Von Beginn an hat Rainer Wiertz, Kulturreferent der Stadt, das Shakespeare-Festival konzipiert. 29 Mal das Programm zusammengestellt (inklusive des aktuellen) –  und erst jetzt festgestellt, das in fast allen Stücken des Elisabethaners Geschichten rund um die Familie erzählt werden. „Shakespeare und Familie“, erzählt er amüsiert, „da hat man in der Regel an die des Dichters selbst gedacht, auch wenn wir von der nicht viel wissen.“ Eher seien mit seinem Namen die Begriffe Adel, Elisabeth, Politik oder Volk verbunden gewesen.

Böswillige Geschwister, uneinsichtige Väter, Familienfehden, Brudermord: All das steckt für den Festivalchef in den Stücken und Inszenierungen des Programms, das das aktuelle Theatertreffen im Globe vom 14. Juni bis 13. Juli ausmacht. „Das einzige Festival im einzigen bespielten Globe in der Bundesrepublik“, wie er betont.

Rund 14.500 Besucher werden in den vier Wochen erwartet, in denen an der Rennbahn wieder die Crew einzieht, die das Globe, die Wetthalle und das Drumherum zum idyllischen Shakespeare-Land macht und internationale Kompanien mit ihren Inszenierungen ihre Sicht auf Shakespeare selbst, Autoren, die er beeinflusst hat oder Zeitgenossen des Elisbethaners zeigen. Dabei hat sich das Gesicht des Festival  vor allem in den vergangenen zehn Jahren deutlich verändert. Waren es anfangs ausschließlich Schauspiele, so kam schon bald das erste Konzert mit klassischer Musik dazu. Jazz hat auch bereits Einzug gehalten, die Kombination von Musik und Lesung ebenso, und nun wird das Spektrum laut Wiertz um „schöne weiche, nicht zu rockige“ Pop-Musik erweitert, wenn etwa die durch das Düsseldorfer Schauspielhaus bekannte Truppe Woods of Birnam von Schauspieler Christian Friedel im Globe spielt.

Und zum ersten Mal gibt es in diesem Jahr auch einen Tanztheaterabend. Der bringt den aus Grevenbroich stammenden Schauspieler Tim Bergmann fast zurück zu seinen Wurzeln, denn als  Absolvent der Falckenberg-Schule war er vor vielen Jahren zum Festival eingeladen. Nun kommt er in „For you my Love!“, mit seinem Kollegen Saša Kekez und drei Tänzern in der Bearbeitung von Johanna Richter (übrigens seine Frau, wie Wiertz sagt) zurück. Vor allem „jugendgeeignet“ findet Wiertz den Abend, der Shakespeare auf eine besondere Art transportiert.

Zu den alten Hasen beim Festival zählt hingegen die Bremer Shakespeare Company. Sie hat Wiertz mit zwei Produktionen eingeladen – wobei „Die Zähmung der Widerspenstigen“ erst in diesem Monat Premiere hat – und „König Lear“, dem „persönlichen Lieblingsstück“ von Rainer Wiertz. Allerdings, so warnt er auch, „braucht man für die Inszenierung Sitzfleisch“, für zwei Stunden und 15 Minuten ohne Pause.