Neuss Fahrstunde im Hybridbus

Neuss · Seit knapp sechs Wochen gibt es den Hybridbus der Stadtwerke in Neuss. Er ist der erste seiner Art am Niederrhein. Damit er ab Juli endgültig im Linienverkehr fahren kann, müssen die rund 150 Neusser Busfahrer geschult werden.

 Heinz Runde, Chef der Stadtwerke Neuss, und sein Verkehrsbetriebsleiter Gerd Dickhaus vor dem neuen Hybridbus. Seine Anschaffung ist ein erster Schritt zu einem umweltfreundlicheren Personennahverkehr.

Heinz Runde, Chef der Stadtwerke Neuss, und sein Verkehrsbetriebsleiter Gerd Dickhaus vor dem neuen Hybridbus. Seine Anschaffung ist ein erster Schritt zu einem umweltfreundlicheren Personennahverkehr.

Foto: Archiv

Seit 30 Jahren ist Franz-Josef Spicker, genannt Jupp, Busfahrer. In vier Jahren will er sich in seinen wohlverdienten Ruhestand verabschieden. Bevor es so weit ist, muss er sich nun nochmals auf ein neues Busmodell einstellen. Doch Spicker nimmt dies gelassen: "Ich bin bisher noch mit jeder Neuerung klargekommen."

Auf den ersten Blick habe sich in der Fahrerzelle wenig verändert und nach zwei Touren mit dem Hybridbus, so sagt er, sollte man sich mit den technischen Eigenheiten vertraut gemacht haben. Ist das erst mal geschehen, wird die Fahrt auch für den Gast deutlich angenehmer.

So bremst der Bus automatisch beim Loslassen des Gaspedals. Abruptes Stehenbleiben an der Haltestelle gehört also der Vergangenheit an. Die beim Bremsvorgang freigewordene Energie wird zudem in den Batterien der beiden Elektromotoren gespeichert. Diese unterstützen den Dieselmotor beim Beschleunigungsvorgang.

Dadurch soll eine Spritersparnis von 20 bis 30 Prozent erreicht werden. Zahlen, die momentan noch Zukunftsmusik sind, weiß Verkehrsmeister Kurt Wolf. Er ist für die Ausbildung der Fahrer zuständig, weist in die Technik ein, organisiert die Probefahrten. Manchmal auch als planmäßige Linienfahrt. Was den neuen Bus ausmacht, fällt den meisten Fahrgästen allerdings nicht direkt auf. "Die Belüftung ist deutlich besser", sagt Alice Gerlach, die bereits zum zweiten Mal mit dem Hybridbus unterwegs ist. Ein insgesamt angenehmeres Fahrgefühl sei ihr aber nun auch aufgefallen. Heidrun Utess hingegen war zuerst die moderne Innenausstattung ins Auge gefallen. Ruckartiges Halten hat sie allerdings auch schon öfters bemerkt. Dass dies nun anders werden soll, wäre ein Fortschritt, sagt sie.

Ein Fortschritt allemal, nicht nur für den Komfort der Fahrgäste. Die aus den Spriteinsparungen resultierende verringerte CO2-Belastung ist auch ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem umweltfreundlicheren Personennahverkehr. Es ist aber noch offen ob, und wie viele Hybridbusse die Stadtwerke Neuss in den nächsten Jahren erhalten werden. Die Kosten in der Anschaffung sind jedenfalls enorm, sie liegen bei knapp einer Million Euro.

Derweil stellen sich die Busfahrer auf ein ständiges Wechseln zwischen den älteren Modellen und der neuen Hybridtechnik ein. Für Waldemar Wink ist dies allerdings kein Problem. Er hat gerade die erste Dienstfahrt mit dem neuen Bus absolviert und ist zuversichtlich: "Wir wechseln momentan auch regelmäßig, fast täglich den Fahrzeugtyp." Ob jetzt Hybridantrieb oder nicht, wenn man erst mal die Tücken des Fahrzeugs kennengelernt habe, sei das auch kein großer Unterschied mehr. "Als Busfahrer lernt man, flexibel zu sein", sagt er.

(NGZ)
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