Lokalsport Die Jagd ist eröffnet

Eigentlich ist alles ganz einfach: Eine Niederlage weniger in der vergangenen Saison und der TSV Bayer Dormagen wäre jetzt Erstligist. Doch daraus ein Rezept für die neue, am Sonntag (18 Uhr, Parzival-Halle in Amorbach) mit dem Gastspiel beim TV Kirchzell beginnende Spielzeit der Zweiten Liga Süd abzuleiten, ist gar nicht so einfach: "Wir haben in der vergangenen Saison ja nur sechs Spiele verloren, und da sind Relegation und Pokal schon mitgezählt", rechnet Trainer Kai Wandschneider vor.

Diese Zahl macht den Druck deutlich, unter dem die Dormagener in den 34 Meisterschaftsspielen von Sonntag bis zum 19. Mai stehen. Ein Druck, der durch die Zielvorgabe aus der Chefetage sicher nicht geringer wird: "Unser Ziel ist der Aufstieg", sagt Handball-Manager und Hauptgeschäftsführer Uli Derad.

Und selbst der sonst so zurückhaltende Dr. Bertram Anders formuliert unmissverständlich: "Wenn man Zweiter zwar, wäre alles andere als Platz eins nicht logisch." Ein, vor allem wirtschaftliches, "Muss" ist der Sprung in die "stärkste Liga der Welt" freilich nicht, betont der TSV-Vorsitzende: "Wenn's nicht klappt, versuchen wir es eben nächstes Jahr erneut."

Dass es klappt, sechs Jahre nach dem freiwilligen Rückzug in die Regionalliga wieder ins Oberhaus zurückzukehren, dem der TSV zwischen 1987 und 2001 13 Spielzeiten (mit einjähriger Unterbrechung 1998/99) lang angehörte, daran hat offenbar nur einer Zweifel: der Spielplangestalter. "Der Spielplan ist nicht so gestaltet, als wenn wir an Nummer eins gesetzt sind. Sonst müssten wir bestimmt nicht am letzten Spieltag zu TuSEM Essen", schimpft Trainer Kai Wandschneider. Doch auch dem gewinnt der 46 Jahre alte Handball-Lehrer etwas Gutes ab: "Da müssen wir durch, das macht uns nur noch härter."

Seinen Optimismus gründet Wandschneider auf zwei elementare Dinge des Handballs: Spielvermögen und Kondition. "Spielerisch haben uns die meisten schon in der vergangenen Saison Erstliga-Reife attestiert", weiß der Trainer. Durch die Zugänge von Adrian Wagner, Adrian Pfahl und Ingo Meckes sollte der TSV in dieser Hinsicht noch zugelegt haben: "Im Angriff sind alle drei eine klare Verstärkung", sagt Wandschneider, hadert aber noch mit den Defensivqualitäten von Pfahl und Meckes: "Ich weiß nicht, was die früher in Oßweil trainiert haben - jedenfalls keine Abwehr."

Was die Kondition angeht, sieht der Bayer-Coach keinen Konkurrenten, der seinem Team das Wasser reichen könnte. Zumindest "keinen, der 34 Spiele in der Lage wäre, dieses Tempo über 60 Minuten durchzuhalten. Auch Essen und Friesenheim nicht." Den Ex-Erstligisten von der Ruhr und den Dauer-Rivalen aus Ludwigshafen sieht er als Hauptkonkurrenten an: "Eisenach, der Bergische HC und Oftersheim/Schwetzingen werden auch oben mitspielen, aber nicht um Platz eins."

Dass seine Schützlinge Probleme mit der neuen Rolle haben könnten, fürchtet Wandschneider nicht: "So neu ist sie eigentlich nicht. Wenn Bayer kommt, ist das für die Gegner immer etwas Besonders gewesen, so etwas wie das Spiel des Jahres. Das sind wir gewohnt." Zu Hause ist der TSV ohnehin eine Macht: In der vergangenen Saison verlor er im heimischen Sportcenter nur einPflichtspiel, das im Pokal gegen den Deutschen Meister THW Kiel, und gab in der Meisterschaft nur einen Punkt ab. "Das wird schwer zu toppen sein", sagt der Trainer.

Getoppt haben die Dormagener aber bereits die Zahl der verkauften Dauerkarten: 450 bedeuten neuen Rekord, rund 90 mehr als im Vorjahr. Mit einem Zuschauerschnitt von 1661 (mit Relegation 1750) war Bayer schon da, wo es am 19. Mai auch sportlich stehen will: auf Platz eins.

(NGZ)
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