Wermelskirchen Apotheken: Weniger Kosmetik, mehr Beratung

Wermelskirchen · Die Apotheker sollen ihre Kunden besser beraten: Das hat Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler jetzt gefordert. Außerdem soll das Nebensortiment mit Hygieneartikeln, Kosmetika und Nahrungsmittelergänzungen wie etwa Vitaminen in den Apotheken deutlich begrenzt werden.

Röslers Vorstoß wird von den Wermelskirchener Apothekern sehr unterschiedlich bewertet. Die einen regen sich mächtig über Rösler auf, wieder andere halten es für einen "Sturm im Wasserglas", was der Minister im Zusammenhang mit einer Novellierung der Apothekenbetriebsordnung fordert.

"Keine freie Marktwirtschaft"

"Es wäre ein Todesstoß für die Apotheken, wenn das Nebensortiment reduziert werden müsste", sagt Eberhard Kaufmann, der seit 50 Jahren die Adler-Apotheke betreibt. "Wenn wir diese Artikel nicht hätten, dann könnten wir gleich zumachen. Wo bleibt denn die freie Marktwirtschaft? Was der Minister fordert, das ist ja schon Kommunismus", schimpft der 76-jährige Apotheker. In seiner Apotheke mache das Nebensortiment 30 bis 40 Prozent aus, berichtet Kaufmann.

Auch kann er Röslers Forderung nach mehr offensiver Kundenberatung nicht verstehen: "Das machen wir doch schon seit Jahrzehnten so!" Auch an Röslers Forderung nach diskreterer Kundenberatung in möglichst abgetrennten Räumen sieht Kaufmann nichts Neues: "Jede Apotheke macht das doch schon längst", meint Kaufmann, der den Minister gerne mal für ein sechswöchiges Praktikum einladen würde, "damit der mal die Basis kennenlernt".

Weniger aufgeregt zeigt sich der 37-jährige Apotheker Dr. Andreas Winterfeld (Montanus- und Damian-Apotheken). Die vom Minister geforderte Novellierung der Apothekenbetriebsordnung ziele wohl mehr auf andere Bundesländer ab, denn in Nordrhein-Westfalen werde bereits sehr strikt verfahren. Offensive Kundenberatung und eigene Beratungsräume seien längst die Regel, bestätigt Winterfeld. Und ein reduziertes Nebensortiment auf maximal 50 Prozent der Fläche, in der sich die Kunden bewegen, halte er für sinnvoll. "Wir beraten die Kunden schließlich auch, wenn sie bei uns Sonnenschutzmittel oder ähnliches kaufen", sagt er.

Die bergische Art der Diskretion

Apothekerin Ulla Buhlmann (53 Jahre alt), Inhaberin der Bergischen Apotheke, hält die Aufregung über die Rösler-Forderungen für übertrieben. Für sie ändere sich eigentlich nichts. "Ich finde es sogar klasse, was Rösler macht, indem er die Apotheker wieder mehr verpflichtet, die Kunden zu beraten", sagt Buhlmann und fügt hinzu: "Aber mit der Diskretion, das ist hier bei den Bergischen so eine Sache. Die ignorieren jede rote Linie und rufen sich lauthals zu: Kriegste auch das, was ich jetzt verschrieben bekommen habe?", schmunzelt sie. FRAGE DES TAGES

(RP)
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