Solingen Steinmeier gratuliert Steinmeier

Solingen · Die in Solingen lebende ivorische Familie Ajapon benannte ihren jüngsten Spross nach Frank-Walter Steinmeier. Der aktuelle Bundespräsident revanchierte sich prompt mit einem Dankesschreiben.

 Felicia und Charles Ajapon haben ihren Sohn Frank nach dem Bundespräsidenten benannt.

Felicia und Charles Ajapon haben ihren Sohn Frank nach dem Bundespräsidenten benannt.

Foto: S. Köhlen

Als Erzieherin Angela Klima ihren Schützling Subili (3) nach dem Namen seines gerade geborenen Geschwisterkindes fragte, bekam sie Erstaunliches zu hören: "Steinmeier", antwortete der kleine Junge im Brustton der Überzeugung. Die gleiche Antwort erhielt Klima von seiner älteren Schwester Martha, die wie Subili im katholischen Kindergarten St. Joseph betreut wird. Die Eltern der Kinder bekräftigten wenig später: "Wir leben seit fünf Jahren in Deutschland und fühlen uns sehr wohl." Ihr jüngster Sohn solle deshalb auf jeden Fall einen deutschen Namen tragen. Doch nicht nur das: Eine bekannte Persönlichkeit sollte Pate stehen. "Der Bundespräsident ist ein guter Politiker", befand Vater Charles Ajapon (35) - und entschied sich gemeinsam mit Ehefrau Felicia (33) für "Frank-Walter Steinmeier".

"So etwas habe ich in meiner 25-jährigen Kita-Praxis noch nicht erlebt", staunte Angela Klima. Wenn Eltern ihre Kinder nach Prominenten benannten, dann stünden schließlich oft eher Popstars im Fokus. "Viele Deutsche wissen ja noch nicht einmal, wie unser Bundespräsident heißt." Die Ajapons hingegen waren vor den Bürgerkriegswirren in der Elfenbeinküste geflohen. Von Libyen aus waren sie in einem überfüllten Boot über das Mittelmeer gekommen. In Deutschland leben sie im Status der Duldung. "Hier können wir gut schlafen", sagt Charles Ajapon. In der Heimat, die noch immer unter Unruhen durch meuternde Militärs und Terroranschläge leidet, folge auf jeden guten Tag ein schlimmer, erklärt der Familienvater. Er wünsche sich, eines Tages wieder in seinem Beruf als Mechaniker arbeiten und sich fortbilden zu können, "und dass meine Kinder in einer guten Schule etwas lernen".

Gerührt von der Identifikation mit dem deutschen Staatsoberhaupt schrieb die Erzieherin Angela Klima kurzerhand einen Brief an das Bundespräsidialamt, in dem sie von den Plänen der Flüchtlingsfamilie berichtete. Die Antwort unter edlem Briefkopf folgte nur wenige Tage später: "Solidarität und Herzenswärme" schwinge in ihren Worten mit, heißt es in dem Schreiben, das die Unterschrift des Bundespräsidenten trägt und beste Grüße an Familie "Ajapon und Glückwünsche zur Geburt des kleinen Frank" übermittelt.

"Den Brief werde ich meinen Enkeln zeigen", sagt Klima stolz, "immerhin bekommt man so eine Post nicht alle Tage." Mit im Umschlag waren drei Porträtbilder Steinmeiers mit handschriftlicher Widmung - für die Erzieherin, Subili und seinen drei Wochen alten jüngsten Bruder. Der wird künftig schlicht "Frank" heißen - der Familienname des aktuell ersten Mannes im Staat ließ sich schließlich nicht so ohne weiteres auf die Geburtsurkunde übertragen. Wem der Junge seinen Namen zu verdanken hat, wird er aber eines Tages seinen Kindergartenfreunden und Mitschülern gegenüber schnell belegen können.

(RP)
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