Neuss Erstes Neusser Windkraftwerk

Neuss · Auf den Feldern westlich des Buscherhofes baut der Konzern Abo Wind eine Windkraftanlage. Die Stadt hatte sich gegen dieses Projekt stark gemacht, war aber vor Gericht unterlegen. Jetzt wird über eine Kernzone nachgedacht.

Die Windräder in Korschenbroich sieht man schon heute am Buscherhof. Bald steht eins in seiner Nachbarschaft.

Die Windräder in Korschenbroich sieht man schon heute am Buscherhof. Bald steht eins in seiner Nachbarschaft.

Foto: woi

Die Stadt hat sich lange gegen den Bau von Windkraftanlagen gesträubt, verhindern konnte sie diese Windräder letztlich nicht. Das Düsseldorfer Verwaltungsgericht entschied jetzt einen Rechtsstreit zugunsten des Wiesbadener Investors und Projektentwickler Abo Wind, der mit dem Bau des ersten Windrades auf Neusser Stadtgebiet begonnen hat. Und in der Verwaltung wird darüber nachgedacht, zur Kanalisierung solcher Anfragen in der Zukunft nun doch eine so genannte Windenergie-Konzentrationszone auszuweisen.

Vor Jahren hatte es schon einmal eine Diskussion um Ausweisung einer solchen Zone gegeben, erinnert sich Planungsdezernent Stefan Pfitzer. Die Verwaltung war dafür, die Kommunalpolitik dagegen. Bevor allerdings das Nein ausgesprochen war, hatte ein Gutachter ermittelt, wo eine solche Zone überhaupt Sinn machen würde. Ergebnis: Genau dort, wo jetzt gebaut wird. Im äußersten Neusser Westen. Im Rahmen der Arbeiten an dem neuen Flächennutzungsplan wird nun geprüft, ob es noch sinnvoll ist, eine solche Kernzone auszuweisen, sagt Pfitzer. Das Gutachten müsste dazu erneuert werden.

Aus Sicht von Abo Wind waren die Felder westlich des Buscherhofes der beste Standort. Gute Windverhältnisse nennt Urta Steinhäuser, Bereichsleiterin Planung Deutschland bei dem international agierenden Konzern, als größtes Plus. Abo Wind hätte deswegen gerne gleich drei Windräder errichtet, doch das war bei Gericht nicht durchzusetzen. Die Stadt hatte dort geltend gemacht, die Mühlen stünden zu dicht an dem denkmalgeschützten Buscherhof und würden dessen Erscheinungsbild nachhaltig beeinträchtigen. In einem Fall folgte die Kammer dem Argument, in einem anderen nicht. Den Antrag für das dritte Rad hatte das Unternehmen, das auch im Norden von Korschenbroich schon einen Windpark mit fünf Rädern gebaut hat, vorher selbst zurückgezogen. Steinhäuser: "Wir hatten auf einem Bodendenkmal geplant." Aber auch als Einzelkraftwerk lasse sich das Windrad wirtschaftlich betreiben, betont die Planerin von Abo Wind. Ob der Konzern, nachdem er ein Mal vor Gericht Erfolg hatte, weitere Projekte in Neuss plant, lässt sich Steinhäuser nicht entlocken.

Im Rathaus kann man nicht ausschließen, dass dem ersten Windrad weitere folgen könnten. Es gebe die politische Absichtserklärung, so kommentiert Planungsdezernent Stefan Pfitzer die jüngsten Nachrichten aus der Landeshauptstadt, die Genehmigungsverfahren für Windenergieanlagen zu vereinfachen, um mehr ans Netz zu bekommen. "Da ist viel im Fluss."

Joachim Neugart und andere Anwohner in Röckrath hatten gegen Windräder in Neuss aber auch auf angrenzendem Korschenbroicher Gebiet Protest erhoben. "Seit drei Jahren sind wir verstummt", sagt er – und glaubt nicht, dass Protest jetzt noch Sinn macht. Das eine Rad kommt, an einen Windpark glaubt er mit Blick auf die einzuhaltenden Abstandsflächen nicht. Aber sein Freizeitverhalten wird er ändern. Statt Spaziergang durch die Felder denkt er an Radtouren in windradfreien Zonen.

(NGZ)
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