Serie Mein Radevormwald Die heilsame Kraft der Islandpferde

Radevormwald · Nadja Heger bietet auf einem Pferdehof im Westen von Radevormwald eine Heilpädagogische Begleitung auf Islandpferden an. Mit ihrer Methoden hat sie bereits große Erfolge erzielt. Viele Menschen werden dadurch selbstbewusster.

 Nadja Heger mit einem ihrer Islandpferde. Die Tiere sind für ihre Ruhe und Geduld bekannt. "Pferde haben keine Vorurteile", sagt die gelernte Erzieherin.

Nadja Heger mit einem ihrer Islandpferde. Die Tiere sind für ihre Ruhe und Geduld bekannt. "Pferde haben keine Vorurteile", sagt die gelernte Erzieherin.

Foto: Lena Hogekamp

Radevormwald Ein "Pferdemädchen" war Nadja Heger schon immer, das sagt sie selber und streichelt dabei vertraut ihr Islandpferd Kjarkur, das für seine Ruhe und Geduld auf dem Hof in Oberkarthausen bekannt ist. Dort wohnt eine große Herde Islandpferde, die das ruhige Gemüt alle in ihrer DNA haben. Unter ihrer langen Mähne blitzen liebe Augen hervor, der Gang ist lebensfroh, die Nerven stark.

"Islandpferde sind perfekt für die Heilpädagogische Begleitung. Durch ihr Herkunftsland sind sie an raue Wetterverhältnisse gewöhnt und sind deswegen sehr zäh und genügsam. Dadurch, dass sie hier auch in Herden leben, sind unsere Tiere sehr sozial und rücksichtsvoll. Das hilft auch bei der Heilpädagogik", sagt Nadja Heger.

Die gelernte Erzieherin ist auf dem Hof zwischen Herbeck und Honsberg aufgewachsen und wollte ihren eigentlichen Beruf gerne mit ihrer Leidenschaft für Islandpferde verbinden. Über eine Kollegin ist sie auf das Konzept der Heilpädagogische Begleitung durch Pferde aufmerksam geworden. Damals machte sie ihre Prüfung zur staatlich anerkannten Heilpädagogin und schrieb ein eigenes Konzept mit dem sie sich 2015 selbstständig machte - zumindest nebenberuflich. Nach ihrem hauptamtlichen Feierabend fährt sie also täglich nach Oberkarthausen, um mit ihren Pferden und ihren Kunden zu arbeiten. Ihr Angebot richtet sich an Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Beeinträchtigungen. "An erster Stelle steht die Freude am eigenen Tun. Durch den Umgang mit dem Pferd werden viele Menschen selbstbewusster und vertrauen sich wieder mehr", berichtet die 28-jährige. Die Islandpferde stärken und stabilisieren die Fähigkeiten, die jemand besitzt und schenken dem Mensch wertvolle Erfahrungen im Bereich des Sozialen, der Motorik und der Wahrnehmung. Wer auf einem Pferd sitzt, seine Bewegungen, seine Wärme und seine Ruhe spürt, nimmt seine Umgebung anders und intensiver wahr. "Pferde sind wie alle Tiere frei von Vorurteilen. Allein das hilft vielen Menschen massiv weiter, weil sie wieder Vertrauen in sich bekommen und merken, dass sie sie selbst seien können. Hier muss sich niemand verstellen, um akzeptiert zu werden." Nadja Heger hat in den vergangenen Jahren viele kleine Wunder beobachtet. Oft erinnert sie sich an einen Mann, der regelmäßig auf den Hof in Oberkarthausen kommt. "Am Anfang konnte er noch nicht mal alleine auf dem Pferd sitzen. Das klappt jetzt und er braucht keine Hilfe mehr."

Grundsätzlich sind die Erfolge der Heilpädagogischen Begleitung immer stark von der Beeinträchtigung eines Menschen abhängig und davon, wie sehr er sich auf die Islandpferde einlässt. "Manchmal geht es in großen Schritten vorwärts und manchmal nur in kleinen. Ein Fortschritt ist aber eigentlich immer zu beobachten", sagt Heger. Sie genießt jede Minute ihrer selbstständigen Arbeit und hofft, das Angebot in Zukunft noch erweitern zu können.

Die Nachfrage ist schon jetzt sehr groß. Die Basis der Heilpädagogischen Begleitung mit dem Islandpferd ist Vertrauen. Bevor die Zusammenarbeit starten kann, führt Nadja Heger ein einleitendes Anamnesegespräch und arbeitet sich in die therapeutische Vorgeschichte ihres Kunden ein. Nach ausgiebigem Kennenlernen zwischen Mensch und Therapeut, in dem Fall dem Islandpferd, können die ersten Schnupperstunden losgehen.

(trei)
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