Jahresbericht der Ambulanz für Kinderschutz in Neuss Im Einsatz für das Kindeswohl

Neuss · Insgesamt 434 Kinder und Jugendliche profitierten 2017 von der Unterstützung der Ambulanz für Kinderschutz (AKS). In der Neusser Fachberatungsstelle kümmern sich Diplompsychologen und Pädagogen um Hilfe nach sexuellem Missbrauch, Misshandlung und Vernachlässigung von Minderjährigen.

Häusliche Gewalt wurde im Jahresbericht 2017 besonders herausgestellt. „Zum ersten Mal zeigen wir, dass häusliche Gewalt bei 15 Prozent der Beratungen ein Thema war“, sagt AKS-Leiterin Viola Meurer-Blasius. „Immer wieder fragen uns – mehr Mütter als Väter – aber auch Fachkräfte, wie diese belasteten Kinder entlastet werden können“, sagt Meurer-Blasius. „Kinder, die Zeugen häuslicher Gewalt werden, sind potenziell in großer Not. Denn das Erleben von Gewalt kann psychische Folgen nach sich ziehen, die das Kindeswohl gefährden“, ergänzt Diplompsychologin Daniela Flammer.

Sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen ist weiterhin Schwerpunktthema in den Beratungen. In 75 Prozent wurde davon berichtet; über körperliche Misshandlungen in 36 Prozent, über Vernachlässigung in 29 Prozent. Bei 34 Prozent der Anfragen ist die Sorge um Kinder „unklar“, also jenseits der drei Kategorien. „Auch bei solchen Anliegen übernehmen wir eine Lotsenfunktion in der Klärung des Problems“, sagt Meurer-Blasius.

Die Anfragen kommen von Erziehern, Lehrern, Logopäden, Kinderärzten, Eltern oder Nachbarn. „Wir bieten ein niederschwelliges Angebot und schnelle Hilfe“, sagt Diplompsychologin Anne Waldhoff-Kohlbecker. Das heißt, ein Krisentermin steht innerhalb von 48 Stunden und regelmäßige Beratung innerhalb zwei bis drei Wochen zur Verfügung. „Für uns bedeutet die Tätigkeit der AKS eine große Entlastung“, sagt Jugendamtsleiter Markus Hübner. Regelmäßig besuchen seine Mitarbeiter Schulungen bei den Spezialisten der AKS. Umgekehrt schalten die Therapeuten bei Bedarf das Jugendamt ein. „Etwa, wenn wir merken, dass ein Kind zuhause stark unter Druck steht“, erklärt Waldhoff-Kohlbecker.

Rund 20 Prozent der Arbeit besteht in der Prävention, sprich, der Schulung von Jugendgruppenleitern oder Erzieherinnen. Auch Familienrichter werden geschult; allerdings nehmen bislang viel zu wenige das Angebot wahr, findet Meurer-Blasius. „Missbrauch lebt von der Heimlichkeit – es ist gut wenn möglichst viele Menschen darüber Bescheid wissen“, sagt sie. Ihr Wissen geben Lehrer, Erzieher und Einrichtungsleiter wiederum an Eltern und die Kinder selbst weiter. „Die heutige Generation wächst mit Präventionsbotschaften wie ,Mein Körper gehört mir‘ auf“, erklärt Diplompädagoge Mike Clausjürgens, der seit 2018 zum AKS-Team gehört. „Jedoch verstärkt insbesondere das Internet die Möglichkeiten für Missbrauchsspiralen enorm.“

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