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Heiligenhaus Tauziehen um neue Gewerbeflächen

Heiligenhaus · "Wirtschaftsstrukturell ist die Stadt irgendwo in den frühen Siebziger Jahren stehengeblieben." Bei diesem Satz handelt es sich nicht um eine steile These, sondern um das vielfach zahlenbelegte Ergebnis einer Analyse des Dortmunder Raumplaners Prof. Dr. Gerd Hennings (Büro für Gewerbe- und Freiraumplanung). Im Vorfeld der Neufassung des Gebietsentwicklungsplans legte er den Heiligenhauser Stadtentwicklern, Wirtschaftsförderern und beteiligten Kreis-Vertretern seine Zahlen für Heiligenhaus dar. Im Kern dreht sich seine Analyse um die Frage: Wie viel Gewerbefläche muss eine Stadt ausweisen dürfen, um mittel- und langfristig zu prosperieren?

Die Ausgangsposition nennt Hennings "erschreckend, denn der Strukturwandel in Richtung Dienstleistung ist an Heiligenhaus vorbeigegangen". 75,9 Prozent der Arbeitsplätze in Heiligenhaus gehören zum produzierenden Gewerbe. Und "gegen alle regionalen Trends ist der Dienstleistungssektor in den vergangenen zehn Jahren geschrumpft". Der sei ohnehin der kleinste in der Region. Auf der anderen Seite – im produzierenden Gewerbe – sehe es kaum besser aus: "Es gibt nirgends ein Plus bei Beschäftigten im Industriebereich."

Extreme Monostruktur in Kombination mit dem "niedrigsten Flächenverbrauch für Neuansiedlungen" – bei dieser Kombination könne es auf Sicht nicht bleiben, so Hennings. Er bezieht in seine Untersuchung auch eine IHK-Stellungnahme zum Gebietsentwicklungsplan ein.

Was benötigte werde, seien brauchbare, für Gewerbe zu reaktivierende Flächen – "allerdings keine Karteileichen", wie der technische Beigeordnete Harald Flügge ergänzt. Ein Negativ-Beispiel: das alte, nicht mehr genutzte Bundeswehrdepot an der Talburgstraße. "Hier haben die Diskussionen mit dem Bund als Eigner einvernehmlich begonnen – dann kamen die Stichworte Verkehr, Altlasten, Abbruchkosten und Gewässerschutzzone", so Flügge. Unterm Strich bedeute dies: "Wirtschaftlich wird dort in den nächsten 50 Jahren weder ein Gewerbestandort noch ein Wohnhaus zu entwickeln sein. Es bleibt dabei: An der Talburgstraße wird es einen THW-Standort geben – und eine Restfläche, die zu nichts taugt."

Federführend bei den weiteren Beratungen ab Herbst ist der Kreis. Folglich brachte Reinhard Schulze Neuhoff (FDP) das Anliegen der Stadt mit einer Frage an den Referenten auf den Punkt: "Können Sie dem Kreis klarmachen, dass wir die Bedürftigsten sind?" Hennings dazu: "Die Regionalplanung dürfte sich den Zahlen nicht entziehen können." Heiligenhaus benötige über den Innovationspark "Grüner Jäger" hinaus ein größeres Gewerbegebiet, das im Regionalplan zu verankern wäre. Dazu kam vom zuständigen Kreis-Wirtschaftsförderer Dirk Haase eine zweigeteilte Antwort: "Wir können nicht großzügig mit Flächen umgehen, sehen uns aber in der Rolle des guten Dienstleisters."

(RP)
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