Neuss Wirte sammeln Unterschriften

Neuss · Nordstadt Irene Georgiadis steht vor schwierigen Entscheidungen. Der Pachtvertrag für die Gaststätte "Stingesbach" an der Böcklerstraße muss und kann verlängert werden - doch der Inhaberin fällt die Unterschrift nicht leicht. Grund: das beabsichtigte Gesetz zum Nichtraucherschutz.

 Feuer frei: Bernhard Zierkel möchte sich auch künftig in seiner Stammkneipe Stingesbach zum Bier eine Zigarette anstecken. In dem Punkt ist er mit der Inhaberin einer Meinung, die eine Unterschriftenaktion des Gaststättenverbandes mitträgt.

Feuer frei: Bernhard Zierkel möchte sich auch künftig in seiner Stammkneipe Stingesbach zum Bier eine Zigarette anstecken. In dem Punkt ist er mit der Inhaberin einer Meinung, die eine Unterschriftenaktion des Gaststättenverbandes mitträgt.

Foto: NGZ

Nordstadt Irene Georgiadis steht vor schwierigen Entscheidungen. Der Pachtvertrag für die Gaststätte "Stingesbach" an der Böcklerstraße muss und kann verlängert werden - doch der Inhaberin fällt die Unterschrift nicht leicht. Grund: das beabsichtigte Gesetz zum Nichtraucherschutz.

Und seine Folgen. Ihre Unsicherheit teilen viele Wirte, erklärt die Unternehmerin. Dazu musste sie sich nur auf der Furth umhören. Eindeutige Konsequenz für sie: Die Unterschriftenaktion, die der Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) des Landes angeschoben hat, wird unterstützt. Sie hat die Listen in ihrem Lokal an der Böcklerstraße ausgelegt.

Das Thema Nichtraucherschutz in Gaststätten wird seit gut zwei Wochen, als Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann die Eckpunkte des Gesetzentwurfs vorstellte, vor allem unter einem Aspekt diskutiert: dem generellen Rauchverbot in allen Lokalen mit nur einem Gastraum. "Dieser Entwurf führt zu klaren Benachteiligungen der so genannten Kneipen an der Ecke", befürchtete in einer ersten Reaktion Helmut Otto, der Präsident des DEHOGA-Landesverbandes. Die Raucher, so seine Annahme, würden in Betriebe abwandern, die über einen Raucherraum verfügen. Die Folge: ein Kneipensterben.

Dass es so kommt, davon ist Irene Georgiadis fast überzeugt. Ihr Haus, das sie seit sechs Jahren betreibt, ist Stammlokal für einen Billardclub, eine Skatrunde und einen Dart-Club. Gäste, von denen sich viele gerne auch mal eine Zigarette zum Bier anstecken. Die Skatspieler, so ihre Befürchtung, könnten sich wieder in einem Privatgarten treffen, die Dartspieler hätten schon überschlagen, ob sie sich ein Dartgerät nicht selber anschaffen. Bei einem Rauchverbot, so Georgiadis, "geht das alles den Bach runter."

Ist das Mehrheitsmeinung? Das fragt sich nach Darstellung von Thorsten Hellwig nun der DEHOGA-Landesverband, der beim Thema Nichtraucherschutzgesetz eine Position definieren muss, die von landesweit 38 000 Mitgliedsbetrieben mitgetragen wird. Bislang hatte der Verband in der Diskussion immer auf eine Deklarierungspflicht der Betriebe gedrängt, damit für jeden Gast von außen ersichtlich ist, ob es sich um einen Nichtraucher- oder Raucherbetrieb handelt.

Die unternehmerische Freiheit des Gastronoms und die Wahlfreiheit des Gastes, der ja nicht gezwungen wird, eine Rauchergaststätte zu betreten, würden eine marktwirtschaftliche Angebot-Nachfrage-Situation schaffen, in die nicht eingegriffen werden muss. "Die bisher gehörten Argumente sind nicht so stichhaltig, dass unsere Position dadurch erschüttert wird", fasst DEHOGA-Sprecher Hellwig zusammen.

Um zu klären, ob und wie (laut) sich der Verband aber in dem weiteren Verfahren zu Wort melden wird, wurde erst eine Blitzumfrage bei den Mitgliedsbetrieben gestartet und dann mit der Unterschriftenaktion nachgelegt. Einige tausend Unterschriften lägen schon vor, berichtet Hellwig. Allerdings laufe die Aktion noch bis Ende Juli, denn das parlamentarische Gesetzgebungsverfahren rollt erst nach der Sommerpause an. Georgiadis dauert das zu lang. Sie muss sich innerhalb der nächsten vier Wochen entscheiden - und diesmal für sieben Jahre binden.

(NGZ)
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