Neuss Glück mit den Lehrern

Neuss · Neuss Die Vorschusslorbeeren sind groß: In zehn Jahren, so glaubt Dirigent Lavard Skou-Larsen, ist Herbert Schuch der neue Lang Lang oder Alfred Brendel. Wenn es denn so ist - dann bitte Alfred Brendel. Sagt der Gelobte selbst. Warum?

 Als Kind hat Herbert Schuch gleichzeitig Klavier- und Geigenunterricht gehabt, aber das Streichinstrument dann wieder aus der Hand gelegt.

Als Kind hat Herbert Schuch gleichzeitig Klavier- und Geigenunterricht gehabt, aber das Streichinstrument dann wieder aus der Hand gelegt.

Foto: NGZ

Neuss Die Vorschusslorbeeren sind groß: In zehn Jahren, so glaubt Dirigent Lavard Skou-Larsen, ist Herbert Schuch der neue Lang Lang oder Alfred Brendel. Wenn es denn so ist - dann bitte Alfred Brendel. Sagt der Gelobte selbst. Warum?

"Na, weil er besser spielt." 28 Jahre ist Herbert Schuch jung, seit "vier oder fünf Jahren" im Konzertbetrieb unterwegs und hat wie kaum ein anderer Pianist der jüngeren Generation - vor allem bei internationalen Klavierwettbewerben - für Aufsehen gesorgt. Nicht nur Skou-Larsen, der Schuch für einen Auftritt heute Abend in der Klassiknacht mit der Deutschen Kammerakademie (dkn) nach Neuss holte, prophezeit ihm eine große Karriere.

Dabei macht der schlaksig und unkompliziert wirkende Musiker gar nicht den Eindruck, als ob es darauf anlege. Aber mit 76 Jahren noch spielen können wie Alfred Brendel - "das beeindruckt mich schon sehr", sagt er. Und fügt hinzu: "Heute mehr als noch vor einigen Jahren."

Damals, so erklärt er, sei er gar nicht in der Lage gewesen, die Leistung des großen Pianisten einzuschätzen. "Wenn einem Jugendlichen immer eingeredet wird, wie toll er ist, glaubt er es schließlich selbst, hat aber überhaupt keine wirklichen Maßstäbe dafür." Dass er heute "sehr viel mehr Ahnung" vom Klavierspielen hat, konstatiert Schuch ohne jede Überheblichkeit; liefert damit vielmehr die Begründung, warum er heute Respekt vor den Leistungen anderer hat.

Seinen ersten Klavierunterricht hat er mit sechs Jahren bekommen, parallel dazu Geige gelernt. Damals wohnte die Familie Schuch noch im rumänischen Temeschburg; drei Jahre emigrierte sie nach Deutschland, wohnt seitdem in Rosenheim. Dass der Sohn eine musikalische Hochbegabung sein könnte, hat die Familiengeschichte nicht unbedingt nahe gelegt. Selbst die klassische Musik gehört keineswegs zum Familienleben dazu: "Ich kann mich eher an ganz normale Unterhaltungsmusik erinnern."

Aber weil der "Vater ein bisschen Klavier spielte und das Instrument da stand", bot es sich an, dem Sohn Unterricht geben zu lassen. Dass die Geige letztlich auf der Strecke blieb, führt Herbert Schuch heute vor allem darauf zurück, dass der Klavierunterricht besser war und er auch lieber an den Tasten als auf der Geige übte. "Bei der Geige hatte ich mit den Lehrern nicht so viel Glück", sagt er und ergänzt: "Woran man sehen kann, wie wichtig der richtige Lehrer ist."

Nach dem Abitur (wobei er gleichzeitig Jungstudent war) ging Schuch an die Salzburger Universität Mozarteum zu Professor Karl-Heinz Kämmerling (er gilt als "Pianistenmacher"), hat dann als dessen Assistent am neugegründeten Institut für Hochbegabungen unterrichtet. Die pädagogische Arbeit macht er vor allem aus Verbundenheit mit den Kollegen in Salzburg, kann sie sich - zumindest nicht heute - aber nicht als berufliches Standbein vorstellen. "Als Musiker möchte man schon gern spielen", sagt er.

Rund 60 Konzerte gibt Schuch pro Jahr. Angebote müssen ihn interessieren, "ansonsten bin ich nicht wählerisch". Und wenn ihn eines interessiert und der Terminkalender es zulässt, kann es auch ganz spontan klappen - wie beim Abo-Konzert der dkn im Mai, als die Pianistin Lisa Smirnova kurzfristig wegen Krankheit abgesagt hatte.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort