Solingen Elektronisch an öffentliche Aufträge gelangen

Solingen · Anfang April 2011 startete die Stadt mit der elektronischen Vergabe (eVergabe) von öffentlichen Aufträgen – im engen Schulterschluss mit der Kreishandwerkerschaft. Ziel und Hoffnung für beide: Weniger Papierkram, Zeit und Geld sparen. "Die elektronische Vergabeplattform hat sich bewährt. Ohnehin ist diese Vergabe die Zukunft", sagt der Leiter der städtischen Konzernservicestelle Beschaffung, Roland Blank, mit Blick auf über 600 Vergaben öffentlicher Aufträge seit dem Start der eVergabe.

Jährlich rund 400 Aufträge mit einem Finanzvolumen von 40 Millionen Euro wickelt die Beschaffungsstelle ab. Zwei Drittel entfallen davon auf Bauleistungen, der Rest auf Lieferleistungen wie unter anderem den Einkauf von Stahlmasten oder Büromaterial. Die Bandbreite der Auftragsvolumen fängt bei 2500 Euro an "und geht hoch in den Millionenbereich", sagt der 52-jährige Einkaufsleiter.

Überzeugungsarbeit weiter nötig

Seit der Einführung der elektronischen Plattform für öffentliche Aufträge vor eineinhalb Jahren hat Roland Blank auch die Erfahrung gemacht, dass sie von den verschiedenen Gewerken unterschiedlich genutzt wird: "Besonders hoch ist das Interesse bei Sanitär- oder Elektrounternehmen, aber auch bei Tiefbaufirmen." Grundsätzlich gelte zudem: "Je höher das Auftragsvolumen, desto höher ist auch die Zahl der Angebote." Gleichwohl muss trotz guter Erfahrungen weiter Überzeugungsarbeit geleistet werden. Denn die Bieter haben zurzeit noch mehrere Möglichkeiten, sich an der öffentlichen Auftragsvergabe zu beteiligen. Sie können ihre Angebote entweder voll elektronisch abgeben. "Das bedeutet für uns den wenigsten Aufwand", sagt Blank mit Blick auf rund 25 Prozent der Bieter.

Andererseits werden die Ausschreibungen aber heruntergeladen und per Kugelschreiber ausgefüllt zurück an die Stadt geschickt. Dritte Möglichkeit: Der potenzielle Bieter fordert die Beschaffungsstelle auf, die Ausschreibung ausgedruckt an ihn zu schicken. "Das machen wir, weil wir ein Interesse an vielen Bietern haben. Aber prozessökonomisch sind die letzten beiden Verfahren nicht so gut", erklärt Blank. Bei den Lieferleistungen geht die Auftragsvergabe allein elektronisch über die Bühne. Dagegen sind bei den Bauaufträgen noch die verschiedenen Wege offen. Blank: "Ich gehe aber davon aus, dass 2016 EU-weit alle Aufträge elektronisch vergeben werden."

Die Vorteile der eVergabe gerade auch für den Bieter sieht der 52-jährige Stadtdienstleiter aber nicht nur auf der finanziellen Seite, sondern im Verfahren selbst. Der Vergabeprozess wird nicht nur dokumentiert, sondern darüber hinaus wird der Bieter direkt auf Fehler hingewiesen. "Beim Papierverfahren kam es vor, dass Bieter wegen fehlerhafter Angaben bei der Auftragsvergabe ausgeschlossen werden mussten", berichtet Roland Blank. Für ihn ist wichtig, "den Beschaffungsprozess günstig zu gestalten", von daher werde man weiter branchenspezifische Infoveranstaltungen zur eVergabe anbieten.

(RP)
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