Neuss Landfrau aus Leidenschaft

Neuss · Seit 37 Jahren ist Micheline Bonnen Mitglied der Landfrauen, seit vier Jahren Vorsitzende der Ortsgruppe Kaarst/Neuss-Nord. Mit viel Engagement ist sie bei der Sache, wünscht sich aber mehr junge Frauen im Team.

 Micheline Bonnen steht der Landfrauen-Ortsgruppe Kaarst/Neuss-Nord vor – und wünscht sich mehr junge Frauen in dem Verband.

Micheline Bonnen steht der Landfrauen-Ortsgruppe Kaarst/Neuss-Nord vor – und wünscht sich mehr junge Frauen in dem Verband.

Foto: woi

"Wir haben bei einem Ausflug im Bus die Teilnehmerinnen mal gebeten, zu schätzen, wie alt alle zusammen sind, einschließlich des Busfahrers", erzählt Micheline Bonnen. 2000 Jahre hätten da zusammengesessen. "Auf diese Zahl ist niemand gekommen", meint sie lachend. Doch ganz klar: Da genau liegt das Problem der Landfrauen: Es fehlen Jüngere, die dafür sorgen, dass sich die Verbände nicht in absehbarer Zukunft auflösen müssen.

57 Mitglieder hat der Ortsverband Kaarst/Neuss-Nord, dessen Vorsitzende die 63-Jährige seit vier Jahren ist. Seit 70 Jahren besteht der Ortsverband, 70 Jahre ist ungefähr auch das Durchschnittsalter der Frauen, die im Laufe des Jahres einiges unternehmen: Ausflüge, Feiern, Versammlungen. Gemeinsam mit ihrer Stellvertreterin Wilma Pflipsen tüftelt Micheline Bonnen die Programme aus und tüftelt auch daran, das Image von der Kopftuch und Gummistiefel tragenden Bäuerin zu ändern.

Sie selbst leitet mittlerweile seit 15 Jahren den Hofladen. Ehemann Heinz-Peter ist Acker- und Gemüsebauer. Zurzeit warten alle gespannt darauf, dass die Spargelstecherei endlich losgehen kann. Micheline Bonnen ist gerne Bäuerin und hat sich bewusst dafür entscheiden.

Denn eigentlich hatte die ehemalige Wuppertalerin mit Landwirtschaft nicht viel am Hut. Als Medizinisch-Technische Assistentin arbeitete sie im Lukaskrankenhaus. In Neuss lernte sie ihren Mann kennen. "Nach der Hochzeit habe ich erst noch im Krankenhaus weiter gearbeitet", sagt sie. Doch mit der Geburt des ersten Sohnes Andreas (heute 34) entschied sie sich für das Leben als Landfrau. "Das schaffst du nie", meinten die Kollegen damals und sahen sie schon nach wenigen Monaten vom schwiegerelterlichen Hof flüchten. Doch sie blieb, und das nicht, weil sie sich in ihr Schicksal fügte, sondern weil ihr die Arbeit Spaß machte. "Durch den Hofladen komme ich täglich mit vielen Menschen zusammen, wie damals im Krankenhaus", sagt sie und strahlt. Als sie vor einigen Tagen ihrem Enkel Maximilian (2,5 Jahre) mitteilte, dass sie manchmal einfach nur noch Oma sein möchte, konnte der nur lachen.

Das "nur Oma sein" muss allerdings noch einige Zeit warten, denn zum einen will Micheline Bonnen noch ein weiteres Mal für den Posten der Vorsitzenden kandidieren, zum anderen bereitet sie gerade mit ihrer Familie das Hoffest vor, das 1995 eine einmalige Aktion sein sollte, am 1. Mai aber nun zum 16. Mal stattfindet.

(NGZ)
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