Solingen Gläserne Blutstropfen

Solingen · Am 4. März wird das Mahnmal seiner Bestimmung übergeben, das an die mindestens 55 Sinti und Roma aus Solingen erinnern soll, die von den Nazis nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurden.

Marianne Rosenbergs Autobiografie „Kokolores“ hat Heinz Siering verschlungen und seither weiß er, dass ihr Vater Sinti war. Da lag es nahe, die bekannte Schlagersängerin nach Solingen einzuladen, wenn am 4. März um 11 Uhr auf der Korkenziehertrasse oberhalb des Wohnhauses Potshauser Straße 10 das Mahnmal enthüllt wird, das an die Sinti und Roma aus Solingen erinnern soll, die am 5. März 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurden. „Ich habe einfach einen Brief geschreiben und eine sehr nette Antwort erhalten“, berichtet der Leiter der Jugendhilfewerkstatt, wo das Mahnmal nach seinem Entwurf entstanden ist. Leider habe Marianne Rosenberg an diesem Tag keine Zeit, nach Solingen zu kommen, doch sie habe die Einladung an ihre Schwester Petra weitergeleitet, und die habe gleich zugesagt. Petra Rosenberg ist seit 2001 Landesvorsitzende der Sinti und Roma in Berlin.

Die Idee für das Mahnmal kommt über die Aktion Stolpersteine. Mit diesen ins Pflaster eingelassenen Steinen wird auch in Solinger Stadtgebiet an die Opfer der Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten erinnert, 2007 schwerpunktmäßig an die verfolgten Sinti und Roma. Über 3300 Stolpersteine hat Initiator Gunter Demning bereits in ganz Deutschland verlegt.

Sechs Wochen gearbeitet

Sechs Wochen wurde in der Jugendhilfewerkstatt an dem Mahnmal gearbeitet. Es besteht aus zwei in Sockel eingelassenen Eisenbahnschienen, verbunden durch Stacheldraht. Rote Glastropfen symbolisieren das viele Blut, das während der Naziherrschaft geflossen ist, erläutert Heinz Siering. Auch der Standort für die Skulptur ist symbolträchtig. An der Potshauser Straße war einer der Standorte, von denen aus die Sinti und Roma deportiert worden waren und wohin sie nie mehr zurückgekehrt sind.

Von Hand geschweißt

In dem Mahnmal steckt neben viel Herzblut auch viel Arbeit. „Alles ist von Hand geschweißt“, erläutert Werkstattleiter Heinz Siering, der die Buchstaben der Inschrift, die an die getöteten Sinti-Familien erinnert, immer wieder abgeschliffen hat. Mit dem Ergebnis sind er und seine Mitstreiter aus der Werkstatt durchaus zufrieden. Am 4. März können sich auch Solingens Bürger davon überzeugen. Und Musik wird es auch ohne Schlagersängerin Marianne Rosenberg geben, schließlich ist Heinz Siering ja „so ganz nebenbei“ auch noch Kopf der Band „Bobcats“.

(RP)
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