Neuss Immer mehr Einbrüche in Neuss

Neuss · Im Vorjahr waren stadtweit 560 Wohnungen das Ziel von Einbrechern. Tendenz steigend. Neusser sorgen sich um Habe und Privatsphäre. Nur jeder zehnte Einbruch wird aufgeklärt. Die Polizei rät, die Häuser besser zu schützen.

Neuss: Immer mehr Einbrüche in Neuss
Foto: rponline

Unter den Neussern geht die Angst um, Opfer eines Einbruchs zu werden. Wer bisher noch verschont blieb, der kennt zumindest eine Familie, deren Wohnung schon ausgeräumt wurde. "Es ist eine unheimliche Erfahrung", sagt Thomas Kolvenbach (51), in dessen Haus vor einigen Jahren eingebrochen wurde, "dass ein Fremder drei Meter neben dem Bett gestanden hat, während meine Frau und ich geschlafen haben." Was viele Neusser subjektiv als Bedrohung empfinden, belegen die nackten Zahlen objektiv. Stadtweit wurde im Vorjahr in 560 Wohnungen eingebrochen; ein Plus von 23 Fällen. "Die Zahlen stabilisieren sich", sagt Polizeisprecher Hans-Willi Arnold (58), "aber leider auf hohem Niveau."

Im Hauptausschuss legte jetzt Kriminaloberrat Jörg Lilgert die Kriminalstatistik für die Stadt Neuss vor. Ein Schwerpunkt legte er dabei auf die Wohnungseinbrüche. 537 wurde 2010 angezeigt; im Vorjahr kletterte die Zahl auf 560. Nahezu täglich steht's in den Zeitungen: Einbrecher haben Beute gemacht. "Die Anstiegsrate konnte zwar reduziert, nicht aber gestoppt werden", räumte Lilgert vor den Kommunalpolitikern ein. Die Neusser Entwicklung liege im landesweiten Trend: Tendenz steigend, insbesondere im Ballungsraum an Rhein und Ruhr.

Das Risiko für Einbrecher ist offenbar gering. Zwar verbesserte die Polizei ihre Aufklärungsquote um 0,9 Prozentpunkte, aber sie konnte nur jedem zehnten Wohnungseinbruch auch einen Täter zu ordnen. Der Polizei fehlt ein Ansatzpunkt. für Ermittlungen. Die Einbrecher sind flächendeckend im Stadtgebiet aktiv, hinterlassen weder geografisch einen Schwerpunkt noch lässt sich aufzeigen, dass sie Villen oder Mehrfamilienhäuser bevorzugen. "Könnten wir eine bestimmte Systematik erkennen", sagt Polizeisprecher Arnold, "würden wir unsere Ermittlungen entsprechend konzentrieren."

Auch das Täterprofil bleibt bei 90 Prozent ungeklärten Einbrüchen im Dunkeln. Arnold geht aber davon aus, dass in Neuss sowohl "ortsansässige Täter" am Werk sind, als auch "reisende fest strukturierte Banden". Aktuell habe die Einbruchtätigkeit etwas nachgelassen. Die Polizei vermutet, dass Einbrecher und Taschendiebe auf dem Weg nach London sind, weil sie bei den Olympischen Spielen auf reiche Beute hoffen.

In dieser Situation rät die Polizei den Neussern, ihre Wohnungen zu sichern, es den Einbrechern schwer zu machen. Offenbar mit Erfolg. Im Vorjahr scheiterten rund 40 Prozent der Wohnungseinbrüche, weil die Täter stecken blieben. Arnold: "Wir setzen auf Prävention."

(NGZ/jco/url)
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