Turnen Umkämpftes Pokalfinale auf zwei Rädern

Nach einem Freundschaftsspiel sieht das nicht aus. Im Programm des NRW-Turnfestes war ein Demonstrationsspiel im Rollstuhl-Basketball angekündigt gewesen. So verwundert es, dass die Spieler des UBC Münster und der Köln 99ers III mit Höchstgeschwindigkeit unterwegs waren.

Tief durchatmend und mit dicken Schweißperlen auf der Stirn rollt Benedikt Ferling nach einem Spielerwechsel vom Feld und gönnt sich erst einmal einen kräftigen Schluck aus der Wasserflasche. "Bei einem Demospiel würde es deutlich ruhiger zugehen", sagt Münsteraner. "Das hier macht richtig Spaß" – weil viel auf dem Spiel steht.

Der Behindertensport-Verband hatte in Solingen im Rahmen des NRW-Turnfestes das Pokalfinale auf Westdeutscher Ebene angesetzt, für das sich die beiden Regionalligisten qualifiziert hatten. Das Ticket zur Teilnahme am Deutschen Pokal sicherte sich der UBC Münster mit einem 71:48 (30:20)-Erfolg gegen den Titelverteidiger aus Köln.

Beide Finalisten traten wie beim Rollstuhl-Basketball ganz normal mit einer mit Männern und Frauen besetzten Mannschaft an. Ebenso standen auch Nicht-Behinderte im Aufgebot. So wie Benedikt Ferling, der sich als ehemaliger Zweitliga-Basketballer bei den "Fußgängern" des UBC Münster für den Sport freiwillig in den Rollstuhl setzt. Einen Vorteil hat seine Mannschaft dadurch keineswegs, da für ihn bei der Aufstellung eine hohe Zahl an sogenannten Behinderungspunkten angerechnet wird. Diese spielen eine große Rolle, weil ein Team nicht mehr als 14 dieser Behinderungspunkte aufweisen darf. Je höher der Grad der Behinderung, desto weniger Punkte werden angesetzt. Über diese Klassifizierung wird gewährleistet, dass die Kontrahenten über möglichst ähnliche Voraussetzungen verfügen.

Schrittfehler heißen Schubfehler

Ansonsten gibt es bei den Regeln des Rollstuhl-Basketballs wenig Unterschiede zur Korbjagd auf zwei Beinen. Der Schrittfehler allerdings heiß Schubfehler und wird dann geahndet, wenn sich ein Spieler mehr als zweimal fortbewegt, ohne gedribbelt, gepasst oder geworfen zu haben. Schubfehler müssen die Schiedsrichter Gerd Beuker und Iradj Yazdani im Übrigen so gut wie gar nicht ahnden. Auch Foulpfiffe kommen nur selten, obwohl das rheinisch-westfälische Duell auf hohem kämpferischen Niveau geführt wird. Auch weil die Partie so fair verläuft, macht es Benedikt Ferling so viel Spaß.

(RP)
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