Unwetter in Remscheid Aus dem Freibad wird ein Schlammbad

Remscheid · Robert Krügel (31) traute seinen Augen nicht. Er war Donnerstagmittag wie immer am Ofen der Lenneper Härterei C. & H. Turck beschäftigt, als plötzlich Wasser durch die Türen drang. Immer mehr und immer schneller.

Unwetter: Freibad Eschbachtal überschwemmt
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"Wir haben noch ganz schnell die Elektronik ausgeschaltet und versucht, aus den Büros zu retten, was zu retten war", sagt der Mitarbeiter. Einige Rechner und Ordner haben den schnellen Umzug ins Freie überstanden. Dann musste die Belegtschaft zusehen, wie ihre Firma geflutet wurde.

Die Firma Turck an der Alten Raderstraße gehörte am Donnerstag zu den 42 Einsatzorten, zu denen die Remscheider Feuerwehr ausrückte. Das heftige Unwetter hat vor allem die Häuser in den Tallagen der Stadt erwischt und zu erheblichen Schäden geführt. "Wir waren mit 150 Mann im Einsatz", berichtete Ulrich Schnell, Einsatzleiter der Feuerwehr.

Bis zu 1, 20 Meter hoch stand das Wasser im Firmenhof der Härterei. Der oberhalb des Firmengeländes gelegene Teich konnte die Regenmassen nicht fassen. Im Sturzbach floss die braune Brühe auf die Fabrik zu und reichte bis an den 890 Grad heißen Ofen. Starke Dampfschwaden stiegen auf. Das Wasser vermischte sich mit ölhaltigen Stoffen. Nach Angaben der Feuerwehr sind etwa 13 000 Liter Öl ausgetreten. Noch bis spät in den Abend haben Spezialfirmen das verunreinigte Wasser abgesaugt. Es musste vor allem verhindert werden, dass die Brühe nicht in den Lenneper Bach oder die angrenzende Wupper-Talsperre fließt.

Machtlos saß auch Michael Drosten in seinem kleinen Büro im Freibad Eschbachtal und musste mit ansehen, wie aus dem kleinen Eschbach ein reißender Fluss wurde, der sich quer über das Gelände ausbreitete. "Zuerst lief das Durchschreitebecken voll und später das große Becken", beschrieb Drosten die Situation. Frisches, bläuliches Wasser verwandelte sich binnen Minuten in eine braune Matschbrühe. Der Eschbach hinterließ eine gut zehn Meter breite Schlammspur. "Ich lasse mich von dem Wetter nicht fertigmachen", sagte Badleiter Jürgen Beelte. Heute beginnen die Säuberungsarbeiten. Zehn Mann packen mit an. Sportamtsleiter Bernd Fiedler schätzt, dass die Arbeiten zwischen einer und zwei Wochen in Anspruch nehmen. Nach einer ersten Überprüfung habe man nicht wie beim Unwetter 2007 defekte Pumpen vorgefunden.

Während in der Lenneper Altstadt das Rotationstheater keinerlei Wasserschäden meldete, mussten die Mitarbeiter der Druckerei Härtgen gut 600 Meter weiter das Wasser aus ihrem Papierlager schrubben. Als die Feuerwehr kam, stand es dort sechzig Zentimeter hoch. Knapp eine Stunde sperrte die Polizei die Morsbachtalstraße. Dort waren nicht nur die Räume der Härterei Lenz vollgelaufen und Keller in den Straßen Leyer- und Pulvermühle, es lagen auch Gesteinsbrocken auf der Fahrbahn. Der Platzregen hatte die Hänge im Tal eingeweicht und Steine auf die Straße gespült.

Die Autofahrer kämpften Donnerstagmittag nicht nur mit dem heftigen Regen, sie mussten auch sehr aufpassen, dass sie nicht vor einen hochgespülten Gullideckel fuhren. In manchen Wasserrohren war der Druck so hoch, dass die Gullis nach oben gedrückt wurden. Das passierte in der Ludwig-, Intze-. und Klausener- und Ronsdorfer Straße. Zwischenzeitlich sammelte sich im Tunnel zur Freiheitstraße so viel Wasser, dass er nur sehr schwierig zu passieren war. Außerdem setze ein Blitzschlag einige Ampelanlagen außer Betrieb.

Die Feuerwehr hatte sich auf die Unwetterwarnung vorbereitet. "Man muss sagen, da ist aber mächtig etwas herunter gekommen", sagte Einsatzleiter Ulrich Schnell.

(RP/ac)
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