Ratingen Kreisverkehr am Limit

Ratingen · Nach der Schlappe vorm Oberverwaltungsgericht Münster will die Stadt das Esprit-Projekt in Ost nicht gefährden. Eine Untersuchung zeigt, dass der Kreisel an der Mettmanner Straße die Belastungsgrenze erreichen wird.

OST Es wird eng in Ost, sehr eng. Dennoch sind die Experten der Dr. Brenner Ingenieurgesellschaft GmbH aus Aalen davon überzeugt, dass der Verkehrskollaps nach Inbetriebnahme des Esprit-Outlet-Centers am Voisweg ausbleiben wird. Rüdiger Schlothane, Verkehrsplaner der Stadt, stellte im Rat eine Untersuchung vor, die einen klassischen Kundentag simuliert und analysiert hat.

Fazit vorweg: Vor allem der Kreisel an der Mettmanner Straße/Formerstraße wird an seine Grenzen stoßen. Die Ingenieure gingen von einem Tagesverkehrsaufkommen von rund 3400 Fahrzeugen aus. Dabei wurde deutlich, dass es auf der Formerstraße in Richtung Kreisverkehr Mettmanner Straße zum Teil zu erheblichen Rückstaus mit Wartezeiten von mehr als 45 Sekunden kommen kann. Dies entspricht derQualitätsstufe "mangelhaft".

Ärger an der Baustelle

Laut Prognose werden allein zwischen 17 und 18 Uhr 354 Fahrzeuge zwischen Formerstraße und Mettmanner Straße unterwegs sein — und mehr oder weniger im Stau stehen. 90 Prozent des Kundenverkehrs wird über die Mettmanner Straße Richtung Autobahn abfließen, nur jeweils fünf Prozent steuern die Innenstadt und die Balcke-Dürr-Allee an. Insgesamt, so das Urteil der Ingenieure, sei der Zusatzverkehr an einem Werktag in der Abendspitze (17 bis 18 Uhr) abwickelbar. Einen Ausbau des Kreisverkehrs Mettmanner Straße/Formerstraße empfehlen die Gutachter allerdings nicht.

Dass die Belastungen — auch wegen der Baustelle — enorm sind, unterstrich Christa Pecker, ehemalige "Mutter Schmitz"-Wirtin. "Es ist nicht nachvollziehbar, dass die Durchfahrt für Anwohner gesperrt ist. Zudem gibt es viel Dreck, es wird nicht gereinigt, man hilft uns einfach nicht." Pecker hat ihr Lokal verpachtet, angesichts der widrigen Umstände sei mit erheblichen Umsatzeinbußen zu rechnen — was Klaus Konrad Pesch, der Erste Beigeordnete, so nicht stehenlassen wollte. Denn die Baustelle werde in einem Monat verschwunden sein, zudem könne Pecker nach der Eröffnung des Esprit-Outlet-Centers mit zusätzlichen Gästen rechnen.

Unterdessen versucht die Stadt, die planungstechnischen Versäumnisse, die das Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster bemängelt hat, zu beheben. Geklagt hatte der Besitzer der ehemaligen Fabrikantenvilla, die zur Eisengießerei gehörte: Die Stadt wollte ihm einen Teil des Grundstückes abnehmen, um dort die zweite Spur der K10n zu bauen. Wegen der juristischen Auseinandersetzung wurde diese Straße nur einspurig bis Esprit geplant. Dabei soll es bleiben, das angrenzende Grundstück des Klägers werde nicht in Anspruch genommen, so die Verwaltung. Die Richter hatten bemängelt, dass es bei dem vorhabenbezogenen Bebauungsplan neben der Ansiedlung von Esprit um die Planung der K10n gegangen sei. Es gehe aber in einem vorhabenbezogenen B-Plan nur um das Vorhaben selbst. Deshalb wird der B-Plan Ost 367 auf das Esprit-Kerngebiet reduziert, für die Umgehungsstraße K10 n zwischen der Neanderstraße (K 10) und der Parkplatz-Ausfahrt von Esprit wird es einen separaten Bebauungsplan geben.

Lob für die schnelle Reaktion auf das Urteil heimste Pesch ein, der den suspendierten Baudezernenten Dr. Ulf-Roman Netzel vertritt. Der Erste Beigeordnete habe mit der kurzfristig zusammengestellten Vorlage für den Rat ganze Arbeit geleistet, hieß es. Frage des Tages

(RP/url)
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