 Millionen Euro stehen seit 2008 zur Sanierung im Haushalt bereit.

Zehn Jahre sind normal

Nach Darstellung von Weik hat Prof. Siegesmund einen Südamerika-Aufenthalt unterbrochen, um dem Hilferuf aus dem bergischen Rathaus zu folgen. Seine wohl wichtigste Botschaft: Eine Sicherung des Rathaus mit Netzen über einen Zeitraum von fünf bis sechs Jahren sei normal. Er nannte den Wermelskirchenern Beispiele von Großstädten wie Nizza bis Darmstadt, wo die Baustellen zehn Jahre andauern.

Marmor wird längst nicht mehr als Fassadenverkleidung genutzt. Denn Regen und Luftfeuchtigkeit, verbunden auch mit Kälte und Wärme, lassen die Struktur des Marmors verändern. Das hat seine Göttinger Abteilung für Strukturgeologie und Geodynamik inzwischen herausgefunden. Der Geologe schlägt den Wermelskirchenern vor, verschiedene Platten zu untersuchen und Wasser, Hitze und Kälte auszusetzen. "Er will klären, ob sich der Verschüsselungsgrad fortsetzt oder nicht", so Weik. Dafür wird er der Stadt ein Angebot machen.

Schrauben keine Alternative

Vor einer Verschraubung warnt der Fachmann laut Weik ebenfalls: Sie sei keine billige Alternative. Je Platte könnte ein Zeitaufwand zwischen einer halben und zwei Stunden entstehen — da sei man schnell bei drei Millionen Euro, ohne die Fassade wirklich saniert zu haben. Eine Schraube ändere nicht das Problem — eben die Strukturveränderung des Marmors. "Das Bohren macht die Struktur eher kaputt. Dadurch kann die Platte brechen und einzelne, nicht verschraubte Teile lösen sich und fallen runter."

Prof. Siegesmund hat laut Weik schon viele Gebäude weltweit in Ordnung gebracht. Deshalb setze man jetzt in der Stadtverwaltung auf ihn.

(RP/rl)
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