Fahrradwerkstatt in West Fahrradwerkstatt für ein Jahr gesichert

West · Nachdem das Förderprogramm InWestment im Dezember 2021 auslief, war zunächst nicht sicher, wie es für die Projekte im Stadtteil weitergeht. Die Fahrradwerkstatt des SkF macht weiter, wenn auch nicht als Selbsthilfeprojekt.

 „Mobilität erhalten“ – unter diesem Motto macht die Fahrradwerkstatt des SkF in West Drahtesel wieder flott.

„Mobilität erhalten“ – unter diesem Motto macht die Fahrradwerkstatt des SkF in West Drahtesel wieder flott.

Foto: dpa/Annette Riedl

Die Bremsen funktionieren nicht zuverlässig, die Kette ist gerissen oder der Reifen platt – bei vielen Reparaturen rund um das Fahrrad ist seit 2016 die Fahrradwerkstatt des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) am Berliner Platz 11 Anlaufstelle für die Bewohner des Stadtteils West. Ende vergangenen Jahres stand der Fortbestand der Werkstatt auf der Kippe. Jetzt ist klar: Es geht weiter.

Der Grund für die Unsicherheit: Viele Projekte im Stadtteil, darunter auch die Fahrradwerkstatt und der Gemeinschaftsgarten, wurden mithilfe eines Förderprogramms vom Europäischen Sozialfonds (ESF) und dem Bundesinnenministerium finanziert. Bildung, Wirtschaft und Arbeit im Quartier – kurz Biwaq – brachte Projekte in den Stadtteil, die Kommunikation und Gemeinschaft fördern, aber auch den Zugang zum Arbeitsmarkt erleichtern sollten. Das Programm lief am 31. Dezember aus.

„Es gab Bemühungen, neue Mittel zu akquirieren, um den Fortbestand der Programme zu sichern“, so Katrin Richter, Bereichsleiterin für Arbeit und Integration beim SkF. Das habe jedoch nicht geklappt. Im November vergangenen Jahres stellte Dezernent Harald Filip im Sozialausschuss drei Optionen für die Fortführung der Projekte vor: Auslaufen lassen, auf neue Ausschreibungen warten und einen neuen Antrag stellen oder eine Zwischenfinanzierung aus Restmitteln des Förderprogramms (coronabedingt wurde nicht der komplette Rahmen von 1,9 Millionen Euro ausgeschöpft – rund 300.000 Euro waren noch übrig) bis ein neuer Antrag gestellt werden kann. Die Stadt entschied sich für die dritte Option. Rückendeckung kam von den Grünen, die sich ausdrücklich für eine offene Quartiersarbeit aussprachen.

Für die Fahrradwerkstatt bedeutet das: Zumindest ein weiteres Jahr bleibt sie dem Stadtteil erhalten. Allerdings unter anderen Vorzeichen. „Bisher war es eine Selbsthilfewerkstatt“, erklärt Richter. Das heißt, die Menschen konnten unter fachkundiger Anleitung Reparaturen selbst vornehmen und dabei auf das Knowhow und die Werkzeuge der Werkstatt zurückgreifen. Ab sofort sind alle Reparaturen kostenpflichtig.

„Wir sind bemüht, die Kosten gering zu halten“, so Richter. Materialkosten müssten jedoch in Rechnung gestellt werden. Für Bürger mit einem Sozialpass oder Empfänger von Arbeitslosengeld II (Hartz IV) gebe es jedoch Rabatte. „Für Grundschulkinder bieten wir einen kostenlosen Fahrradcheck an“, sagt die Ratingerin. Außerdem nimmt die Fahrradwerkstatt Spendenfahrräder an, setzt diese instand und verkauft sie anschließend günstig an neue Nutzer.

Zwei Fachleute arbeiten vor Ort. Einer der beiden Techniker ist Thanassis Gaitantzis. Er weiß: „Der Standort wird von den Bewohnern in West sehr gut genutzt.“ Das Team steht in engem Kontakt mit der Fahrradwerkstatt am Ostbahnhof. Wo die Mitarbeiter in West nicht weiterhelfen können, oder Spezialwerkzeug fehlt, springt die Werkstatt in Ost mit Rat und Tat ein.

Das Team will auf jeden Fall seinem Motto „Mobilität erhalten“ treu bleiben. Denn nicht nur Fahrräder werden am Berliner Platz zur Reparatur abgegeben. „Es kommen auch Menschen, die kleinere Schäden am Rollator oder an Kinderwagen behoben haben möchten“, so Katrin Richter. Und längst ist die Adresse als Anlaufstelle zum Fachsimpeln bei allen Fragen rund ums Rad gefragt. „Betrieb ist dort eigentlich immer“, so Richter.

Die Finanzierung ist jedoch „nur“ eine Zwischenlösung. Bis Januar 2023 soll die aktuelle Regelung bestehen bleiben. Dann, so hofft der SkF als Betreiber der Fahrradwerkstatt, werde es neue Biwaq-Fördergelder geben. Damit könne die Werkstatt wieder als Selbsthilfewerkstatt geführt werden, sagt Katrin Richter.

Derzeit überlege der SkF, innerhalb der Öffnungszeiten die Werkstatt ein paar Stunden in der Woche für eigenständige Reparaturen anzubieten. Soweit ist es aber noch nicht. „Bis dahin“, so Richter, „hoffen wir, dass sich das aktuelle Konzept etabliert.“

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