Lokalsport Nur die Härtesten kamen durch

Eigentlich hat Volker von Livonius einen vergleichsweise ruhigen Job beim Büttgener Straßenrennen: Er steuert das Schlussfahrzeug. Diesmal musste der frühere Radrennfahrer seinen Skoda Kombi jedoch öfter stoppen, als ihm lieb war. Denn auf dem nassen Untergrund des 900 Meter langen Rundkurses mit Start und Ziel auf dem Berliner Platz gab es reihenweise Stürze im "Großen Preis der Sparkasse Neuss".

Kritik an der Strecke, die zum dritten Mal durch den Ortskern führte, wollte Friedhelm Kirchhartz erst gar nicht aufkommen lassen: "Bei dem Wetter", sagt der Vorstandsvorsitzende der NVV AG und Mentor der beiden Büttgener Radsporttage, "hätte es auf dem alten Kurs genau so viele Stürze gegeben." Da wollte Andreas Beikirch nicht widersprechen: "Ich weiß noch, wie ich mich mal kurz vor dem Ziel auf die Schnauze gelegt habe und mit dem Rad über der Schulter durchs Ziel gehumpelt bin."

Dieses Schicksal blieb dem Lokalmatador, am Vorabend zusammen mit Leif Lampater zum 14. Mal Sieger im Zweier-Mannschaftsfahren auf der Bahn (siehe Seite B 9), diesmal erspart. Zum Sieg - es wäre sein sechster gewesen - reichte es trotzdem nicht. Den holte sich mit einer Radlänge Vorsprung Lars Teutenberg, im Vorjahr noch Beikirchs Teamgefährte im Rennstall der Sparkasse Bochum und jetzt für das Team Akud Arnolds fahrend.

Zwei Runden vor Schluss "schlich" sich Teutenberg aus der vierköpfigen Spitzengruppe davon, verteidigte seinen Vorsprung bis ins Ziel und entging so der Gefahr, im "Massenspurt" noch in einen Sturz verwickelt zu werden.

Diese Gefahr hatte Beikirch schon ein paar Runden zuvor gewittert: "Mir ist egal, wer gewinnt, ich sprenge jetzt die Gruppe. Ich bin doch nicht wahnsinnig und lasse mich auf einen Massensprint ein", erläuterte der dreifache Familienvater hinterher seine Renntaktik.

Denn zu diesem Zeitpunkt bestand die Spitzengruppe noch aus acht Fahrern, der Rest des zu Rennbeginn knapp sechzigköpfigen Feldes hatte mit der Entscheidung schon lange nichts mehr zu tun. Denn die acht an der Spitze, unter ihnen mit Joachim Tolles erstmals seit langen Jahren wieder ein Fahrer in den gelb-schwarzen Traditionsfarben des VfR Büttgen, hatten das Hauptfeld drei Mal überrundet.

Mit Blick auf das Wetter und mit Blick auf die Übersichtlichkeit entschloss sich die Jury, alle zwei und drei Mal überrundeten Fahrer vorzeitig aus dem Rennen zu nehmen. Für einen, der sich ähnlich viel vorgenommen hatte wie Joachim Tolles, war es zu diesem Zeitpunkt schon beendet: Paul Budach, beim VfR Büttgen groß geworden, jetzt für das Team Akud Arnolds startend, zeigte sich lange sehr aktiv an der Spitze - bis auch er stürzte.

Den Spurt der nur ein Mal überrundeten Fahrer gewann der Berliner Andreas Stauff, der damit Neunter wurde. Den Spurt der vier "abgehängten" Spitzenfahrer entschied Thomas Weyers (RC Rheintreu Bockum) vor Andreas Müller für sich - der Bahnspezialist vom Berliner TSC kollidierte unmittelbar hinter dem Zielstrich mit Joachim Tolles, beide kamen zu Fall, aber glücklicherweise mit Schürfwunden davon.

Routinier Andreas Kappes, vor drei Jahren unter ähnlichen Witterungsbedingungen Sieger (auf dem alten Kurs), hielt sich klug aus solchen Scharmützeln heraus und begnügte sich mit Rang acht.

Scharmützeln ging auch Lars Teutenberg aus dem Weg, allerdings durch Flucht nach vorn: "Bei Regen kannst du nichts machen, da gibt es nun mal Stürze", sah auch er keinen Grund zur Kritik.

Den sah auch der von Andreas Beikirch auf Rang drei verwiesene Christian Grasmann nicht: "Bei uns zu Hause in Bayern scheint die Sonne und ich komme nach hier, um mich nass regnen zu lassen", meinte der Mann aus Bruckmühl, "aber bei der guten Stimmung hat man das gar nicht gemerkt." Na dann . . .

(NGZ)
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