Beeindruckendes Orgelkonzert zu "Tänzen aus der Bibel" Duo mit großer Spielfreude

2003 ist das Jahr der Bibel. Das war für den emeritierten Professor Oskar Gottlieb Blarr, der in seiner Zeit als Kirchenmusikdirektor der Neanderkirche zusammen mit Professor Almut Rößler (Düsseldorf) zu einem weltweit bedeutenden Zentrum zeitgenössischer Orgelmusik gemacht hatte, Grund genug, "Tänze aus der Bibel" in einem Konzert in der Dreikönigenkirche erklingen zu lassen.

Zusammen mit der jungen Düsseldorfer Kirchenmusikerin Eunkyung Changkim spielte er Orgelmusik zu vier Händen. Dass dieses eher ungewöhnliche Genre zu allen Zeiten der Musikgeschichte Komponisten fand, erläuterte Blarr in einer kurzen Einführung. Im Konzert selbst wurden dann überwiegend Orgelbearbeitungen von Orchesterwerken vorgestellt, zum Beispiel der Marsch der Heiligen drei Könige aus Franz Liszts Oratorium "Christus" - von Blarr für Orgel eingerichtet -, oder Transkriptionen von Opernwerken wie Rossinis "Air de danse" aus "Mos in Egitto" und der Tanz aus der Oper "Salome" von Richard Strauss.

Zunächst erklangen aber Renaissance-Fantasien zu biblischen Themen, die wenig tänzerische Elemente hatten und vom Duo Blarr-Changkim noch nicht mit voller Konzentration gegeben wurden. Das änderte sich mit der "Ankunft der Königin von Saba" von Georg Friedrich Händel. Die Sinfonia aus "Solomon" präsentierte das Duo mit großer Spielfreude, hohem Tempo, scharfen Registern und exakt miteinander harmonierend.

Dieser gute Eindruck steigerte sich in dem Tanz "Rikud Simchat Thorah", den der ausgewiesene Israelkenner Oskar Gottlieb Blarr 1985 zum jüdischen Feiertag der "Freude an der Bibel" geschrieben hat: Stark rhythmisierende Aphorismen entwickeln sich zu einem Melodiereigen und werden, von kurzen Atempausen unterbrochen, immer weiter bis zum fast ekstatischen Tanz geöffnet. Hier konnten im Zusammenspiel die beiden Solisten dokumentieren, dass jeder für sich ein großer Orgelvirtuose ist.

Das zeigte Eunkyung Changkim auch überzeugend in dem arabesken "Tanz der Mirjam" aus einer Orgelsinfonie des vor zwei Jahren verstorbenen Amerikaners Hermann Berlinski. Mit diesem Orgeltanzkonzert endete die Reihe der Frühsommerkonzerte in der Dreikönigenkirche. Allemal wurde Klassemusik auf hohem Niveau geboten. Geschickt hatten Pfarrer Dr. Mersch und sein Kantor Michael Führer dabei Nischen genutzt und Konzerte angeboten, die landauf-landab kaum zu hören sind.

Deshalb muss es überraschen, dass für jedes Konzert unterschiedliche, insgesamt aber zu niedrige Besucherzahlen zu registrieren waren. Möglicherweise hat die interessierte Öffentlichkeit noch nicht so richtig mitbekommen, dass mit Umbau und Restaurierung der Dreikönigenorgel der Jahre lange kirchenmusikalische Dornröschenschlaf beendet wurde. Nunmehr verfügt die Gemeinde über eines der schönsten Instrumente in der Großregion und man kann nur wünschen, dass die Veranstalter es weiterhin pflegen. Allmählich wird auch die Neusser Musikwelt das zur Kenntnis nehmen. Nima

(NGZ)
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