Delegation der Rupert-Neudeck-Gesamtschule Frühstück in der Zentrale von Cap Anamur

Tönisvorst · Die Preisträger des ersten Rupert-Neudeck-Awards der Rupert-Neudeck-Gesamtschule waren zu Besuch bei Christel Neudeck in Troisdorf. Für alle war es nicht nur ein Gewinn, sondern eine große Inspiration.

 Die Preisträger aus Tönisvorst mit Christel Neudeck (3.v.r.) und Schulleiter Andreas Kaiser (4.v.l.) am Denkmal für Rupert Neudeck in Troisdorf. Ehemalige vietnamesische Flüchtlinge in Deutschland haben es finanziert.

Die Preisträger aus Tönisvorst mit Christel Neudeck (3.v.r.) und Schulleiter Andreas Kaiser (4.v.l.) am Denkmal für Rupert Neudeck in Troisdorf. Ehemalige vietnamesische Flüchtlinge in Deutschland haben es finanziert.

Foto: Angela Krumpen

„Ich habe mich auf Euch gefreut! Zum ersten Mal kommt eine Schule zu mir zum Frühstück“, sagt Christel Neudeck, als sie Schülern, Eltern und Lehrern der Rupert-Neudeck-Gesamtschule Tönisvorst die Tür zu ihrem Zuhause öffnet. Auch für die kleine Schuldelegation ist es ein besonderer Moment: Sie ist zu Besuch in Troisdorf. Vor 40 Jahren war dort die Zentrale des Nothilfekomitees Cap Anamur. Mit Spendengeldern hatte damals das Ehepaar Christel und Rupert Neudeck ein Boot gechartert und mehr als 11.000 vietnamesischen Flüchtlingen, sogenannten Boatpeople, das Leben gerettet.

Es war diese Lebensleistung, welche die Schulgemeinschaft der Gesamtschule bewog, nach dem Tod von Rupert Neudeck 2016 seinen Namen für ihre Schule zu wählen. „Wenn eine Schule unseren Namen trägt, dann habe ich die unbedingte Erwartung, dass sie dem Namen gerecht wird, dass sie an unserem Leben und Tun interessiert ist“, sagt Christel Neudeck während des gemeinsamen Frühstücks. Sie freut sich: „Ich finde es phantastisch, dass ihr so viel Interesse habt, den weiten Weg zu machen an den Ort, an dem alles begann.“

Die Reise nach Troisdorf war für die Delegation der Rupert-Neudeck-Gesamtschule eine Überraschung: Am Tisch von Christel Neudeck sitzen die Preisträger des ersten Rupert-Neudeck-Awards. Die Auszeichnung will Mitglieder der Schulgemeinschaft ins Rampenlicht stellen, die das Motto der Schule schon leben. „Unser Schulname soll ja nicht nur ein Schild am Eingang sein. Er soll unser Programm werden“, sagt Schulleiter Andreas Kaiser. Damit der Name Programm wird, hat die Schule den Geist des Notärzte-Komitees Cap Anamur in das Motto: „Menschlich. Mutig. Miteinander.“ übersetzt. Das Team aus Schülern, Lehrern und Eltern, die das „Frühstück vor acht“, ein kostenloses, spendenbasiertes Frühstück jeden Morgen für alle in der Schule anbietet, lebt das Motto schon und bekam deswegen den ersten Award 2018. Der Preis für die Frühstücksmacher: ein Frühstück bei Christel Neudeck.

 Als Belohnung für den Rupert-Neudeck-Gesamtschul-Award gab es jetzt ein Frühstück bei Christel Neudeck in Troisdorf.

Als Belohnung für den Rupert-Neudeck-Gesamtschul-Award gab es jetzt ein Frühstück bei Christel Neudeck in Troisdorf.

Foto: Angela Krumpen

Bei strahlender Frühlingssonne trugen die Preisträger am Samstag voll beladene Frühstückskörbe in das Haus von Christel Neudeck. Die Körbe hatte die sogenannte „Task force“, die schnelle Eingreiftruppe von Eltern, in der mehr als 120 Eltern sind, liebevoll befüllt.

Die Preisträger wollten wissen, wie denn „so eine große Rettung möglich“ gewesen sei. Sie hörten, wie der Nobelpreisträger Heinrich Böll dem Ehepaar zur Seite sprang und sie gemeinsam die Herzen der Menschen für die ferne Not im südchinesischen Meer gewannen. Die Schüler fragten auch nach Rückschlägen – und wie man damit umgehe. Bevor Christel Neudeck von Entführungen und angstvollen Stunden erzählte, fragte sie die Schüler erst, wie sie denn selbst mit schlechten Erfahrungen umgingen. Es entspann sich ein tiefes Gespräch. „Macht es wie Greta, engagiert Euch für Eure Welt“, gab Christel Neudeck mit Blick auf die 16-jährige schwedische Klimaaktivistin vor allem den Schülern mit.

Bewegte Momente auch beim abschließenden Besuch des Denkmals von Rupert Neudeck in Troisdorf. Tabea, 15, resümiert: „Auf jeden Fall bestärkt es mich. Es ist beeindruckend, dass in diesen Wänden so viel passiert ist. An diesem Tisch zu sitzen und sich vorzustellen, dass das alles wirklich hier passiert ist. „Eine große Inspiration. Lebendiges Wissen statt Buch-Wissen“, freut sich Schulleiter Andreas Kaiser, „das ist Motivation, die der Schulalltag nicht bieten kann.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort