Neusser Woche Der Streit um die Abiparade und die Folgen Stockfehler im Rathaus

Neuss · Ereignisse und Abläufe, die er nicht im Griff hat, noch dazu, wenn sie im eigenen Rathaus ihren Ursprung haben – für Bürgermeister Reiner Breuer geht das gar nicht. In der Stadtverwaltung ist er bekannt dafür, wenn nicht alle, so doch möglichst viele Fäden selbst in der Hand zu halten.

 Bei der Abi-Parade feiern traditionell Schulen aus dem gesamten Rhein-Kreis zusammen.

Bei der Abi-Parade feiern traditionell Schulen aus dem gesamten Rhein-Kreis zusammen.

Foto: Hogekamp, Lena (hoge)

Kritiker werfen ihm deshalb schon Kontrollzwang vor. In dieser Woche allerdings hat das System Breuer versagt. Der Wirbel um die Idee, Parade und Party der Abiturienten am Zulassungstag nur noch für Neusser Schulen zu erlauben, war eine Panne mit hohem imageschädigenden Potenzial, wie sie dem Bürgermeister sonst – das muss man übrigens anerkennen – sehr selten passiert. Mit der Ankündigung, die Abiturienten aus den Schulen außerhalb von Neuss von der Abiparade auszuschließen, kam es jedoch knüppeldick.


Die Bedeutung der gemeinsamen Feier am Zulassungstag und der Grad der Vernetzung unter den Schülern auch über die Neusser Stadtgrenzen hinaus wurden im Neusser Rathaus offenbar ebenso unterschätzt wie der Willen der angehenden Abiturienten, eine solche Entscheidung nicht einfach hinzunehmen und ihre Fähigkeit, dafür auch zu mobilisieren. Im Eishockey wäre das ein klassischer Stockfehler. Natürlich hat der politische Gegner die Gunst der Stunde genutzt. Die Junge Union schlug sich schnell auf die Seite der Abiturienten (während die sonst nicht so zurückhaltenden Jusos so still waren, dass das Bemühen, „ihren“ Bürgermeister zu schonen, offensichtlich war).

Abiparade Neuss 2017: Fotos der Parade der Abiturienten
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Neuss: Das war die Abi-Parade 2017

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Foto: Woitschützke, Andreas

Natürlich ist es richtig, dass die Stadt genau hinsieht, wenn es um die Sicherheit bei der Abiparade geht und natürlich gehört Pyrotechnik nicht in einen solchen Umzug, bei dem man auch nicht auf fahrende Trecker klettern sollte. Das aber sind Probleme, die sich gemeinsam mit Veranstaltern und Schülern lösen lassen sollten. Wer, wenn nicht die Stadt Neuss, hat Erfahrung mit Umzügen und Paraden? Und die Abiturienten können auch beim Party machen zeigen, dass sie kurz vor der Reifeprüfung stehen und sich bei aller Freude über das bevorstehende Ende der Schulzeit doch so besonnen verhalten, dass noch Schülergenerationen nach ihnen Spaß bei der Abiparade in der Kreisstadt haben.

frank.kirschstein@ngz-online.de

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