Verabschiedung Maria Kluge Widerspenstig in bewegten Zeiten

Radevormwald · Die Evangelischen Kirchengemeinden Remlingrade und Dahlerau verabschiedeten Sonntagnachmittag Pfarrerin Maria Kluge. Die Theologin geht in den Ruhestand. Superintendent Hartmut Demski würdigte das Wirken der Pfarrerin.

 Maria Kluge gab in ihrer Predigt in der Dorfkirche Remlingrade zu, nicht mehr genügend Energie gehabt zu haben, um mit neuen Ideen zur Erneuerung der Gemeinde beizutragen.

Maria Kluge gab in ihrer Predigt in der Dorfkirche Remlingrade zu, nicht mehr genügend Energie gehabt zu haben, um mit neuen Ideen zur Erneuerung der Gemeinde beizutragen.

Foto: Theresa Demski

Beschwingten Schrittes, mit ihrem hellblauen Segensschal um den Hals macht sich Maria Kluge in der Dorfkirche in Remlingrade auf den Weg zum Ausgang. Gerade hat sie ihren Abschiedsgottesdienst gehalten – und kein Platz in dem kleinen Gotteshaus ist frei geblieben. Während die Gemeinde dem Nachspiel lauscht, stellt sich die Pfarrerin am Ausgang auf – wie so oft in den vergangenen 14 Jahren. Nur dass sich die Menschen heute von ihrer Pfarrerin verabschieden. Viele Umarmungen, gute Wünsche gibt es, bevor sich viele Besucher zum Empfang auf den Weg nach Dahlerau machen. Die Schlange ist lang, Abschied brauchte seine Zeit.

Maria Kluge nimmt sich noch einen Augenblick in ihrer kleinen Kirche, bevor sie auch aufbricht. Sie habe nicht mehr genug Energie gehabt, nicht mehr genug Ideen zur Erneuerung, und 2017 sei ihr bei einer Beerdigung zum ersten Mal die Stimme gebrochen. „Dann weißt du, es ist Zeit zu gehen“, sagte sie in ihrer Predigt.

Superintendent Hartmut Demski blickte mit der Gemeinde zurück auf ein bewegtes Berufsleben, auf die Kindheit in einem Pfarrhaus in der DDR, auf Umleitungen, die zur Leitung geworden seien, auf das Theologiestudium und die ersten Arbeitsjahre nach der Wende. Den Herausforderungen des Lebens sei Maria Kluge „aufmüpfig und widerspenstig“ begegnet, sagte Demski. Eine, die im Geiste der Freiheit lebe – inmitten der engen Grenzen für ostdeutsche Pfarrerstöchter und später für Frauen im Pfarrdienst, für feministische Theologie. Er habe sie auch auf Kirchenkreisebene immer wieder „mit leiser Stimme deutliche Worte“ sagen hören, erzählte der Superintendent. Und: „Maria Kluge hat Spuren in den Gemeinden hinterlassen und alles vorbereitet, dass es weitergehen kann.“ Und damit hatte er auch an die pfarramtliche Verbindung erinnert, die die Gemeinden in Remlingrade und Dahlerau vor vier Jahren eingegangen waren. Damals übernahm Maria Kluge die halbe Pfarrstelle in Dahlerau. Nicht umsonst findet der Empfang im Gemeindehaus in Dahlerau statt. Inzwischen hat sie den Segensschal, den ihr die Gemeinde zur Begrüßung vor vier Jahren geschenkt hatte, abgelegt. Ihre Enkelkinder und Töchter schwirren um sie herum, Ehemann Hartwig sitzt neben ihr. Die Vorsitzendenden der Presbyterien sprechen gemeinsam: Aus zwölf Bewerbungen habe man sie damals ausgewählt, erinnert Marion Ulrich aus Remlingrade. Die Pfarrerin aus Berlin, die gerne auf dem Land arbeiten wollte.

„Mit ihren unkonventionellen Gottesdiensten hat sie uns manchmal überrascht und überfordert“, räumt Peter Maurer aus Dahlerau ein. Das sei für die „dickköpfige, bergische Gemeinde“ nicht immer einfach gewesen. Und dann geben sie ihrer Pfarrerin für jedes Jahr ihres Schaffens in der Gemeinde eine Zutat für die Bergische Kaffeetafel mit auf den Weg. Die schmecke auch im Norddeutschen, wo es Maria Kluge mit ihrem Mann hinzieht.

Für diesen Weg geben auch der stellvertretende Bürgermeister Ralf-Udo Krapp, der freikirchliche Kollege Matthias Ekelmann und der katholische Nachbar Pfarrer Marc D. Klein gute Wünsche mit. Und Klein macht dann auch noch der Gemeinde Mut: „Wir haben die Fusion schon hinter uns“, sagt er, „und wo Menschen sich engagieren, bleibt kirchliches Leben immer möglich.“

Otto Cords erinnert an gemeinsame Mundart-Gottesdienste, und der Posaunenchor schickt seiner Pfarrerin musikalische Grüße.

Das letzte Wort hat Pfarrerin Maria Kluge dann selbst: „Bleibt behütet und gesegnet“, sagt sie – und dann wird es wirklich ernst mit dem Abschied.

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