Rheinberg Mehr Comedy als Kabarett

Rheinberg · Das Regenauer-Buch-Programm war nett, riss aber nicht von den Stühlen.

Gespannt war man schon, was wohl dabei herauskommen würde, wenn ein altgedienter Kabarettist und der Weltmeister der Mentalmagie von 2012 gemeinsam auf der Bühne stehen. Es war ganz nett, was Bernd Regenauer (60) und Christoph Kuch (42) am Freitagabend in der Stadthalle aufführten, doch von den Stühlen riss das Regenauer-Kuch-Projekt, wie sie selbst ihr Programm nennen, die rund 250 Besucher nicht.

Zunächst kam Regenauer, der bereits mit Kabarett-Altmeister Dieter Hildebrandt im "Scheibenwischer" zusammengearbeitet hat, allein auf die Bühne. Zu den Klängen von Joe Cockers Striptease-Song "You can leave your hat on" versuchte er sich gewollt ungelenk mit einem roten Taschentuch an einem Zaubertrick und entledigte sich dabei der Oberbekleidung.

Bevor es mit den Jeans weiterging, kam dann Kuch dazu. Er sei noch hinter der Bühne geblieben, weil er wissen wollte, wie weit Regenauer gehen würde bei seinem Strip. Na ja, etwas origineller hätte es gern sein dürfen.

Dann holten die beiden zum ersten Sketch aus. "Jeder will offenen Umgang miteinander, aber keiner hält es aus", erklärte Regenauer, und Kuch erzählte die Geschichte von Dietmar, dem Handwerker, der nicht nur unter Mundgeruch, sondern obendrein noch unter Achselschweiß und Käsefüßen litt, und den man nicht etwa darauf ansprach, sondern nur noch rief, wenn die ganze Familie unter Schnupfen litt. Vom angekündigten philosophischen Kabarett war das meilenweit entfernt, als Comedy konnte es durchgehen. Zumindest wurde gelacht im Publikum.

Regenauers kleine Geschichte vom gemeinsamen Familien-Urlaub mit Stefan, den er im Kochkurs kennengelernt hat, erfüllt dann schon eher die Erwartungen an ein Kabarett, das für sich in Anspruch nimmt, gesellschaftliche Themen auf die Schippe zu nehmen. Natürlich ging der Urlaub nicht gut, weil Stefan unter entspannten Ferien fünf Kilo abnehmen, täglich achtzehn Kilometer Schwimmen sowie Radfahren verstand. Und Stefans Ehefrau Silke nervte alle mit ihrem Ökotrip. Man übertreibt es gern mit den Modetrends, so die Message.

Regenauer singt gut und sein Lied über die Fixkosten kommt gut an. Er macht sich darin vor allem über den Konsumzwang und vermeintliche Bedürfnisse lustig: "Ohne Zweitwagen ist ´ne Doppelgarage für den Arsch". Mit seinen Kollegen Christian Ehring und Christoph Sieber, die beide in diesem Jahr in der Stadthalle Erfolge feierten, konnten es jedoch weder Regenauers Pointen noch seine Performance aufnehmen. Erstere kamen im Vergleich banal daher, letztere nicht sonderlich facettenreich.

Professionell führte Christoph Kuch einige konventionelle Zauberstücke vor, so den Nadel-Verschluck-Trick des legendären Harry Houdini, doch sie überraschten nicht wirklich. Seine mentalen Tricks kamen besser an, vor allem, weil er das Publikum daran beteiligte. So drückte er drei Zuschauern jeweils ein Buch in die Hand mit der Aufforderung, eine beliebige Seite aufzuschlagen, die er dann erriet.

"Es war okay, wir haben gelacht", kommentierte ein Ehepaar beim Verlassen der Stadthalle den Abend. Mehr als ein Achtungserfolg war ihm nicht beschieden, dem Regenauer-Kuch-Projekt.

(evka)
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