Solingen Ohne Telefon im Kotten

Solingen · Das Ehepaar Schmitz, Kustoden des Balkhauser Kottens, hat Ärger mit der Telekom. Die legte nach Unstimmigkeiten über nicht erbrachte Leistungen die Telefonleitung lahm. Nach Intervention der Morgenpost soll es nun Kulanz geben.

 Margret und Engelbert Schmitz, die Kustoden des Balkhauser Kottens, haben seit langer zeit Ärger mit der Telekom. Nun wurde eine Einigung gefunden.

Margret und Engelbert Schmitz, die Kustoden des Balkhauser Kottens, haben seit langer zeit Ärger mit der Telekom. Nun wurde eine Einigung gefunden.

Foto: Anja tinter

Engelbert und Margret Schmitz wohnen sehr idyllisch, im Balkhauser Kotten am Ufer der Wupper. Im historischen Kotten sind sie für den Förderverein die Kustoden des Denkmals. Doch sie haben auch noch einen ganz "normalen" Beruf, denn Engelbert und Margret Schmitz haben die Werbeagentur "Machart Konzept und Design". "Diese Arbeit kann man dank Internet bequem von zu Hause aus machen", sagt Engelbert Schmitz (59)".

Heute freilich müsste es wohl eher "könnte" heißen, denn Internet über das Telefon-Festnetz haben die beiden Selbstständigen seit fast einem Jahr Monaten schon nicht mehr. Grund dafür sei die Unfähigkeit der Deutschen Telekom, wie Schmitz lapidar feststellt.

Geduld gefragt

Dabei begann alles ganz normal. Das Paar hatte sogar DSL, wenn auch nur DSL 1000, was keine wirkliche Datenautobahn, sondern eher ein besserer Feldweg ist, ganz wie die Straße, die am Kotten vorbeiführt. "Aber es ging schon, man brauchte nur etwas Geduld", so Margret Schmitz. Dann teilte die Telekom mit, dass ab Ende 2010 der genutzte Tarif "Calltime ISDN", den sie mit zwei ISDN-Leitungen mit insgesamt sechs Nummern nutzten, ab Ende 2010 nicht mehr angeboten werde.

Schmitz ging zum T-Punkt in Solingen und änderte den Tarif um, so wie angeboten auf "Call and Surf Comfort". Anfang Januar 2011 bekam er die Bestätigung, aber nur für einen ISDN-Anschluss. Alles Reklamieren half nicht, Schmitz verbrachte lange Zeit in den Call-Center-Warteschleifen, und wenn er dann jemanden erreichte und das Problem schilderte, gab es Verständnis und die Zusage, das in Ordnung zu bringen. Getan freilich hat sich nie etwas.

Einmal hörte er, dass es wohl ein Fehler im System sei, dass er eigentlich die Bestätigung gar nicht hätte erhalten dürfen, weil zwei unterschiedliche Computer-Systeme beim rosa Riesen nebeneinander her arbeiteten. Von dem ständigen Ärger total genervt kündigte Schmitz den Telekom-Vertrag Ende Juni 2011 fristlos, da er zu einem anderen Anbieter wechseln wollte und die Telekom die bestellte Leistung nie erbracht hat.

Nun aber legte sich die Telekom quer, forderte gar "Schadenersatz" von den Kunden bis zum regulären Ende des Vertrages 2013. Eine Kündigungsbestätigung flatterte Schmitz nie ins Haus, sondern nur Mahnungen und ähnliche Drohbriefe, da er den Teil der Gebühr für die nicht erbrachte Leistung natürlich nicht bezahlte.

Nächster Schritt: Seit Ende Juli 2011 ist das Telefon tot, kein Telefon und kein Internet mehr, was Schmitz und seine Agentur natürlich schwer trifft. Als provisorische Lösung nutzen Margret und Engelbert Schmitz jetzt ihr Mobiltelefon und einen USB-Stick fürs Internet, natürlich nicht von einer Telekom-Firma. Alle Versuche zu einem anderen Anbieter zu wechseln, scheiterten, die Telekom blockiert die Nummern, und selbst neue Nummern werden vom Konzern verhindert. Angeblich sei unter der Adresse kein DSL verfügbar.

Lediglich unter der Rufnummer des Kotten-Museums, die auf den Förderverein läuft, wäre ein Internet-Anschluss möglich, doch das hilft Schmitz nicht. Schmitz ist frustriert von der Telekom: "Wenn ich mit meinen Kunden so umgehen würde, die würde ich nie wieder sehen. Und das will ein moderner Dienstleister sein!", sagt Schmitz kopfschüttelnd.

Von der Solinger Morgenpost mit den Vorwürfen konfrontiert, räumt man bei der Telekom Fehler ein. Pressesprecher George Mc Kinney: "Ganz klar, wir haben nicht sauber gearbeitet. Aber die Eheleute Schmitz hätten wenigstens einen Teil der Rechnung bezahlen sollen. Wir werden eine Kulanzregelung finden, verlangen aber auch etwas Schadenersatz für die vorzeitige Kündigung des Vertrages".

Die Rufnummern seien inzwischen freigegeben worden. Die Familie Schmitz könne damit nun zu einem anderen Anbieter wechseln, so der Telekom-Sprecher. Dann dürfte auch im Balkhauser Kotten wieder das Telefon klingeln und das Internet funktionieren.

(RP)
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