Sportangler Büttgerwald Es geht nicht mehr um den dicksten Fisch

Sportangler Büttgerwald · "Wir nennen uns zwar Sportangler, aber bei uns wird im allgemeinen nicht um die Wette geangelt", so Egon Kannen, Vereinsvorsitzender der Sportangler Büttgerwald (VSB). "Den meisten geht es um Angeln aus Passion - wir suchen dabei vor allem Ruhe und Ausgleich in der Natur."

69 Männer und eine Frau sind Mitglied in dem Verein, dessen Angelgewässer im ehemaligen Büttgerwald auf Korschenbroicher Stadtgebiet an der Grenze zu Vorst liegt. Vier bis fünf Interessenten stehen noch auf der Warteliste, denn mehr als 70 Angler sind wegen der Größe des Fischteichs nicht zugelassen. Dabei sind die Angler dort an Wochentagen nur vereinzelt anzutreffen, während sich samstags und sonntags morgens mehr Petrijünger am Ufer des Auskiesungsgewässers einfinden. "Aber auch am Wochenende sind es höchstens ein Dutzend, denn nicht alle kommen regelmäßig zum Angeln", weiß Kannen. "Unser Hobby erfordert einiges an Vorbereitung."

Hans-Josef Eifert, seit 40 Jahren passionierter Angler, beschreibt, was zu solch einem Angel-Tripp alles dazu gehört: "Erstmal muss man natürlich den Köder besorgen, den holen wir uns meist am Tag zuvor aus dem Fachgeschäft, und dann heißt es um vier Uhr morgens aufstehen." Denn vor allem Aale und Zander sind lichtscheue Gesellen, so dass frühmorgens und nach Einbruch der Dunkelheit die Chancen auf einen guten Fang am besten sind. "Kollegen, die am Tag angeln, nennen wir meist Sonntags-Angler", fügt Kannen erklärend hinzu. Während Eifert noch als Kind mit einem einfachen Bambusstock mit einer Leine d'ran auf die Jagd ging, besteht die Ausrüstung heute aus teuren Karbonruten mit speziellen Schwimmern und Haken.

"Wer will, kann da ein wahnsinniges Geld los werden - wenn das die Frauen genauer wüssten, würden sie sich bestimmt häufiger ein neues Kostüm leisten wollen", erzählt der Rentner. Bevor ein Angler im Verein aufgenommen wird, muss er eine Sportfischer-Prüfung ablegen, bei der es um die Biologie der Fische und Pflanzen sowie um die Gerätezusammenstellung geht. Acht bis zehn verschiedene Methoden vom Fliegenfischen bis zum Stippangeln sollte der Prüfling kennen und dabei auch die Ausrüstung zusammenstellen können. Rund 80 Prozent der Sportangler Büttgerwald sind über 60 Jahre. "Jugendliche zeigen zwar oft Interesse, aber spätestens wenn sie 18 sind und eine Freundin haben, sehen wir sie meist nicht wieder", bedauert Kannen gegenüber der NGZ.

Viele der heutigen Rentner sind schon als Kinder bei ihrem Opa zum Angeln mitgegangen und im Ruhestand zu dem Hobby zurückgekehrt. Während in den ersten Jahren nach der Gründung 1974 noch das Wettangeln um Klasse und Masse im Vordergrund stand, ist das Angeln heute für die meisten nicht so sehr ein Sport, sondern eine Leidenschaft", weiß der Vorsitzende. Selbstverständlich nehmen sie die Fische hinterher aus und verarbeiten sie zu Braten oder Frikadellen, doch wichtiger noch ist das Drumherum während des Angelns. Unbeschreiblich findet Kannen zum Beispiel die Sonnenaufgänge überm Wasser und die Treffen zum Nachtangeln. Hin und wieder wird abends schon mal ein Fass aufgemacht, und manchmal wirft Hans-Josef Eifert seinen Camping-Kocher an und rührt für die Kollegen bei Laternenschein ein Süppchen.

Auch das Gemeinwohl kommt bei den Sportanglern nicht zu kurz, betont Egon Kannen. So treffen sich die Vereinsmitglieder regelmäßig zum Arbeitseinsatz, um Wege freizuschneiden, abgebrochene Zweige wegzuräumen und das Gebiet rund um den Fischteich in Schuss zu halten. Auf die gleichbleibend gute Gewässerqualität achtet Diplom-Biologe Stephan Engmann, der regelmäßig die Wasser-Beschaffenheit in verschiedenen Wassertiefen überprüft. Zwischenzeitlich richteten die Sportangler zwei Biotope im Randbereich ein und vergrößerten damit die Amphibien- und Fischlaichgewässer. Als Glanzpunkte im Vereinsjahr nennt Kannen das An- und Abangeln Anfang Mai und Ende September. pk

(NGZ)
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