Neuss Auf dem Weg zum Auto der Zukunft

Neuss · Das auf den Automobil-Innenraum spezialisierte Unternehmen Yanfeng Automotive Interiors (YFAI) beschäftigt sich mit der Frage, wie Digitalisierung, E-Mobilität und neue Mobilitätskonzepte das Fahrerlebnis von Grund auf verändern.

 Der von Yanfeng Automotive Interiors entwickelte XiM18 wurde auf der IAA 2017 vorgestellt. Zurzeit wird ein neues Konzeptauto für die IAA 2019 entwickelt.

Der von Yanfeng Automotive Interiors entwickelte XiM18 wurde auf der IAA 2017 vorgestellt. Zurzeit wird ein neues Konzeptauto für die IAA 2019 entwickelt.

Foto: Yanfeng Automotive Interiors

Digitalisierung, E-Mobilität, autonomes Fahren - für Tüftler sind es goldene Zeiten. Bei Yanfeng Automotive Interiors (YFAI) ist der Daniel-Düsentrieb-Erfindergeist spürbar. Das international aufgestellte Unternehmen mit Hauptsitz in Shanghai, das seine Europazentrale an der Jagenbergstraße in Neuss hat und nach eigenen Angaben zu den weltweit führenden Akteuren in der automobilen Innenausstattung zählt, arbeitet an Lösungen für das Auto der Zukunft. "Die Automobilbranche ist in starkem Wandel", sagt YFAI-Konsumentenforscherin Melanie Hartmann. "Das Nutzerverhalten ändert sich - und damit die Anforderungen, die Autofahrer an den Fahrzeug-Innenraum haben." Andere Zeiten, andere Ansprüche, andere Autos.

Deshalb hat YFAI eine Forschungsstudie durchgeführt und das Konsumentenverhalten global untersucht. Sie trägt den allgemein gehaltenen Titel "Quality of life"; spannend ist vor allem, was sich aus den Fragen zur Bedeutung von Lebensqualität in den Teilmärkten Europa, USA und Asien für die Automobilbranche ableiten lässt. Und da herrscht bei YFAI schon seit langem die Überzeugung: Der Auto-Innenraum wird sich grundlegend verändern. Daher gilt es, zielgruppenorientierte Lösungen zu finden. Die Studie stützt das. Und die Entwicklungsabteilung des Unternehmens will die Erkenntnisse nun in das neue Konzeptfahrzeug einfließen lassen, das bei der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) 2019 in Frankfurt vorgestellt wird. "Wir gehen alle zwei Jahre auf die großen Messen", erklärt YFAI-Sprecherin Astrid Schafmeister.

 Andere Sitzanordnung, das klassische Lenkrad entfällt: Die Automobilbranche ist im Wandel - das ermöglicht neue Möglichkeiten für den Fahrzeug-Innenraum.

Andere Sitzanordnung, das klassische Lenkrad entfällt: Die Automobilbranche ist im Wandel - das ermöglicht neue Möglichkeiten für den Fahrzeug-Innenraum.

Foto: Yanfeng Automotive Interiors

Im vergangenen Jahr stellte das Unternehmen dort verschiedene Innenraum-Modi, basierend auf der Interieur-Studie "eXperience in Motion" (XiM18), vor. Sie war die Antwort darauf, was Nutzer im Auto tun, wenn sie nicht mehr selbst fahren müssen. Die These: Das Auto entwickelt sich dann zu einem erweiterten Lebensraum und wird während der Fahrt zum Beispiel als Büro oder für Meetings genutzt.

Jetzt ist die Weiterentwicklung angesagt. Dabei spielt nicht nur autonomes Fahren eine Rolle, sondern auch Mobilitätskonzepte wie Carsharing rücken vor dem Hintergrund der aktuellen "Quality of Life"-Studie in den Blick. 2018 wird ein Jahr der Tüftler bei YFAI, und die müssen zielgruppenorientiert denken. Das Nutzerverhalten ist schließlich entscheidend.

 Melanie Hartmann ist Konsumentenforscherin bei YFAI.

Melanie Hartmann ist Konsumentenforscherin bei YFAI.

Foto: YFAI

Ein zentraler Unterschied besteht aus Sicht der Konsumentenforscher vor allem darin, wie viel Zeit jemand im Auto verbringt - also ob er regelmäßig lange Strecken oder eher zehn bis 20 Minuten im innerstädtischen Großstadtverkehr zurücklegt. Und natürlich geht es auch darum, ob jemand ein Auto kauft und über Jahre eine "emotionale Bindung" dazu eingeht oder ob er auf Carsharing setzt. Vor allem die Zeit-Frage sei jedoch entscheidend. "Bei den Konsumenten ist durchaus ein Wertewandel zu beobachten - weg vom Status ,Besitz' und hin zum Erlebnis und Service", sagt Hartmann. "Aus dem Wettbewerb der Marken wird ein Wettbewerb der Service-Dienstleistungen."

Darauf gilt es, Antworten zu finden. Der gesamte Innenraum wird dabei zum Thema, vom Stauraum bis zur Hygiene. "Es geht zum Beispiel darum, ob und wo in einem Auto, das im Carsharing eingesetzt und von mehreren genutzt wird, antimikrobakterielle Materialien oder smarte Oberflächen eingesetzt werden", erklärt Hartmann.

Mit Blick auf das autonome Fahren werde sich die gesamte Architektur des Fahrzeug-Innenraums wandeln - das klassische Lenkrad könnte wegfallen, es könnte eine ganz neue Sitzanordnung geben. Das hat schon das auf der IAA 2017 gezeigte Show-Car von YFAI gezeigt. Fahrzeuge könnten zudem immer mehr zum Erlebnisraum werden. "Brand Experience" im Fahrzeug ist dabei ein Thema. Im Auto könnte auf den Nutzer zugeschnittene Werbung eingeblendet werden. "Firmen, die Kunden zum Beispiel zu einer Modemesse abholen, könnten schon mal neue Trends einspielen", sagt Schafmeister.

Die Tüftler haben jede Menge spannende Arbeit auf dem Weg zum Auto der Zukunft vor sich.

(abu)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort