Esther Bejarano im Zeitzeugengespräch mit dem Gymnasium Kevelaer Mit Musik das Lager überlebt

Kevelaer · Digitales Zeitzeugengespräch von Esther Bejarano mit Schülern des Gymnasiums aus Kevelaer. Sie erzählte von ihren Erlebnissen in Auschwitz.

 Esther Bejarano erzählte beeindruckend aus ihrem Leben.

Esther Bejarano erzählte beeindruckend aus ihrem Leben.

Foto: Ostermann

Das Datum war kein Zufall: Am 20. April berichtete Esther Bejarano über ihre Erlebnisse im Vernichtungslager Auschwitz. Der Tag hatte für die Holocaust-Überlebende eine besondere Bedeutung, da sie genau am 20. April vor 78 Jahren im Lager Auschwitz ankam. Viele Schüler der Jahrgangsstufen 9 bis 12 des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums nahmen über das Institut für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung (ISFBB) an dem digitalen Zeitzeugengespräch mit der Überlebenden des Holocaust teil.

Die 96-Jährige ist Mitglied einer Band gegen Rechts, die sich „Microphone Mafia“ nennt, und hat es sich zur Aufgabe gemacht, ihre Geschichte zu erzählen, damit die Geschehnisse  niemals in Vergessenheit geraten.

Als junges Mädchen wurde sie von ihren Eltern getrennt und in ein Sammellager in Berlin gebracht. Von dort wurde sie dann 1943 nach Auschwitz deportiert. Im Konzentrationslager muss sie schwere Feldarbeit verrichten. Doch Esther Bejarano hat Glück. Sie wird gefragt, ob sie im Lager-Orchester mitwirken kann. Gesucht wird eine Akkordeonspielerin für das Mädchenorchester. Obwohl sie das Instrument gar nicht beherrscht, sagt sie zu. Es gelingt ihr, die richtigen Töne zu treffen. Das ist ihre Rettung. Zwar ist die Verpflegung für die Orchestermitglieder genauso karg wie für alle anderen, doch die schwere, tödliche Arbeit in den Außenlagern von Auschwitz bleibt ihnen erspart.

Aufgrund ihrer „arischen“ Großmutter überführte man sie aus dem Vernichtungslager in das Arbeitslager Ravensbrück. Dort arbeitete sie bei Siemens, bis das Lager 1945 evakuiert werden musste. Sie entkam mit sechs Freundinnen auf dem Todesmarsch. Im August 1945 wanderte sie nach Palästina aus, wo sie ihren Mann kennenlernte. 1960 kehrte sie mit ihrem Mann und den Kindern zurück nach Deutschland.

Die Schüler waren zutiefst beeindruckt, mit welch großem persönlichen Einsatz Esther Bejarano bis heute ihr Anliegen vertritt, an die furchtbaren NS-Verbrechen und vor allem an die Menschen, die ihnen zum Opfer gefallen sind, zu erinnern. Ihr Ziel lautet, Antisemitismus und Rassismus zu bekämpfen.

Als Schule mit dem Zertifikat „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ sei es dem Kardinal-von-Galen-Gymnasium ein großes Anliegen, Schülerinnen und Schülern das Angebot machen zu können, Geschichte hautnah zu erleben, heißt es.

Aus diesem Grund hat sich die Schule entschlossen, die Arbeit des  ISFBB finanziell zu unterstützen und spendete 150 Euro für das Projekt „Die letzten Zeugen“.

(RP)
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