Spendenaktion in Wegberg Bemalte „Mühlensteine“ helfen Tieren in Not

Wegberg · Mit den kunstvoll bemalten „Mühlensteinen“ wurden monatelang Spenden für den kranken Ben Herrmann aus Klinkum gesammelt. Inzwischen unterstützen die Steine-Maler erfolgreich die MonRo-Ranch und das Tier-Refugium. Ans Aufhören denkt das Mühlstein-Team noch lange nicht.

 Spendenkörbe mit bemalten Steinen stehen in 16 verschiedenen Geschäften. Die Wegberger Steinemaler haben zahlreiche Gestaltungs-Ideen.

Spendenkörbe mit bemalten Steinen stehen in 16 verschiedenen Geschäften. Die Wegberger Steinemaler haben zahlreiche Gestaltungs-Ideen.

Foto: Carolin Streckmann

Stolz zeigt Myra einige Steine, die sie bemalt hat. Ein großer mit einem Schneemann darauf und ein kleiner runder Stein, aus dem sie einen Smiley gemacht hat – mit Mundschutz. „Smileys gehen immer“, findet die Neunjährige. Sie ist die Tochter von Anke Schneider, der Gründerin der sogenannten „Mühlensteine“. Das sind bemalte Steine, die in Wegberg „ausgewildert“ werden. Finder können sie entweder behalten oder an einem neuen Ort aussetzen. Aktionen wie diese gibt es mittlerweile in vielen Städten. Damit soll denjenigen, die die Steine finden, eine Freude gemacht werden. In der Mühlenstadt erfüllt die Aktion zudem einen wohltätigen Zweck: Seit einigen Monaten werden mithilfe der Steine Spenden gesammelt.

Angefangen hat das im Sommer 2019. „Ich habe die Allersteine auf Facebook gesehen“, erzählt Anke Schneider. Die stammen aus dem niedersächsischen Verden an der Aller. In Wegberg gab es die bemalen Steine damals noch nicht. „Also habe ich eine Facebook-Gruppe gegründet. Dann haben Myra und ich die ersten Steine in Klinkum ausgelegt und die Fotos davon gepostet“, sagt Schneider. Inzwischen hat die Gruppe mehr als 1300 Mitglieder. Auch eine dazugehörige Facebook-Seite haben die Mühlensteine, die in den sozialen Netzwerken unter #Mühlensteine zu finden sind.

Vor ein paar Monaten dann wurde Anke Schneider von der Kindergärtnerin ihres Sohnes Finn angesprochen, ob sie sich mit den Mühlensteinen an der Spendenaktion für Ben Herrmann einsetzen wolle. Der Anderthalbjährige leidet an der seltenen Muskelkrankheit SMA Typ 2. Seine Familie hatte mit der Initiative „Kämpft mit Ben“ eine Spendenaktion gestartet, um ihm die potenziell lebensrettende Gentherapie mit dem Medikament Zolgensma zu ermöglichen. Es kostet 1,9 Millionen Euro und gilt als teuerstes Medikament der Welt. Das Schicksal von Ben löste eine enorme Welle der Solidarität aus, das Geld kam über Tausende Spenden zusammen.

Der Junge erhielt die Spritze im April in der Bonner Uniklinik – am Ende nach kurzfristiger Zulassung des Medikaments hierzulande doch von der Krankenkasse bezahlt. „Ben wohnt hier in der gleichen Straße und seine Schwester geht mit meinem Sohn in den Kindergarten“, erzählt Anke Schneider. Daher war es für sie selbstverständlich, dem Jungen und seiner Familie zu helfen. Um die Spenden zu sammeln, stellte Schneider gemeinsam mit einigen Unterstützern Präsentkörbe in verschiedenen Geschäften, Tankstellen und Bäckereien in Wegberg auf.

 Spendenübergabe auf der Ranch (v.l.): Vanessa Zohren mit Henri und Marla, Michael und Judith Salampasis, Michael Geneschen, Anja Langlitz, Petra Jansen mit Bruno, Anke Schneider mit Fynn und Myra, Elke Lange.

Spendenübergabe auf der Ranch (v.l.): Vanessa Zohren mit Henri und Marla, Michael und Judith Salampasis, Michael Geneschen, Anja Langlitz, Petra Jansen mit Bruno, Anke Schneider mit Fynn und Myra, Elke Lange.

Foto: René Behrens
 Spendenübergabe beim Tier Refugium: Michael Salampasis (von links), Myra Schneider, Judith Salampasis, Henri Zohren, Marla Zohren, Vanessa Zohren, Michael Schink vom Tier Refugium, Elke Lange, Anke Schneider.

Spendenübergabe beim Tier Refugium: Michael Salampasis (von links), Myra Schneider, Judith Salampasis, Henri Zohren, Marla Zohren, Vanessa Zohren, Michael Schink vom Tier Refugium, Elke Lange, Anke Schneider.

Foto: Foto: René Behrens

Die darin liegenden Mühlensteine konnten Interessierte gegen eine Spende in eine danebenstehende Spendendose mitnehmen. „Wir haben gemalt wie die Wahnsinnigen“, erinnert sich Judith Salampasis, eine der „Stamm-Malerinnen“ für die Spendenkörbe. „Aber es hat sich richtig gelohnt.“ Über 14.500 Euro kamen auf diese Weise in nur knapp zwei Monaten zusammen.

Nachdem der kleine Ben das Medikament erhalten hatte, wurde das Team hinter den Mühlensteinen dazu angeregt, für andere Zwecke Spenden zu sammeln. „Das waren im Prinzip unsere Fans. Die haben uns geschrieben: ‚Bitte hört nicht auf’“, sagt Salampasis. Gerade im Zusammenhang mit der Pandemie nahmen die Steinemaler den Wunsch auf. „Jetzt ist Corona, da gibt es immer welche, die Hilfe brauchen“, sagt Anke Schneider.

 Sie bemalen Steine für einen guten Zweck (v.l.n.r.): Judith Salampasis, Myra und Anke Schneider.

Sie bemalen Steine für einen guten Zweck (v.l.n.r.): Judith Salampasis, Myra und Anke Schneider.

Foto: Carolin Streckmann

Die Wahl fiel schließlich auf den Gnadenhof MonRo-Ranch in Mönchengladbach-Merreter und das Tier-Refugium Wegberg in Rath-Anhoven. Beide Höfe nehmen in Not geratene Tiere auf und kümmern sich um sie. „Wir sind zu 100 Prozent spendenfinanziert“, sagt Anja Langlitz aus dem Vorstand der MonRo-Ranch. „Wir können jeden Cent gebrauchen – ebenso wie ehrenamtliche Helfer übrigens.“ Die Unterstützung durch die Mühlensteine nehmen sie daher dankend an. „Dass das so einschlägt, hätten wir im Leben nicht gedacht. Die Spenden geben uns eine gewisse Planungssicherheit“, so Langlitz.

„Wir haben uns natürlich sehr darüber gefreut, dass wir als Spendenempfänger ausgewählt wurden“, sagt auch Michael Schink vom Tier-Refugium. „Spenden sind sehr wichtig für unseren Verein, da wir die Ausgaben für die Tiere ausschließlich darüber finanzieren.“ Und daher war auch am Samstag die Freude groß: Jeweils 1000 Euro bekamen die Höfe, weitere 2000 Euro hatten sie zuvor bereits erhalten. Und die Tierretter können auf mehr Spenden hoffen. Das Team der Mühlensteine will weiter Steine bemalen. „Wir haben nicht vor, aufzuhören“, sagt Judith Salampasis mit einem Lachen. „Solange es läuft, machen wir weiter“, bestätigt auch Anke Schneider. „Wir Wegberger wollen was für Wegberg machen.“

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