Rheinberg Breiter Protest gegen laute Lkw

Rheinberg · In einer öffentlichen Fraktionssitzung der Grünen blieb in der "Millinger Stadthalle" kein Platz frei: Anlieger wollen nun Sprecher benennen, die mit Verwaltung und Logistikzentren verhandeln.

 Die Millinger nutzten die Chance, in der "Stadthalle" die Probleme mit dem Verkehrs zu schildern.

Die Millinger nutzten die Chance, in der "Stadthalle" die Probleme mit dem Verkehrs zu schildern.

Foto: O. Ostermann

RHEINBERG-MILLINGEN Erst Tempo 50, dann Tempo 30, und zum guten Schluss ein Durchfahrtsverbot für Lastwagen – so könnte der Weg aussehen, an dessen Ende die Verkehrsbelastung für Millingen erträglicher ist. Um dieses Ziel zu erreichen, wollen die Menschen in Rheinbergs nordwestlichem Stadtteil nun auf breiter Front kämpfen: Anlieger der unteren und der oberen Alpener Straße sowie der Saalhoffer Straße werden Sprecher benennen, die Gespräche mit Stadt- und Kreisverwaltung und mit den Betreibern von Logistikzentren führen. Das ergab sich bei einer offenen Fraktionssitzung der Grünen in der "Stadthalle Millingen".

"Nicht wahrgenommen"

Dort wurde die auch im Stadthaus vertretene Ansicht, der Protest gegen die Verkehrsbelastung auf der Alpener Straße werde von kaum einer Hand voll Anlieger getragen, klar widerlegt: In der "Stadthalle" blieb kein Platz frei; immer neue Stühle mussten hineingetragen, bis schließlich Jürgen Bartsch (Grüne) die Debatte eröffnete. "Wir wollen hier mit den Bürgern ins Gespräch kommen", beschrieb Bartsch den Grund für die Verlegung der Fraktionssitzung nach Millingen.

Sowohl die Grünen als auch die Bürger bedauerten, dass Stadt- und Kreisverwaltung diese Chance nicht nutzten, denn "im Dialog ergeben sich meist sehr viele kluge Ideen aus der Anwohnerschaft, und daraus kann man doch nur lernen" (Bartsch). Immerhin: Die Stadtverwaltung habe mitgeteilt, sie prüfe zurzeit den Sachverhalt und werde zu einer separaten Info-Veranstaltung einladen; dass allerdings der schon vor drei Wochen angeschriebene Landrat erst am Veranstaltungstag die Teilnahme des Kreises abgesagt habe, sei sehr verwunderlich.

Nicht unbedingt, fanden die Millinger: "Man hat uns bisher einfach nicht wahrgenommen" – Bitterkeit klang mit in der Bilanz, die Anlieger Jörg Neumann über den bisherigen Kampf der Nachbarn gegen die Verkehrsbelastung auf der Alpener Straße zog. In einer engagierten Debatte stellten die Millinger den Grünen ihre Analyse der Misere vor: Da sei zum einen der rasant gewachsene Lkw-Verkehr zum Aldi-Logistikzentrum; da seien die Navis, durch die Lastzugfahrer den Weg durch Millingen als mautfreie Abkürzung entdeckt hätten – "wir haben von einem Aldi-Anlieferer gehört, der seinen Fahrern Provision zahlt, wenn sie nicht über die Autobahn fahren", berichtete ein Anlieger. Auch das Tempo ist ein großes Thema: Viele Autofahrer kämen gerade von der Autobahn und glaubten auch im Ort offenbar, dass sie noch auf einer Schnellstraße sind.

"Noch ein paar Hundert mehr"

Das alles sei schlimm genug. Doch es gebe einen Grund, nun mit noch mehr Verve für eine Entschärfung der Situation zu kämpfen: Aldis Lkw rollten schon rund um die Uhr und auch ab Sonntagmittag. Amazon und nebenan DHL seien aber noch gar nicht richtig da – sie brächten am Ende noch ein paar Hundert Lkw mehr pro Tag, fürchteten die Anlieger.

(RP)
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