Heiligenhaus Was vor Einbruch und Diebstahl schützt

Heiligenhaus · Statistisch gesehen sind ältere Menschen öfter Opfer von Trickdiebstahl. Was schützt? Rainer Herbrand (Kripo) gibt Tipps.

 Die Geldbörse in der Rollatortasche ist ein hohes Risiko: Ein Griff reicht Dieben, um zum Erfolg zu kommen.

Die Geldbörse in der Rollatortasche ist ein hohes Risiko: Ein Griff reicht Dieben, um zum Erfolg zu kommen.

Foto: Gerhard Seybert

Vor allem bei älteren Menschen, die generationstypische Vornamen tragen, kann es passieren: Das Telefon klingelt und eine Stimme sagt "Rate mal, wer dran ist". So beginnt er meistens, der Enkeltrick. Der oder die Angerufene nennt einen Namen aus der Verwandtschaft, und schon hat der Straftäter, der angerufen hat, einen Aufhänger für das, was er vor hat. Er will abzocken, drückt dabei auf emotionale Knöpfe - und hat immer wieder Erfolg. Auch wenn immer wieder davor gewarnt wird, wurde der berüchtigte Enkeltrick im Jahr 2014 in NRW, auch im Kreis Mettmann, in mindestens 216 Fällen vollendet, das heißt, Geld ist übergeben worden. "Und das sind wohlgemerkt nur die Fälle, die zur Anzeige gekommen sind", erklärt Kriminalhauptkommissar Rainer Herbrand. Die Dunkelziffer liegt, so schätzt der Fachmann für Einbruch- und Diebstahlprävention, mindestens doppelt so hoch. "Viele der Opfer schämen sich."

Jetzt sprach Herbrand beim Informationsabend des Hetterscheidter Bürgervereins vor gut 40 Zuhörern über den Schutz älterer Menschen vor Einbruch und Trickdiebstahl. Und die Zuhörer hörten eine Zahl, die so manchen doch überraschte: "Allein in den 216 zur Anzeige gebrachten, vollendeten Fällen des Enkeltricks sind insgesamt 2,35 Millionen Euro geflossen. Durchschnittlich sind also 1.100 Euro übergeben worden."

Straftäter nutzen die nachlassende Hör- und Sehfähigkeit und die verminderte Reaktionsgeschwindigkeit älterer Menschen aus. Und: "Erziehungsfragen spielen hier eine große Rolle. "Der ältere Mensch hört zunächst einmal zu und will helfen, jüngere Menschen reagieren oftmals sehr viel desinteressierter, wenn Hilfegesuche an sie herangetragen werden." Wertewandel nennt das der Fachmann. Nicht zuletzt auch auf den Faktor Einsamkeit setzen die Täter. 130.000 Senioren leben im Kreis. "Überdurchschnittlich viel", wie Herbrand erklärt. Die Aufklärung gehört zum Tagesgeschäft. Einige der Besucher haben bereits Erfahrungen gesammelt, wie eine Zuhörerin erklärt: "Die Aufdringlichkeit ist unangenehm, das setzt einen schnell unter Druck." Wachsamkeit ist das oberste Gebot, das der Kriminalhauptkommissar den Zuhörern mitgibt: Weder eine Geldbörse in der Gesäßtasche der Herren noch das Portemonnaie in der Handtasche seien dort, im Falle eines Anrempelns oder im Gewühl, sicher. "Am sichersten ist die Geldbörse in der Innentasche der Jacke. Oder im Brustbeutel. Auch wenn das nicht sonderlich schick ist. Es ist sicher", erklärt Herbrand. Man solle die Fingerfertigkeit der Täter nie unterschätzen.

2014 gab es etwa 1500 Einbrüche im Kreis Mettmann gegeben, 60 davon in Heiligenhaus. "Heiligenhaus ist, was das betrifft, eine Insel der Glückseligen. Ländliche Gebiete sind im Vorteil. Dazu tragen auch Bürgervereine bei, die zu einer guten Nachbarschaft führen und das ist, neben der mechanischen oder auch elektronischen Sicherungsmöglichkeiten, der beste Schutz."

(sade)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort